Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise fürs Damengambit typische Mittelspielstrategie lernen will,
der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem ausschließlich das Damengambit
behandelt wird. Dabei geht es allerdings in diesem Buch zunächst nur um die
'Abtauschvariante' – genauer gesagt: um Stellungen vom Typ 'Karlsbader Struktur'
mit weißen Bauern auf d4 und e3 gegenüber schwarzen auf c6 und d5, die typisch
für die allermeisten Systeme ist, die aus der Abtauschvariante
hervorgehen.
Besondere Erwähnung verdient noch die Tatsache, dass die 120 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise:
– Aufstiegskandidat
– Abstiegskandidat
– Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung
– einziger Zug
und dergleichen mehr.
178 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Koschetzki im
September 2023
Wer kennt das nicht? Man kauft sich ein Buch
oder eine DVD über eine vielversprechende Eröffnung, um damit einen
Wissensvorsprung gegenüber Anderen zu bekommen, und stellt bei
näherer Betrachtung des Mediums fest, dass es nicht auf die
Bedürfnisse Einzelner eingeht und dermaßen mit Analysen
überfrachtet ist, dass man beim Durcharbeiten den Wald vor lauter
Variantenbäumen nicht mehr sieht. Hinzu kommt, dass das Gelernte
gelegentlich nicht in der Turnierpraxis angewendet werden kann, da es
andere Varianten bzw. verschiedene Übergänge in andere Eröffnungen
gibt.
Wer dies bis jetzt geglaubt hatte, wird im Buch
von Dr. Karsten Müller „Typisch Damengambit - Abtauschvariante -
Effektives Mittelspieltraining“ - eines anderen belehrt. Der Autor
hat es im Laufe seiner Schachkarriere zu einer Vielzahl von Büchern
gebracht, insbesondere hat er sich als weltbester Endspielexperte
hervorgetan.
Warum sollte man aber ein Buch, welches sich
mit den Gegebenheiten der Eröffnung bis hinein ins Mittelspiel
beschäftigt, überhaupt in Erwägung ziehen, wenn es von einem
Endspielexperten stammt? Die Antwort liegt auf der Hand, da das
Endspielwissen das Fundament für jede Eröffnung und jedes
Mittelspiel bildet. Insoweit war ich sehr gespannt, was mich in dem
Buch erwartete.
Es erschien in der 1. Auflage im August 2023 im
Joachim Beyer Verlag und enthält auf 178 Seiten neben den 120
Aufgaben eine Vielzahl von zusätzlichen Nuancen. So werden die
Bauernstrukturen in dem Buch behandelt, zu denen die Abtauschvariante
im Damengambit führen kann.
Aufbauend auf der Karlsbader Bauernstruktur
werden zu den einzelnen 120 Übungen Verständnisfragen gestellt, die
mit abwechslungsreicher und unterhaltsamer Veranschaulichung
dargeboten werden. Damit stellt das Buch neben einem üblichen
Lehrbuch ein Übungsbuch dar, um somit einen tiefgreifenden Einblick
in die komplexen Mittelspielstrukturen und die strategischen
Mittelspielpläne zu vermitteln.
Damit schließt Karsten Müller das Vakuum
zwischen Eröffnung und Mittelspiel für das Damengambit – ganz
ähnlich, wie er in seinem Buch „Magie der Schachtaktik“ als
Pionier die Transformation von Vorteilen erläutert. Man darf also
gespannt sein, ob Dr. Karsten Müller auch weitere Eröffnungen mit
den dazugehörigen Mittelspielplänen verzahnt, was zu einem Unikum
in der Schachliteratur führt. Zielsetzung ist hier, nicht nur dem
Clubspieler, sondern auch den Amateuren etwas Handfestes an die Hand
zu geben.
Gut gelungen ist der Hinweis im Vorwort, dass
dieses Buch nicht an ein gewisses Spektrum der Spielstärke gekoppelt
ist, sondern durch den Fleiß jedes Einzelnen ein größtmöglicher
Nutzen erreichbar ist. Insoweit animiert der Autor den Leser, den
Wert seiner Spielstärke durch eigene Fleißarbeit zu steigern.
Da das Buch gut strukturiert aufgebaut ist,
erhält der Leser in den 120 Übungen alle wesentlichen Informationen
zur Abtauschvariante des Damengambits. Dabei sind die Aufgaben sehr
sorgfältig ausgewählt, wie man es von Dr. Karsten Müller auch
nicht anders gewöhnt ist. Der Erfolg der Lektüre in der
Turnierpraxis hängt vom Verständnis des Lesers ab, insoweit wird
ihm auch nicht „vorgegaukelt“, es sei an eine bestimmte
Zielgruppe gerichtet. Von daher eine lohnenswerte Lektüre.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
In
den letzten Monaten hatte ich vermehrt die Gelegenheit, wieder ein
paar intensivere Blicke in Schachbücher zu werfen. Dabei stach die
Neuerscheinung "Typisch Damengambit (Abtauschvariante) –
Effektives Mittelspieltraining" aus der Feder von
Großmeister Karsten Müller doch heraus.
Wie
das? Zuerst einmal, weil es – typisch für GM Müller! – wieder
einmal ein Arbeitsbuch ist und den Leser konkret
fordert. Schachbücher, die ihren Lesern abverlangen, sich aktiv
einzubringen, sind relativ selten geworden im Vergleich zu
Partiensammlungen, mit denen sich der Leser eher "bespaßen"
lassen kann. Man merkt es dem Hamburger Großmeister an: Er ist
wahrhaftig daran interessiert, seinen Schülern etwas zu vermitteln,
etwas, das bleibenden Wert besitzt und im Idealfall noch die
Spielstärke steigert. Diese Absicht allein ist schon bemerkenswert!
Nach
dem Sizilianer konzentriert sich Müller bei der Partieauswahl –
wie der Titel offenbart – diesmal ausschließlich auf
Mittelspiel-Stellungen, die aus der Abtauschvariante des orthodoxen
Damengambits entstanden sind. Ähnlich wie Lothar Nikolaiczuk in der
90er-Jahre Reihe "Gezielte Mittelspielstrategie", richtet
sich der Autor gezielt an Anhänger einer ganz bestimmten Eröffnung,
in diesem Band des Damengambits – ganz gleich, ob sie diese
Eröffnung mit Weiß oder Schwarz spielen!
Warum
das Sinn macht und den Trainingserfolg intensiviert, erklärt der
Großmeister sowohl im Vorwort als auch auf dem Klappentext. Auf
den Punkt gebracht: Eingefleischte 1. e4-Spieler müssen sich nicht
mit Mittelspielstrukturen auseinandersetzen, die aus 1.
d4-Eröffnungen entstanden sind und umgekehrt.
Das
Inhaltsverzeichnis ist dabei bewusst nüchtern gehalten und gibt dem
Leser keinerlei Hinweise (wie beispielsweise 'Minoritätsangriff')
bezüglich der richtigen Antworten auf die 120 Fragen zu entsprechend
vielen Partiebeispielen.
Was
mir insbesondere gefällt, ist die Tatsache, dass die Partien nicht
erst ab der kritischen Mittelspielstellung gezeigt werden, wie es ja
in anderen Büchern häufig der Fall ist. Vielmehr kann man die Züge,
die zur jeweiligen Fragestellung führen, am Brett direkt
nachspielen! Das gefiel mir schon in Euwe´s "Mittelspiel"
und das finde ich bis heute ideal.
Die
Partienauswahl hat mir dabei ebenso gut gefallen: Müller
schafft einen idealen Mix der möglichen und typischen
Mittelspiel-Pläne und kommentiert dabei wohlwollend ausführlich.
Selbst, wer nicht unbedingt aktiv an der Beantwortung der Fragen
interessiert ist, sondern nur "einfach so" Partien aus der
Damengambit-Abtauschvariante nachspielen möchte, kommt nicht daran
vorbei, aus jeder Partie unbewusst doch etwas zu lernen . Und was
kann man sich mehr von einem spezialisierten Mittelspielbuch wie
diesem erhoffen?
Fazit:
Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Mittelspielbuch von
Karsten Müller, denn der Titel "Effektives
Mittelspieltraining" hält definitiv, was er verspricht!
Schach gespielt wird nicht nur in Wirklichkeit, es wird auch in
erfundenen Geschichten gespielt. Literarische Schachpartien gibt es seit vielen
Jahrhunderten. Sie haben deutliche Spuren in der europäischen Literatur
hinterlassen. Im Mittelpunkt des Bandes stehen fünf literarische Texte,
sogenannte Schach-Poeme, die von Schachpartien handeln. Sie werden hier erstmals
ausführlich vorgestellt und in ihrem Zusammenhang von einem professionellen
Literaturwissenschaftler erklärt. Das Besondere an der Darstellung ist Matthias
Aumüllers Versuch, wissenschaftlich seriöse Forschungsergebnisse auf eine auch
Nicht-Philologen ansprechende, unterhaltsame Art und Weise zu präsentieren. Wie
von selbst erhalten die Leserinnen und Leser dabei einen Einblick in die
Mechanismen der europäischen Literaturgeschichte, die sich über die Jahrhunderte
nie isoliert in einem Land, sondern immer im Austausch der verschiedenen
Literaturen entwickelt hat.
Altkatalanisch, Neulateinisch, Polnisch, Italienisch, Englisch – das
sind die Sprachen, in denen die Schach-Poeme verfasst sind. Ihnen gemeinsam ist,
dass jeweils eine Schachpartie ihr Hauptthema ist. Sie unterscheiden sich
allerdings darin, dass jeweils andere Spielerinnen und Spieler beteiligt sind.
Und da die Poeme in unterschiedlichen Epochen und Kulturen entstanden, gibt es
weitere Unterschiede und Eigenheiten, deren Bedeutung in fünf Kapiteln ermittelt
wird.
Ihnen vorangestellt ist ein ausführliches Kapitel über die große
Verbreitung von Schach-Motiven in der mittelalterlichen Literatur, an deren Ende
die Erfindung der literarischen Schachpartie in einem alt-/mittelfranzösischen
Versepos steht.
Matthias Aumüller wurde mit einer Dissertation über die Literaturtheorie
des russländisch-ukrainischen Philologen Aleksandr Potebnja (1835-1891) an der
Universität Hamburg promoviert. Danach habilitierte er sich an der Universität
Wuppertal mit einer Arbeit zur Romanliteratur der DDR. Zuletzt erschien eine
Abhandlung zum unzuverlässigen Erzählen in der deutschsprachigen
Nachkriegsliteratur. Gegenwärtig ist er als SNF-Senior Researcher an der
Universität Fribourg (CH) beschäftigt. Ab 2024 wird er als Projektleiter der
Deutschen Forschungsgesellschaft an der Universität Halle-Wittenberg tätig
sein.
266 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der "synthetischen" Methode
Das neue Grundlagenwerk für fortgeschrittene Spieler, die sich die Methode
eines Großmeisters zu eigen machen möchten. Auf seinem Weg wird der Leser nicht
geschont, aber immer wohlwollend begleitet.
Aus dem Vorwort von Loek van Wely: „Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens."
Aus dem Inhalt:
– „Synthetisches" Herangehen an eine Stellung im Unterschied zum
„analytischen"
– Die verschiedenen Gangarten – „energisches" und „umsichtiges" Spiel
– Was kann ich mit einem Zug alles anstellen? – die Rangfolge der
Zug-Wirkungen
– Der „Plan der Stellung" – Lageplan und Spielplan – die Bedeutung der
Initiative
– Objektive, intersubjektive und subjektive Stellungsbewertung
– Der Masterplan zum Partiegewinn
– Beachten und Einschränken der gegnerischen Möglichkeiten, präventives
Spiel
– Variantenberechnung und Kandidatenzugfindung, „Befragen" der
Stellung
– Tipps zur Schachpsychologie, zur Zeiteinteilung und zum erfolgreichen
Training
– Das richtige Vorgehen bei der Arbeit an den Eröffnungen
310 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Oktober 2023
Was
ist die „synthetische Methode“, um von der Stellung zum Zug zu
kommen? Was ist anders als beim „analytischen“ Vorgehen, wenn der
Spieler sich ihrer bedient?
Großmeister
Frank Holzke stellt in seinem Buch „Von der Stellung zum Zug“,
Untertitel „Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der
„synthetischen“ Methode, die Zugfindung nach der ‚synthetischen‘
Methode“ vor. Das Werk ist 2023 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Zunächst
einmal geht es thematisch darum, einen guten Zug zu machen, immer und
immer wieder in jeder sich neu ergebenden Stellung. Das ist nun noch
nicht etwas bahnbrechend Neues. Und wenn dieses Vorhaben gelingt,
wird man Erfolg haben. Oder wie Holzke einen nicht namentlich
genannten Großmeister zitiert: „Immer wenn ich dran bin, mache ich
einen fürchterlich starken Zug, und das 40 Mal hintereinander. Das
halten die wenigsten aus!“ Für mich, und dies trotz einer
jahrzehntelangen Erfahrung, ist die von Frank Holzke intensiv und
quasi Schritt für Schritt dargestellte „synthetische“ Methode
der Zugfindung Neuland, und vermutlich wird dies auch auf viele
andere erfahrene Schachfreunde zutreffen.
Wie
lassen sich gute Züge klassifizieren? Sie sind daran erkennbar,
dass
sie allein oder mit Folgezügen zum Matt führen,
einen
Materialvorteil einbringen,
eine
günstige Transformation erlauben,
zu
einer günstigen Veränderung der Bauernstellung führen oder
ohne
Transformation eine Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
herbeiführen.
Matt
und Materialgewinn können taktisch oder „technisch“ realisiert
werden. Transformationen können taktisch oder positionell erreicht
werden, z.B. mittels einer „petite combinaison“, Abtausch, Opfer,
Bauernhebel etc. Die Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
ist positionell oder technisch möglich.
Wie
lassen sich gute Züge finden? Mit Schachverständnis und Knowhow.
Und dies bringt der fortgeschrittene Spieler mit und der
fortgeschrittene Spieler in spe erarbeitet es sich noch.
Wenn
der Spieler sein Zugrecht optimal ausnutzt, also einen Zug mit hohem
Wirkungserfolg spielt, lässt sich dies mit einem gedanklichen Wert
von 1 rechnerisch beschreiben. Zugrecht und mit dem Zug erreichter
Erfolg stimmen optimal überein. Es gibt aber auch eine gegenteilige
Situation, in der dem Spieler nur ein gedanklicher Wert von -1
eröffnet ist. In diesem Fall ist das Zugrecht nachteilig, weil der
nächste Zug die Partie verlieren lässt. Dies ist beispielsweise in
einer Zugzwangstellung der Fall, wenn der Spieler beispielsweise in
einem Bauernendspiel die Opposition der Könige aufgeben und dem
Gegner die Bauernumwandlung einräumen muss. Zwischen diesen beiden
Werten ergibt sich eine Spannbreite, die als Hilfsmittel zur
Bewertung zur Verfügung steht.
Holzke
hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, „Richtig
spielen“, enthält sieben Kapitel und zwei Anhänge. Da diese einen
Rückschluss auch auf die Systematik des Buches wie die „synthetische
Methode“ erlauben, bilde ich sie nachstehend ab.
Kapitel
1: Spiele gute Züge
Kapitel
2: Nutze den Zug
Kapitel
3: Folge dem Plan
Kapitel
4: Beachte den Gegner
Kapitel
5: Berechne die Varianten
Kapitel
6: Finde die Kandidaten
Kapitel
7: Befrage die Stellung
Anhang
1: Schachpsychologie
Anhang
2: Zeiteinteilung
Der
zweite Teil widmet sich dem Thema „Richtig trainieren“. Er
enthält drei Kapitel mit den Schwerpunkten Computereinsatz und
qualifiziertes Erlernen von Eröffnungen.
Die
von Holzke intensiv beschriebene synthetische Methode eröffnet die
Chance auf eine hochinteressante Erweiterung des
Schachverständnisses. Damit der Leser „Von der Stellung zum Zug“
richtig für sich nutzen kann, braucht er bereits ein fundiertes
Schachwissen. Entsprechend richtet sich das Werk an den
„fortgeschrittenen“ Spieler. Dies kann nach meiner Einschätzung
sowohl der Elo-starke Spieler wie auch der mäßig starke sein, der
aufgrund seiner Erfahrung dem Stoff folgen kann, auch wenn er bisher
seine Wissens-PS noch nicht so richtig auf die Kette bringen konnte.
Frank
Holzke ist im beruflichen Leben Jurist. Dies merkt man seiner Sprache
an. Im Buch formuliert er logisch direkt, präzise und ohne milde
Umschreibungen. Mir gefällt dieser ehrliche Stil, auch wenn er
manchmal entlarvend direkt ist. Wenn man als Leser beispielsweise vor
Augen geführt bekommt, dass eine viel gehörte Begründung für eine
bestimmte Zugwahl seitens eines schwächeren Spielers meist nur eine
Ausrede ist und eine gewisse Faulheit kaschieren soll, kann dies
innerlich empören, sollte es aber nicht. Frank Holzke ist von der
Logik des Juristen konditioniert und spricht die Dinge genau so an
und aus.
Fazit:
„Von der Stellung zum Zug“ ist eine echte Bereicherung. Das Werk
stellt die „synthetische“ Methode zur Zugauswahl vor, beschreibt
sie und führt den Leser intensiv in sie ein. Der Leser braucht
Spielstärke und/oder Erfahrung, um umfassend von ihm profitieren zu
können.
Rezension
von Stefan Liebig im September 2023
Im
Vorwort schreibt der niederländische Großmeister Loek van Wely:
„Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens.“ Er selbst spricht da aus Erfahrung und verrät,
jahrelang an der Seite Holzkes in Mannschaftskämpfen angetreten zu
sein, ohne von dessen „synthetischer Methode“, mit der er zu
guten Zügen gelangen will, gewusst zu haben. Offenbar teilt van Wely
diesen Ansatz zwar nicht komplett, bedauert aber, dass sich die
beiden früher nie darüber ausgetauscht haben. Im Buch „Von der
Stellung zum Zug“ gibt Holzke nun einen umfangreichen Einblick in
seine Technik, die er auch als Trainer erfolgreich anwendet.
Holzke
stellt seine synthetische Methode der analytischen entgegen. Sie
basiert in erster Linie auf der für jeden Zug erforderlichen Suche
nach einem guten Zug – wohlgemerkt: nicht um jeden Preis dem besten
Zug. Das klingt selbstverständlich, Holzke erklärt aber
ausführlich, warum es das in der Praxis oftmals nicht ist.
Grundsätzlich unterscheidet er im ersten Teil des Buches die
positionsabhängigen Gangarten „energisch“ und „umsichtig“,
seziert die Begriffe „Tempo“ und „Plan“, fordert zum Beachten
von Gegnern, Varianten und Kandidaten sowie zur Befragung der
Stellung auf. Im Anhang des ersten Teils folgt eine Betrachtung der
Themen Schachpsychologie und Zeiteinteilung, bevor der zweite Teil
„Richtig trainieren“ mit den Kapiteln „Steigere dein Können“,
„Verwende
den Rechner“ und „Lerne Eröffnungen richtig“ das Buch
abschließt.
Erstaunlich
die Konsequenz mit der er immer das Ziel „mattsetzen“ anspricht.
Denn seine Grundthese lautet: Es gibt nur gewonnene, ausgeglichene
und verlorene Stellungen. Eine Stellungsbewertung wie „leichter
Vorteil“ hält er dementsprechend für unsinnig. Vieles weitere
erscheint nicht ganz so revolutionär wie es angekündigt wird,
dennoch ist das Buch als Lehrbuch absolut empfehlenswert. Denn
insbesondere die unzähligen Fragen, die in den sehr übersichtlichen
Kapiteln gestellt werden, dienen natürlich zum einen der Lösung der
gestellten Aufgabe, vor allem aber sind sie wertvolle Hinweise,
welche Fragen man sich während einer Partie immer wieder stellen
sollte.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
Eine
überaus interessante Neuerscheinung aus dem Joachim Beyer Verlag ist
der Titel „Von der Stellung zum Zug“ - Lehrbuch für
fortgeschrittene Spieler nach der 'synthetischen' Methode von GM Dr.
Frank Holzke
Den
Namen Frank Holzke hatte ich zuvor im Zusammenhang mit Schach zwar
schon gehört, aber dennoch habe ich mich bei Wikipedia genauer
informiert. Holzke, Jahrgang 1971, ist Jurist, wurde 1997 IM und 2008
GM. 1988 schlug er bei einem Simultan Garri Kasparow und hat mit dem
oben genannten Titel – jedenfalls soweit ich es erkennen kann –
sein nunmehr erstes Schachbuch geschrieben.
Gleich
im Vorwort erklärt der Autor, was unter der "synthetischen
Methode" zu verstehen ist:
"Dieses
Buch will dazu anleiten, richtig Schach zu spielen. (...) Die
synthetische Methode ist flexibel, indem sie nur einen Rahmen
vorgibt, den der Spieler nach seinen Fähigkeiten und Neigungen
ausfüllen kann."
Das
klingt doch schon einmal sehr vielversprechend! Wobei ich mich an
dieser Stelle (vielleicht ja zu Unrecht) bevormundet fühle und mich
etwas an dem Wort "richtig" reibe, wo meiner Meinung nach
"besser" die glücklichere Wortwahl gewesen wäre.
Ein
Blick in das Inhaltsverzeichnis bestätigt die auf dem Titel doch
recht hoch angesetzten Ambitionen, eben Literatur für
"fortgeschrittene Spieler". In zwei großen Abschnitten
befasst sich GM Holzke mit den Themen "Richtig spielen"
sowie "Richtig trainieren".
Die
Unterkapitel sind dabei unter anderem wie folgt betitelt: Folge dem
Plan – Beachte den Gegner – Berechne die Varianten – Finde die
Kandidaten. Außerdem geht es um Schachpsychologie und
Zeiteinteilung, um den Umgang mit dem Rechner, das richtige Lernen
von Eröffnungen und letztlich das Steigern des eigenen Könnens.
Etwas
zu häufig für meinen Geschmack ist dabei vom "richtigen"
bzw. "falschen" (Lernen, Spielen, Trainieren) die Rede –
mutmaßlich kommt hier neben dem Großmeister auch der Jurist Holzke
zum Vorschein.
Davon
abgesehen, ist die Partienauswahl schlichtweg vortrefflich zu nennen:
Eben weil die Beispiele zum größten Teil seiner eigenen Praxis
entstammen, vermag Holzke dabei auch die besten Einsichten zu
vermitteln. Für mich besonders aufschlussreich waren es Partien wie
Holzke – Vuckovic, in der es dem Autor hervorragend gelingt zu
erklären, warum er von einem schematischen Vorgehen am Damenflügel
abgesehen und sich stattdessen dem Königsflügel zugewandt hat.
Auch
Holzke – Howell als Beispiel zum '5-Stufen-Programm' sowie Holzke –
Pähtz empfand ich als lehrreich und überaus ehrlich, wenn Holzke
freimütig am Ende eingesteht: „Sie (Elisabeth) hatte viel mehr
gesehen (und verstanden) als ich, aber am Ende hat sie verloren!
Manchmal geht es im Schach – wie ja überhaupt im Leben –
ziemlich ungerecht zu.“ (S. 225)
Insbesondere
nach dieser philosophischen Äußerung hatte ich mir zumindest einen
kleinen Einblick in das Thema der Schachpsychologie gewünscht.
Fündig wurde ich dazu jedoch nur im ersten Kapitel, wo GM Holzke
sich zu Fragen des persönlichen Stils bei der Zugwahl äußert und
seinen Lesern tatsächlich rät: „Vergessen Sie einfach den
'Stil'!“ (S. 14).
Dass
er dabei gerade dem menschlichen Faktor (seit Lars Bo Hansen, Alex
Yermolinsky, Wjatscheslaw Eingorn, Karsten Müller und Luis Engel
besonders im Rampenlicht der Schachpsychologie) kaum bis keinerlei
Beachtung schenkt, empfand ich im Folgenden dann doch als
überraschend.
Selbst
im Kapitel 'Beachte den Gegner' reduziert Holzke den Gegner als
wesentlichen Faktor lediglich auf die Vorkommnisse auf dem
Schachbrett. Sind es doch nicht selten Emotionen wie „Hochgefühl,
Angst, Hass, Gleichgültigkeit, Langeweile, Verzweiflung“
(Yermolinsky), die unsere Zugwahl auch während einer Partie
beeinflussen und oft zu Fehlentscheidungen oder Zeitnot führen.
Probleme, die jeder Schachspieler kennt. Probleme, für deren Lösung
sich Leser hilfreiche Empfehlungen von fachkundigen Autoren erhoffen.
Großmeister
Lars Bo Hansen, Initiator des Spielertypen-Modells, widerspricht der
These zur empfohlenen Ignoranz des Stils dabei bekanntlich deutlich
im Kapitel 'The opponents: The role of the human factor in chess"
seines bahnbrechenden Werkes 'Foundations of chess strategy': "The
right choice of plan in a given strategic position should not only be
determined by purely chess reasons. (...) The style and personality
of the combatants should be included in the decision process as well"
(Seite 21 ff.)
Die
Großmeister Karsten Müller und Luis Engel haben das Modell
aufgegriffen und es den deutschsprachigen Schachspielern zugänglich
und verständlich gemacht.
Auch
GM Yermolinsky schrieb bereits 2002 in dem Kapitel 'Wenn Gefühle
regieren': „Ein starker GM erzählte mir einmal, dass wir (...)
während einer Partie in etwa 90 Prozent aller Stellungen zufällig
wissen, berechnen oder auf eine andere Art und Weise herausfinden,
was der beste Zug ist. Das bedeutet, dass man bei einer
durchschnittlichen Partielänge von 50 Zügen fünfmal nicht weiß,
was man spielen soll! Da fängt der interessanteste, aber auch
schwierige Teil an. Er sagte ebenfalls, dass diese Momente für den
Stil und die Persönlichkeit eines Schachspielers sehr
charakteristisch seien.“ (Der Weg zur Verbesserung im Schach, S.
12)
Ebenso
positioniert sich GM Eingorn, der im Kapitel 'Individualität und
Stil' seines lesenswerten Buches 'Entscheidungsfindung am
Schachbrett' schreibt: „Bisher ist es niemandem gelungen, Schach zu
einer Wissenschaft zu machen, oder anders gesagt, eine Methode
aufzuzeigen, wie man mit einem ausreichenden Grad an Exaktheit in
einer beliebigen Stellung den besten Zug finden kann. Sollte dies
wirklich geschehen, wird das Spiel an sich seinen Sinn verlieren.“
(S. 19).
Wer
liegt also richtig? Und ist richtig auch wichtig? Wie so oft denke
ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, also nicht im
Schwarz-Weiß-Denken, sondern in der Grauzone. Gerade in der
Vielschichtigkeit, der Unterschiedlichkeit liegt doch der Reiz der
verschiedenen Spielstile und Vorlieben!
Vor
allem jedoch bestärken solch unterschiedliche Denkweisen die
Notwendigkeit ihrer Vertiefung und Diskussion und bekräftigen einen
in der Erkenntnis, dass man wahrhaftig jeden kritisch hinterfragen
sollte, der einem seine Methode als die richtige
empfiehlt!
Mein
einziger kleiner persönlicher Kritikpunkt: Bei Partien, deren
Besprechung um den 20. Zug herum beginnt, hätte ich mir gewünscht,
dass die Anfangszüge der Partie mitgeliefert werden. Max Euwe hat
das in seinem Buch 'Das Mittelspiel' so gehandhabt, andere Autoren
tun es ebenso. Vielleicht verspreche ich mir davon, eine
interessante Eröffnungsvariante kennenzulernen, die ich selbst
einmal ausprobieren möchte, vielleicht bin ich auch einfach zu
bequem, um die Stellung aufzubauen, und würde lieber spielerisch zur
Ausgangsstellung gelangen.
Fazit:
In jedem Fall ein sehr interessantes Lehrbuch für fortgeschrittene
Spieler, das zum Reflektieren anregt! Hier gibt ein Großmeister
tiefe und ehrliche Einblicke in seinen Denk- und Zugauswahlprozess
sowie wertvolle Hilfestellungen für das nächste Turnier bzw. das
Training!
enthalten sind:1) Die Endspielkunst der Weltmeister Band 1 - von Steinit bis Tal2) Die Endspielkunst der Weltmeister Band 2 - von Petrosjan bis Carlsen452 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Über Magnus Carlsen gibt es schon so viel Literatur. Warum hat der Autor
dem noch ein weiteres Buch hinzugefügt? – Weil er den Gedanken hochinteressant
fand, das strategische Spiel eines Genies durch die Brille des sogenannten
'Modells der vier Spielertypen' zu betrachten. Und im Ergebnis ist es ihm
tatsächlich gelungen, sowohl die herausragenden Stärken als auch die
Universalität des 16. Weltmeisters deutlich herauszuarbeiten.
Aber selbst wenn sich der Leser nicht unbedingt für diesen Ansatz
interessiert, kann er das Buch ebenso gut als äußerst nützliches 'Lehrbuch der
Strategie' ansehen, so instruktiv sind die Partien von Magnus Carlsen. Denn
seinem Stil gemäß beherrscht er viele strategisch unverzichtbare und effektive
Methoden (beispielsweise aktive Prophylaxe, strategisches Druckspiel usw.) wie
kein Zweiter.
Zur Vertiefung hat der Autor zahlreiche anschauliche und aussagekräftige
Faustregeln zu den verschiedenen Themen formuliert. Dabei versäumt er allerdings
nicht den Hinweis, dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel
auswendig zu kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist,
seine Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es
sich um einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt. Und da Magnus
Carlsens Fähigkeiten auch in dieser Beziehung als absolut genial bezeichnet
werden können, versteht es sich von selbst, dass jeder Leser, der sich etwas
eingehender mit Carlsen-Partien beschäftigt, sehr viel über die Feinheiten des
Schachspiels von einem der besten Spieler aller Zeiten lernen kann.
Jedes Kapitel wird mit themenbezogenen Aufgaben abgerundet. Und praktische
QR-Codes erleichtern das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein
Brett zur Hand ist.
156 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
Magnus
Carlsen - Die Schach-DNA eines Genies
Das
neue Buch aus der Feder von Karsten Müller hat den mittlerweile
Ex-Weltmeister Magnus Carlsen und einmal mehr die Besonderheiten
seiner praktischen Spielweise zum Thema.
Dabei
ist dem Autor selbstverständlich klar, dass es über Carlsen eine
Fülle an Literatur gibt. So fragt der Hamburger Großmeister im
Vorwort selbst, welchen Mehrwert ein weiteres Buch über Carlsen für
den interessierten Schachliebhaber haben sollte.
Wer
sich gern mit Schachliteratur beschäftigt, dem wird nicht entgangen
sein, dass sich Karsten Müller in einigen seiner jüngsten Titel
schon mehrfach mit dem Modell der vier „Spielertypen" nach
Großmeister Lars Bo Hansen befasst hat. Man kann zweifelsfrei und
ohne jede Übertreibung behaupten, dass Müller dabei die
maßgeblichen Inhalte und Resümees des dänischen Autors nicht nur
in den Details intensiviert und präzisiert hat, sondern dass es ihm
somit gelungen ist, das gesamte Spielertypen-Modell auf ein neues
Level zu heben. Und genau das ist ja etwas, was auch Carlsen mit dem
Schachspiel an sich getan hat.
Müller
gelingt es im vorliegenden Werk auf vorbildliche Weise, die
praktische Spielweise Carlsens unter dem Aspekt des
Spielertypen-Models genauer zu betrachten. Dabei ist es keinesfalls
einfach, die Stärken eines so universellen Spielers wie Carlsen
besonders herauszuarbeiten.
Spezielle
Kapitel befassen sich mit dem Spiel gegen Schwächen, der Ausnutzung
eines Raumvorteils, dem Spiel mit dem Läuferpaar, dem richtigen
Abtausch, Prophylaxe usw. Es fiel mir schwer, aus der Fülle von
instruktiven Beispielen einige gesondert hervorzuheben, dennoch
möchte ich es versuchen. Besonders wuchtig fand ich Carlsens Partien
gegen Ivan Sokolov (Wijk aan Zee 2013), Peter Leko (Nanjing 2009) und
Levon Aronian (Saint Louis 2017), die Müller allesamt
nachvollziehbar gut kommentiert.
Wie
auch in seinen vorangegangen Büchern sieht GM Müller sich dabei
nicht nur in der Position des Lehrers, der seine Leser unterhält.
Nein, der Schüler wird wiederholt anhand von Aufgaben dazu animiert,
sich selbst aktiv einzubringen und sich die Lösungen selbst zu
erarbeiten, was selbstverständlich den Lerneffekt ungleich erhöht.
Damit
der Leser die Inhalte des Buches auch auf Reisen oder anderweitig
„unterwegs“ genießen kann, werden QR-Codes bei jedem Diagramm
verwendet, die bei Müllers Büchern längst zum Standard gehören.
Fazit:
Die Beispiele sind hochgradig instruktiv und auf den Punkt gebracht.
Nach dem Studium dieses Buches versteht man die „Schach-DNA"
Carlsens insbesondere unter dem Aspekt des Spielertypen-Modells noch
besser!
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
gibt unzählige Bücher über Magnus Carlsen und noch viel mehr, in
denen seine Partien analysiert werden. Kein Lehrbuch, keine Sammlung,
in der der Schachweltmeister (von 2013 bis 2023) und aktueller
Weltmeister im Schnell- und Blitzschach nicht vertreten wäre. Somit
stellt sich die Frage, warum der Autor, Großmeister Dr. Karsten
Müller, der bereits zahlreiche Schachbücher geschrieben hat, nun
noch ein weiteres Buch über Carlsen vorlegt. Müller gibt die
Antwort selbst. Weil er das Spiel des Weltmeisters unter dem „Modell
der vier Spielertypen“ betrachtet. Dieses Modell geht auf den
Wirtschaftsfachmann und dänischen Großmeister Lars Bo Hansen
zurück, der unter dem Oberbegriff „Human Resources“ die
menschliche Typologie auf Schachspieler übertragen und sie in
Gruppen eingeteilt hat. Autor Müller räumt zwar ein, dass dieses
„Schubladendenken“ Gefahren mit sich bringt, denn das Ziel sollte
immer sein, am Brett so universell wie möglich zu sein.
So
sind die vier Spielertypen – die einem in Schachbüchern immer
wieder begegnen – der Aktivspieler, zu denen sich der Autor selbst
zählt, die Theoretiker, wie Hansen, die Reflektoren, wie Magnus
Carlsen, und schließlich die Pragmatiker wie der neue
Schachweltmeister Ding Liren. Karsten Müller zählt unter anderem
die Stärken und Schwächen, als auch die Risikobereitschaft und
typische Eröffnungen auf, was dem Leser bereits einen großen
Einblick in die Spieltechniken bekannter Schachmeister gibt. Der
Autor bezeichnet sein Werk (Magnus Carlsen – Die Schach-DNA eines
Genies, Joachim Beyer Verlag, 156 Seiten, kartoniert, mit
Abbildungen, 24,80 Euro) selbst als ein „Lehrbuch der Strategie“.
Über anschauliche Beispiele zu den verschiedenen Themen wie etwa der
Nutzung offener Linien, Vorteile im Raum und mit dem Material,
Abtausch, Verteidigung und Endspiel, gelingt es auch festzustellen,
zu welchem Spielertyp man selbst neigt – einer der großen Vorteile
des Buches. Wenn man dies auch noch quasi über den Weltmeister
Carlsen vermittelt bekommt, ist dies ein echter Gewinn. Wie sollte es
anders sein, ist auch das vorliegende Buch nicht nur Leselektüre.
Karsten Müller hat themenbezogene Aufgaben eingestreut, die einen
stärken können, aber auch die Genialität von Magnus Carlsen vor
Augen führen. Inklusive der Möglichkeit, die Partien über einen
QR-Code nachzuspielen.
Man verrät nichts Neues mit der Feststellung, dass die meisten Spieler bei
Weitem lieber angreifen, als sich zu verteidigen. Auch ist es nicht
verwunderlich, dass sich verschiedenste Autoren schon seit mehr als einem
Jahrhundert in etlichen Büchern dem populären Thema 'Angriff' gewidmet haben.
In diesem Buch versucht der Autor nunmehr, die stets wiederkehrenden
Mechanismen des Angriffsspiels so kompakt wie möglich darzustellen, indem er
sich auf eine begrenzte Anzahl wichtiger Motive sowie die Beschreibung typischer
Bausteine der Angriffsstrategie beschränkt. Zur Vertiefung werden zahlreiche
anschauliche und aussagekräftige Faustregeln zu den verschiedenen
Themenbereichen formuliert.
Mit Blick auf die Praxis wird dabei allerdings der Hinweis nicht versäumt,
dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel auswendig zu
kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist, seine
Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es sich um
einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt.
Behandelt werden beispielsweise solch unverzichtbare Themen wie:
'Ungleichfarbige Läufer bevorteilen den Angreifer', 'Abtausch von
Angriffspotenzial vermeiden', 'Typische Angriffsstrukturen', 'Angriff auf einem
schwachen Felderkomplex'. Sodann wird in einem eigens einem der größten
Angriffskünstler aller Zeiten gewidmeten Kapitel Michail Tals diesbezügliches
Genie anhand einiger seiner ebenso markanten wie pointierten Zitate dargestellt
– wie beispielsweise „Zentralisiere und opfere!", "Greift der Gegner eine deiner
Figuren an, greife zwei von ihm an!"
Ein Kapitel zum Mattangriff im Endspiel, ein Blick auf einige
eindrucksvolle Angriffssiege des Autors sowie allerlei themenbezogene Aufgaben
zu den einzelnen Kapiteln runden das Ganze ab. Außerdem ermöglichen praktische
QR-Codes das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein Brett zur
Hand ist.
142 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
"Angriff
- Faustregeln für die Praxis"
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf Angriff und
Verteidigung.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung als
Angriffsziel ausgemacht (beispielsweise eine ungedeckte Figur oder
eine Bauernschwäche) – und schon kann der Angriff losgehen! Wobei
der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den gegnerischen
König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter dem Einsatz
von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger aus dem Weg
geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes beraubt, ins
Freie getrieben und dort im Idealfall mattgesetzt. Ja, so wünscht
man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider häufig anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner stellt sich
unverzüglich als unkooperativer Spielverderber heraus, indem er die
solide Caro Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine". Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern mit der Aussicht
auf einen etwaigen Königsangriff, bloß um nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ja nur gutgemeinten Angriffsabsichten
mit beneidenswerter Leichtigkeit abprallen lässt und sich den vollen
Punkt angelt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis" zu Hilfe, wobei es
ihm darum geht sicherzustellen, dass Ihre (und natürlich auch meine)
Angriffe zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen, sondern dass
man konkret anhand bestimmter „Faustregeln" erkennen kann, wie
erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Die
Themen befassen sich dabei mit einem bunten Mix des taktischen
Einmaleins wie beispielsweise: „Alle Figuren in den Angriff
einbeziehen", „Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial",
„Die Öffnung von Angriffsrouten", „Typische Angriffsmotive"
oder „Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen".
Dabei
beschäftigt sich Großmeister Müller in jedem dieser Oberthemen
detailliert mit vielfältigen Unterkapiteln und liefert einprägsame
Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die Praxis jedes
Angreifers.
So
befasst sich das Thema „Typische Angriffsstrukturen" mit
typischen Methoden beim Angriff mit dem Isolani, mit dem schwarzen
Königsflügelangriff im klassischen Königsinder, dem
königsindischen Angriff aus weißer Perspektive und der Frage, wie
man dem Winawer-Franzosen (1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4) Blößen
zufügen kann, die einen anschließenden Angriff unwiderstehlich
machen.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farb- bzw. Felderkomplex, die Aufrechterhaltung des
Angriffspotenzials sowie die Kernkompetenz von Karsten Müller: das
Endspiel. Teilweise überraschende Mattangriffe in der Schlussphase
runden das Werk auf instruktive Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle eingefleischten
Angriffsspieler und solche, die es werden wollen!
Rezension
von Uwe Bekemann im Juli 2023
Eine
Faustregel besagt, dass man die Entfernung eines Gewitters in
Kilometern ermitteln kann, indem man ab dem Blitz die Sekunden bis
zum Donner zählt und diese durch 3 teilt. Bei der Prüfung, wann und
wie man im Schach seine Kräfte wie einen Blitz in die gegnerische
Stellung einschlagen lassen kann, so dass der Gegenüber wie vom
Donner gerührt auf das Brett starrt, hilft diese Faustregel
natürlich nicht. Dafür gibt es aber etliche andere, die der Spieler
kennen und anzuwenden wissen sollte.
In
seinem Buch „Karsten Müller – Angriff“, 2023 als Erstauflage
im Joachim Beyer Verlag erschienen, stellt der deutsche Großmeister
etliche „Faustregeln für die Praxis“ vor. Er zeigt dabei auf,
wann sie helfen und wann nicht, und wie auf sie gestützt der
Angreifer vorgehen kann.
In
10 Kapiteln, die Überschriften wie „Möglichst alle Figuren in den
Angriff einbeziehen“, „Der Angreifer vermeidet den Abtausch von
Angriffspotenzial“ oder auch „Angriff mit ungleichfarbigen
Läufern“ tragen, bereitet er den Stoff auf. In einer zumeist
kurzen, ausnahmsweise auch etwas längeren Einleitung führt Müller
den Leser in das jeweilige Thema ein. Es folgen mehrere
veranschaulichende Beispiele aus der Praxis, entweder als
vollständige Partie oder als Fragment aufgenommen. Dem schließen
sich vom Leser zu lösende Aufgaben zum im Kapitel behandelten Stoff
und die Lösungen dazu an.
Natürlich
kann Müller in einem rund 140 Seiten umfassenden Buch nur auf
ausgewählte Faustregeln und die Situationen, in denen sie eventuell
angewendet werden können, eingehen. Hierauf macht er auch
ausdrücklich zum 4. Kapitel („Typische Angriffsmotive“)
aufmerksam. „Allein die Fülle der gängigsten Angriffsmotive
bietet offenbar genug Material für ein eigenständiges Buch“,
führt er aus.
„Karsten
Müller – Angriff“ richtet sich meines Erachtens vor allem an den
Spieler auf Klubniveau, der schon Knowhow zur Theorie der
Angriffsführung aufgebaut hat. Diesem sind die Regeln und
Empfehlungen zum Angriff im Schach grundsätzlich bekannt. Diese
werden ihm mittels Faustregeln in Erinnerung gerufen, verbunden mit
einer Schärfung des Verständnisses und des Auges für die Situation
in der eigenen Partie. Müller verbindet in den Beispielen die
Theorie mit der Praxis und benutzt dabei Faustregeln als Brücke.
Unterhaltsam geschrieben ist das Werk nebenbei auch.
Die
Beispiele sind zumeist der Meisterpraxis entnommen, aber nicht nur.
Auf Seite 69 beispielsweise findet sich ein Auszug eines Duells von
Spielern mit der Kragenweite 1532 bzw. 1828. Das gelungene Handeln
nach einer geeigneten Faustregel setzt keine meisterliche
Spielfertigkeit voraus.
Müller
hat eine bei Chessbase erschienene eigene DVD als Grundlage für sein
Buch genutzt. Dies hat die Chance eröffnet, das Buch mit der DVD
online zu verbinden. Zu den Beispielen im Buch wird jeweils ein
QR-Code angeboten. Über diesen wird der Leser ins Onlineangebot
geleitet, wenn er ihn mit Smartphone oder Tablet einscannt, wo er den
Stoff bequem am virtuellen Brett behandeln kann.
Fazit:
„Karsten Müller – Angriff“ ist ein empfehlenswertes Buch, das
wichtige Faustregeln zur Angriffsführung aufgreift und zur Anwendung
in der Praxis aufbereitet. Es richtet sich besonders an den
Klubspieler, der sich schon ein gewisses theoretisches Rüstzeug zum
Thema aufgebaut hat.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen, als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf die Themen
'Angriff' und 'Verteidigung'.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung
ausgemacht oder provoziert – und dann angegriffen. Dies kann
beispielsweise eine ungedeckte Figur oder eine Bauernschwäche sein.
Wobei der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den
gegnerischen König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter
dem Einsatz von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger
aus dem Weg geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes
beraubt, ins Freie genötigt und dort im Idealfall matt gesetzt. Ja,
so wünscht man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider allzu oft anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner mutiert innerhalb
von wenigen Minuten zum größten aller Spielverderber, indem er die
solide Caro-Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine“. Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern in der Hoffnung
auf etwaigen Königsangriff, um allerdings nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ganzen schönen Angriffsabsichten mit
beneidenswerter Leichtigkeit zunichtemacht und den vollen Punkt
einsackt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis“ zur Hilfe. Damit die
Angriffe seiner Leser zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen,
sondern sie anhand bestimmter „Faustregeln“ ganz konkret erkennen
können, wie erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Dabei
befassen sich die Themen mit einer bunten Mischung aus dem taktischen
Einmaleins – wie z.B. „Alle Figuren in den Angriff einbeziehen“,
„Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial“, „Die Öffnung
von Angriffsrouten“, „Typische Angriffsmotive“ oder
„Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen“.
Im
Rahmen dieser Oberthemen beschäftigt sich Großmeister Müller in
vielfältigen Unterkapiteln mit allerlei Details, liefert jeweils
einprägsame Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die
Praxis des Angriffsspielers.
So
befasst er sich beispielsweise beim Thema „Typische
Angriffsstrukturen“ mit charakteristischen Methoden beim Angriff in
Isolani-Stellungen, mit dem schwarzen Königsflügelangriff im
klassischen Königsinder, dem königsindischen Angriff aus weißer
Perspektive und der Frage, wie man dem Winawer-Franzosen Schwächen
zufügen kann, die einem anschließenden Angriff nicht mehr
standhalten.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farbkomplex, die Erhaltung des Angriffspotenzials sowie die
Kernkompetenz von Karsten Müller: das Endspiel. So runden häufig
überraschende Mattangriffe im Endspiel das Werk auf instruktive
Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle Angriffsspieler –
und zwar auch für die zukünftigen!
Die Italienische Eröffnung ist eine der ältesten Eröffnungen der Schachgeschichte, die bereits im 15ten Jahrhundert erwähnt wurde, aber auch heute noch selbst auf höchster Ebene ein oft gesehener Gast ist, wie zuletzt beim WM-Kampf 2021 zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi. Zwar hat der Herausforderer diese Partie verloren, aber allein die Anwendung der Italienischen Eröffnung zeigt, dass diese auch auf aller-
höchstem Niveau eine ernstzunehmende Waffe ist.
Die Italienische Eröffnung wird von vielen Weißspielern gewählt, um eine gehaltvolle Partie zu bekommen. Die Stellungen sind oft weniger konkret und taktisch als in anderen Eröffnungen, und da sie auch weniger weit ausanalysiert sind, bietet das moderne Italienisch eine gute Mischung aus unerforschten Gebieten und positionellem Verständnis.
Mit diesem Buch verfolgt der Autor das Ziel, Spielern mittlerer Spielstärke die modernen Ideen der Italienischen Eröffnung zu veranschaulichen. Dabei werden solche Stellungen behandelt, die auf dem „langsamen" Plan von Weiß beruhen, wenn er also einen ruhigen und von positionellen Ideen geprägten Ansatz wählt. Es wird nicht etwa versucht, dem Leser ein vollständiges Repertoire zu bieten, sondern vielmehr, ihm die Ideen der entstehenden Mittelspielstellungen zu erläutern.
Das Material umfasst vor allem die Systeme 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 h6 6.0–0 d6 7.Te1 a6 8.a4 La7 9.Sbd2 0–0 10.h3 und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 d6 6.0–0 0–0 7.h3 h6 8.Te1 a5, von denen besonders letzteres in der aktuellen Praxis enorm an Popularität gewonnen hat.
123 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022
Das neue Buch „Italienische Eröffnung für Weiß - Planfindung und strategisches Verständnis“ hinterlässt auf den ersten Blick einen recht indifferenten Eindruck.
Zuerst einmal erfährt man in der Einleitung leider nichts über den Autor und seinen
schachlichen Werdegang, was immer schade ist. Ein Vorwort, das den Autor persönlich greifbarer macht, tut eigentlich jedem Buch gut.
Das Eingangs-Zitat von Bernd Laubsch zu Italienisch-Strukturen mit d3 ist meiner Ansicht nach unglücklich verallgemeinernd und umgangssprachlich gewählt. Welche Struktur ist schon wirklich leicht zu spielen? Isolierte Damenbauern, hängende oder rückständige Bauern sehen auch unscheinbar aus, sind es aber keinesfalls.
Auch seine Aussage „Vereinsspieler wissen nicht, was sie tun“ erscheint fragwürdig. – Ich kenne Vereinsspieler mit IM- oder sogar GM-Titel, die sehr wohl wissen, was sie tun.
Die Frage, warum ausgerechnet Bernd Laubsch zitiert wird, bleibt genauso unbeantwortet wie diejenige, wer das eigentlich ist und warum er sich zu schachlichen Belangen äußert. Nun, ich selbst habe dreimal gegen FM Laubsch gespielt und daher sagt mir sein Name natürlich etwas, aber das geht sicher nicht vielen Lesern seines Zitats so und sollte daher erklärt werden.
Obwohl es im Klappentext des Buches heißt, es richte sich an Spieler mittlerer Spielstärke, werden inhaltlich jedoch nur zwei spezifische Italienisch-Varianten thematisiert, die meiner Erfahrung nach so gut wie nie bei Spielern mittlerer Spielstärke aufs Brett kommen:
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 h6 6. 0-0 d6 7. Te1 a6 8. a4 La7 9. Sbd2 0-0 10. h3 und
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 d6 6. 0-0 0-0 7. h3 h6 8. Te1 a5
Mir stellt sich die Frage, warum sich der Autor auf die genannten Varianten beschränkt und nicht lieber ein reines Mittelspielbuch zu Italienisch-Strukturen mit c3 und d3 herausgebracht hat. Meiner Meinung nach hätte das durchaus Sinn ergeben.
Letztlich ist Justus Bargsten ungeachtet der obigen Kritikpunkte tatsächlich ein ziemlich gutes Mittelspielbuch zu Italienisch gelungen. Die Beschreibung der unterschiedlichen Pläne ist didaktisch gut gemeistert, die Partiekommentierung ist wunderbar ausführlich und geizt nicht mit guten Erklärungen und Zusammenfassungen. Auch wird man nicht etwa von alternativen Varianten erschlagen. Am Ende jedes Kapitels gibt es zudem jeweils ein Fazit, in dem das zuvor Thematisierte prägnant resümiert wird.
Justus Bargsten hat recht gut gezeigt, welches Potenzial als Autor in ihm steckt.
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2022
Eine der ältesten und beliebtesten Eröffnungen, die es im Schach gibt, ist die „Italienische Eröffnung“, benannt nach dem Herkunftsland des Schachmeisters Gioachino Greco, dem bedeutendsten Schachspieler und -theoretiker des 17. Jahrhunderts. Sie beginnt mit den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4.
Die Eröffnung wird von vielen Spielern mit den weißen Figuren gespielt, um im weiteren Verlauf eine gehaltvolle Partie zu erreichen. Autor Justus Bargsten (Jahrgang 2001) richtet sein Buch „Italienische Eröffnung für Weiß“ (Joachim Beyer Verlag, 73 Seiten, kartoniert, zahlreiche Diagramme, 14,80 Euro) an Spieler mit einer DWZ von 1800 bis 2000, er selbst hat ein Rating von über 2100. Behandelt werden Stellungen, die auf einem „langsamen“ Plan von Weiß beruhen und sich nicht an einem der vielen Gambits wie etwa dem Evans-Gambit nach 3… Lc5 4. b4 versuchen. Gewählt wurden ein von positionellen Ideen geprägter Ansatz, auch soll nicht versucht werden, dem Leser ein vollständiges Repertoire an die Hand zu geben. Er soll vielmehr in die entstehenden Mittelspielstellungen geführt werden.
Dabei ist die einfache und klare Figurenentwicklung von Italienisch eine gut brauchbare Eröffnung für Einsteiger. An diesem Punkt setzt Justus Bargsten an, er bietet Pläne an, etwa, wenn der schwarze Bauer auf a6 und der Läufer früh auf e6 gezogen wird. Um das strategische Verständnis zu schärfen, sind entsprechende Partien und Aufgaben aufgeführt. Hilfreich ist immer ein Fazit des Autors, das sich jeder Partie anschließt. Dabei werden im Prinzip drei Schwerpunktthemen abgebildet: Das Spiel am Damenflügel, das Spiel im Zentrum und das Spiel am Königsflügel. Anhand der schwarzen Systeme legt der Autor fest, unter welchen Bedingungen Weiß sein Spiel in die eine oder andere Richtung lenken kann. Dies ist ein echter Mehrwert. Nicht nur für Spieler, die die Italienische Eröffnung bevorzugen, sondern auch für Spieler, die diese Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
Justus Bargsten hat sich in seinem Buch in ein Eröffnung-Thema vertieft, ohne es zu überladen. Er zeigt, wie kleine Veränderungen sehr schnell zu Veränderungen eines ganzen Stellungsbildes führen können und bietet zum Gegensteuern Lösungen an. Und bei allem zeigt er, dass die Italienische Eröffnung eine ernstzunehmende Waffe ist. Es bleibt abzuwarten, wie er das nächste Schachthema angeht.
Ein umfangreiches Werk über die zauberhafte Welt der Endspiele.
100 interessante und lehrreiche Beispiele zu wichtigen Themenbereichen im
Endspiel werden gründlich analysiert und ausführlich kommentiert. Speziell
solche, in denen viele nützliche Faustregeln sowie die nicht selten noch
wichtigeren Ausnahmen davon erläutert und veranschaulicht werden.
Im Abschnitt 'Übung macht den Meister' erhält der Leser die Möglichkeit,
seine bereits vorher gegebenen Kenntnisse sowie das im ersten Teil Hinzugelernte
sogleich anhand von 100 Übungsaufgaben zu überprüfen.
Sodann werden 100 durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf
gelegt wurde, dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch
einer gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.
An die gebotenen Übungsaufgaben kann man entweder unter turnier- nahen
Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als reines Lehrbuch ansehen und
sich direkt mit den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen
kann man sein bereits vorhandenes Wissen um viele typische Endspielmotive
bereichern.
Als Leser können Sie sicher sein, dass der Zauber aus dem Reich der
Endspiele auch Sie in seinen Bann ziehen wird und dass Sie die Faszination der
letzten Partiephase genießen werden. 340 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
Rezension
von von Christian Hoethe im Juli 2023
Das
neue Buch "Endspielzauber" aus der Feder von Großmeister
Karsten Müller und Fide-Meister Jerzy Konikowski beinhaltet eine
Vielzahl an ebenso lehrreichen wie spannenden Beispiele aus der
wunderbaren Welt der Schachendspiele. Beispiele, die allesamt der
Meisterpraxis entnommen sind!
Besonderen
Wert hat das Autoren-Duo dabei auf Praxisnähe bei der Auswahl des
Materials gelegt, was
mir
zugegebenermaßen besonders gut gefällt. Nicht vieles hat früher
abschreckender auf mich gewirkt als ein Schachbuch mit einer Unmenge
an Studien, die mit der turnierschachlichen Realität so gar nichts
zu tun hatten. Dies ist hier zum Glück nicht im Entferntesten der
Fall!
Das
Buch ist aus dem Beyer-Verlag ist wie gewohnt von guter
Druckqualität, ordentlich gegliedert und enthält eine Vielzahl
typischer Endspielthemen, die sich zugleich hervorragend als
Trainings- und Anschauungsmaterial eignen. Hier sogleich ein
thematischer Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis:
Der
aktive König
Mattangriff
im Endspiel
Pattrettung
Theoretische
Bauernendspiele
Zugzwang
Durchbruch
Königsangriff
Verteidigung
Theoretische
Turmendspiele
Freibauer
Mehrere
Freibauern
Dauerschach
Bodycheck
Abwicklung
Festung
Lehrreiche
Endspiele
Verpasste
Remischancen
Taktische
Tricks
Verschiedenes
Ein
"Übung macht den Meister" betiteltes Kapitel gibt dem
Leser die Möglichkeit, die im ersten Abschnitt erworbenen
Fähigkeiten und Erkenntnisse praktisch anzuwenden. Ich persönlich
mag es, solche Beispiele gern gegen eine Engine auszuspielen, weil
diese auch Wege ausprobiert, die nicht notwendigerweise im Buch
erwähnt sind. Ich bilde mir dann gern ein, dass ich an der Höhe der
Hürde wachse, die mir die Engine auferlegt. Auf jeden Fall vertieft
man sein Verständnis derartiger Beispiele auf diese Weise ganz gut,
finde ich.
Ich
muss gestehen: in diesem neuen Buch hat mir insbesondere die Auswahl
an praxisnahen Studien durch GM Müller und FM Konikowski zugesagt!
Ich kann ohne schlechtes Gewissen zugeben, dass die meisten dieser
Studien absolutes Neuland für mich waren. Und viele haben mich
gerade aufgrund ihres hohen Grades an Ästhetik absolut begeistert
und mir zugleich aufgezeigt, wieviel Schönes oder Zauberhaftes es
noch für mich über das Endspiel zu entdecken gibt!
Zwei
Tipps: schauen Sie sich doch gleich einmal auf Seite 249 das Beispiel
23 von Smyslov an oder Beispiel 56 auf Seite 257 von Grzeban oder
oder oder.... ;-)
Ich
wünsche Ihnen von Herzen viel Spaß beim Entdecken des
"Endspielzaubers"!!!
A comprehensive work about the magic world of endgames.
For starters, 100 interesting and instructive examples on important endgame
topics are thoroughly analyzed and extensively commented. Especially those in
which not only many useful rules of thumb are ex- plained and illustrated, but
above all their not uncommon exceptions.
In the chapter 'Practice makes perfect', 100 exercises give the readers the
opportunity to check their previous knowledge and what they have learned in the
first part.
In the following 100 exciting studies, it was ensured that they do not show
any artificial constructs, but positions that could well have come from
practical games and whose solutions are clearly comprehensible.
You can either tackle the given exercises under tournament-like conditions,
or you can use the book as a pure textbook and deal directly with the solutions,
because even with this approach you can enrich your existing knowledge with many
typical endgame motives.
Readers can rest assured that the magic from the realm of endgames will
cast its spell over them and that they will enjoy the fascination of the final
phase of the game.
322 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren dieses Buch über das Damengambit geschrieben haben.Herausgekommen ist ein Werk, das nach 1.d4 d5 2.c4 ein facettenreiches System sehr unterschiedlicher Spielweisen, die teilweise zu den beliebtesten im Turniergeschehen zählen, von Grund auf erklärt. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit dies nicht ganz offensichtlich ist. Der Leser erhält die Chance, die Theorie des Damengambits ohne besondere Vorkenntnisse richtig zu verstehen, um so gut in seine praktische Partie zu kommen und erfolgreich ein interessantes und unterhaltsames Schach zu spielen.Zugleich geben unsere Autoren dem Leser ein Grundrepertoire für Weiß und für Schwarz an die Hand, das die wichtigsten Linien des Damengambits inklusive der Slawischen Verteidigung enthält.Sie haben dieses Buch mit dem Ehrgeiz geschrieben, Ratgeber für beide Seiten zu sein. Auf ihre Empfehlungen gestützt finden deshalb Weiß und Schwarz in gleicher Qualität ihre Wege ins Mittelspiel.Jerzy Konikowski ist FIDE-Meister und als Autor einer großen Zahl exzellenter Eröffnungsbücher bekannt.Uwe Bekemann ist Nationaler Fernschachmeister (Bronze), Correspondence Chess Master (ICCF) und ebenfalls mehrfacher Buchautor.320 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerd Schowalter im Oktober 2020
Das Damengambit, eine der häufigsten Schacheröffnungen, ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Es fand bereits in der Göttinger Handschrift Erwähnung und wurde auch von den Meistern G. C. Polerio und A. Salvio (Italien) und dem Syrer Ph. Stamma schon früh praktiziert. Es gibt eine Fülle von theoretischem Material darüber. Jetzt haben sich die beiden bekannten Autoren Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann in diesem Jahr damit befasst.
In aller Bescheidenheit wollen sie sich an „den unerfahrenen und noch weniger spielstarken Schachfreund“ wenden. Damit meinen sie auch den Anfänger, der gerade die Schachregeln gelernt hat und den Spieler mit etwas Erfahrung, der mit geringem Aufwand seine Eröffnungskenntnisse verbessern möchte. Sie erwähnen auch den Freizeitspieler, der mit einer ordentlich gespielten Eröffnung einfache Stellungen erreichen und schlichtweg unterhaltsame Partien spielen könnte.
Vor einer umfassenden Einführung (S. 14- 41) findet man die obligatorische Zeichenerklärung und ein professionelles Vorwort. Ebenso werden diverse Bauernstrukturen vorgestellt, wie sie im Damengambit vorkommen. Dann erst folgen 18 gut strukturierte Kapitel. Ich nenne explizit das erste und längste mit folgenden Abspielen der Slawischen Verteidigung: Winawer- Gambit, Slawisches Gambit, Abtauschvariante, die Fortsetzung 4...) dxc4 und das Botwinnik- System.
Die folgenden 17 Kapitel sind nicht so umfangreich, weisen aber jeweils eine gekonnte Zusammenfassung für den Leser auf. Erklärt werden auch die Namen anderer Erfinder und Orte, wie beispielsweise Albins Gegengambit, Tarrasch-Verteidigung, Ragosin- Verteidigung, Moskauer Variante, Cambridge- Springs-Verteidigung usw. Das Bemühen, an manchen Orten die Lage für Schwarz und Weiß zu erörtern, kann gefallen. Da aber keine kompletten Partien aufgenommen wurden, entfällt leider auch das Personenverzeichnis.
Fazit: „Eröffnungen Damengambit lesen – verstehen -spielen“ ist ein umfassendes Werk über eine der häufigsten Eröffnungen. Am Ende gibt es ein Quellenverzeichnis, aber leider keine Zuordnung zu den praktizierenden Meistern. Somit gibt es auch kein wünschenswertes Personenverzeichnis. Ansonsten kann man sich über die kompakte und solide Aufmachung des stabilen Buches erfreuen.
Rezension von Jörg Palitzsch im September 2020
Die Grundidee des Damengambits ist es, nach der Hauptzugfolge 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4, den weißen c-Bauern gegen den etwas stärkeren schwarzen d-Bauern zu tauschen und sich mit nachfolgendem e2–e4 eine Bauernmajorität im Zentrum zu verschaffen. Der Bauer c4 ist ungedeckt und kann geschlagen werden. Diese Vorgehensweise ist bei vielen Schachspielern beliebt, wobei das kenntnisreiche Autorenduo Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann in ihrem Buch „Eröffnungen Damengambit“ (Joachim Beyer Verlag, 320 Seiten, gebunden, Lesebändchen, 19,80 Euro) die Möglichkeiten des Gambits in seiner großen Bandbreite auffächert.
Dabei richtet sich das Buch ausdrücklich nicht an den Schachprofi. Sondern gezielt an Anfänger, die die Regeln sicher beherrschen, an Spieler mit etwas Erfahrung, die mit einem begrenzten Aufwand ihr Eröffnungsrepertoire verbessern wollen, und schließlich an Freizeitspieler, die über Eröffnungen Stellungen erreichen wollen, aus denen sie heraus interessante und unterhaltsame Partien spielen können. Die Autoren führen zunächst auf 27 Seiten in das Thema ein, behandeln kurz einzelne Varianten – die in weiteren Kapiteln vertieft werden – stellen Zugumstellungen, Zugalternativen und Zugentwicklungen vor. Anschließend gliedert sich das Buch in zwei Schwerpunktkapitel auf: in die Slawische Verteidigung und das Angenommene Damengambit. Mit der Erläuterung weiterer Varianten, einer klassischen und modernen Form der Lasker-Verteidigung, einer verbesserten Tarrasch-Verteidigung und der ungewöhnlichen Westphalia-Variante sind die Autoren durchaus auf Nebenwegen des Damengambits unterwegs, liefern dem Nicht-Profi damit jedoch viele Hinweise für eine alternative Spielführung, die sich nach der Hauptzugfolge ergibt. Hilfreich sind auch die Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels, die historischen Einschübe lesenswert. Für geeignete Situationen habe man nach vielversprechenden Ideen gesucht, die noch nicht so oft in einer praktischen Partie ausgespielt wurden, so das Autorenteam. Ziel: Gut vorbereitete Überraschungen erhöhen die Chancen und steigern den Spielspaß am Schachbrett.
Fazit: Wer seinen Gegner nach einer sehr gängigen Eröffnung aus dem Konzept bringen will, bekommt mit diesem Buch, egal ob mit weißen oder schwarzen Figuren, das nötige Werkzeug an die Hand.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Buch, das für den Bereich der mit 1.e4 c5 beginnenden Sizilianischen Verteidigung Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt. Mit diesem Buch erhält der Schachfreund ein Werk, das einen auf ihn zugeschnittenen leichten Einstieg in das schwierige und umfassende Umfeld der Eröffnungstheorie ermöglicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob er sich wenig oder noch gar nicht mit der Eröffnungstheorie des Schachspiels befasst hat. Die hinter den einzelnen Systemen der Sizilianischen Verteidigung stehenden Ideen und Pläne werden ausführlich erklärt. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Spielweise richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit dies nicht ganz offensichtlich ist. Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm leichtfallen, gut in seine praktische Partie zu kommen und ein interessantes, unterhaltsames wie auch den Erfolg versprechendes Schach zu spielen. Zugleich geben die Autoren dem Leser ein Grundrepertoire für Weiß und für Schwarz an die Hand, das die wichtigsten Linien der Sizilianischen Verteidigung enthält.
160 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Rolf Raschka (für EKZ Bibliotheksservice) im August 2017
Die sizilianische Eröffnung, in der Schwarz auf e2-e4 mit c7-c5 antwortet, ist sowohl bei Vereinsspielern als auch bei Großmeistern sehr beliebt. Deshalb erscheint es für ausgebaute Schachbestände sinnvoll, nach allgemeiner Eröffnungs-Literatur wie Konikowskis "Schnellkurs der Schacheröffnungen"oder auch "Eröffnung offene Spiele" ein Buch über Sizilianisch einzustellen .... Die Zielgruppe sind ehrgeizige Spieler, die ihr Eröffnungs-Repertoire verbessern wollen. Das wie "Eröffnung offene Spiele" solide aufgemachte, mit deutlichen Stellungsdiagrammen und Lesefädchen ausgestattete Buch kann auch ohne den Vorläufer empfohlen werden, das Preis-Leistungsverhältnis ist gut!
Rezension von Heinz Däubler im Juli 2017
Im Joachim-Beyer-Verlag ist mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Eröffnungen, Sizilianische Verteidigung“ (gebunden mit Lesebändchen, 158 Seiten, Euro 14,80) das zweite Werk aus der Reihe „Lesen, Verstehen, Spielen“ erschienen. Der Ansatz des bewährten Autorenpaares ist gleich geblieben. Adressat ist der die Regeln sicher beherrschende Anfänger, der erfahrenere Spieler mit Defiziten in der Eröffnung sowie Freizeitspieler, die besseres Schach spielen wollen. Gegenstand des Werkes ist die häufig gespielte Eröffnung „Sizilianisch“, die durch das Zugpaar 1.e4 c5 gekennzeichnet ist.
Eine einleitende Einführung lenkt didaktisch vorteilhaft nicht nur auf diese Eröffnung hin. Sie dient auch sehr nützlich als Orientierungshilfe. Die Übersichtlichkeit wird noch dadurch gesteigert wird, dass die Balkenüberschrift jeder Seite Kapitel und behandelten Stoff benennt.
Die ersten der 31 Kapitel sind den weniger gebräuchlichen Sizilianisch-Abspielen wie Alapin-Variante, Morra-Gambit, Grand-Prix-Angriff und der geschlossenen Variante gewidmet. Mit zunehmender Bedeutung steigt auch die Kapitelzahl. So behandeln die Kapitel 5 bis 14 die Paulsen-Variante, die Kalaschnikow-Variante, die Löwenthal-Variante, die Sweschnikow-Variante, den Richter-Rauser-Angriff, die Sosin-Variante, das Boleslawski-System, den Maroczy-Angriff, das Scheveninger-System und die Drachenvariante. Von Kapitel 15 an werden die verschiedenen Abspiele der Najdorf-Variante untersucht.
Bei einem derart breit aufgestellten Werk versteht es sich von selbst, dass die Autoren auf Tiefgang verzichten und sich im Wesentlichen auf Hauptvarianten beschränken. Herausgekommen ist ein reines Eröffnungsbuch, das – der Intention entsprechend – vollständig auf praxisorientierte Unterlegung durch Turnierpartien verzichtet. Immerhin bietet das Buch eine wertende Zusammenfassung an jedem Kapitelende.
Fazit: Ein Überblick über „Sizilianisch“ und nützlich für den Anfänger und ungeübten Fortgeschrittenen.
Da die Schachweltmeister natürlich in allen Bereichen des Spiels herausragen, kann man von ihrem Können am meisten lernen, und es versteht sich von selbst, dass das Endspiel diesbezüglich keine Ausnahme bildet. Ganz gleich, ob sie renommierte Taktiker oder hervorragende Positionsspieler waren – ganz gleich, ob sie ihre Eröffnungen in aller Tiefe analysierten oder diese eher intuitiv spielten: Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass einer von ihnen den höchsten Titel hätte erlangen können, wenn er nicht auch die Endspielphase weltmeisterlich beherrscht hätte.
Und um seinen Lesern zu ermöglichen, von den Weltmeistern zu lernen, hat der Autor sein Augenmerk vorneweg auf deren individuell gegebene Spezialgebiete gerichtet – wie z.B. auf Steinitz' gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst in der 4. Partiephase, Euwes geschickte Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserne Logik und weitsichtige Strategie, Smyslows minutiöse Turmendspiele und Tals Magie, die oft auch im Endspiel zauberhaft zum Zuge kam.
Darüber hinaus werden allerlei „immergrüne Klassiker" der einzelnen Spieler geboten, von denen einige dank aktueller Analysen in neuem Licht erscheinen. Auch erhält der Leser die optimale Trainingsmöglichkeit, sich anhand zahlreicher Aufgaben in die Lage der Weltmeister zu versetzen und selbst nach Lösungen zu suchen. Da am Rande auch auf das Modell der 4 Spielertypen eingegangen wird (Aktivspieler, Pragmatiker, Theoretiker und Reflektor), können zusätzlich Aufschlüsse über die Bedeutung dieses Themas speziell im Endspiel erlangt werden.
Und in diesem Sinne spricht der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort die Einladung aus, sich mit den herausragendsten Endspielleistungen der Weltmeister nicht einfach nur zu beschäftigen, sondern diese durchaus auch zu genießen.
Mittels QR Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen, je nach Bedarf. Das umständliche und fehlerbehaftete Eingeben per Hand entfällt und die analoge und digitale Welt gehen direkt ineinander über.
234 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Thorsten Kammer im Februar 2022
Auf 226 Seiten stellt GM Karsten Müller die Endspielkunst der ersten acht Weltmeister vor. Dabei bezieht er die Terminologie der Spielertypen (siehe dazu Karsten Müller & Luis Engel: Spielertypen im Schach) mit ein, was eine zumindest für mich neue Sichtweise auf das wichtige, aber oft zu theoriebelastete Thema Endspiele wirft. Der Aufbau der Kapitel, die in der historischen Reihenfolge der Weltmeister angeordnet ist, ist identisch. Das erleichtert die Orientierung, so dass der Leser nach kurzer Zeit weiß, wo er Endspielanalysen (tlw. auch ganze Partien mit Schwerpunkt auf dem Übergang ins oder das Endspiel) sowie die Aufgaben (die sich mittels der im Buch vorhandenen QR-Codes auch auf Smartphones laden lassen) findet.
Das Buch ist kein Lesebuch, das man als Bettlektüre nutzen kann. Es ist ein sehr gut aufgebautes Schachbuch, das man von vorne nach hinten durcharbeiten sollte. Wenn man den Wunsch hat zwischen den Weltmeistern „zu springen“, so ist das möglich, aber dazu muss man die Endspielbegriffe, die Karsten Müller benutzt, kennen und verstanden haben. Diese sind so anschaulich erklärt, dass fortgeschrittene Spieler diese leicht verstehen und verinnerlichen können. In meiner Arbeit als Schachtrainer mit einer DWZ knapp unter 2.000 erleichtern es diese Fachbegriffe ungemein, wenn man sich an ihnen orientieren kann, ein Musterbeispiel ist der „Chamäleon-Läufer“.
Die Kapitel sind nach Weltmeistern geordnet, aber es gelingt Karsten Müller auch themenbezogene Zusammenhänge darzustellen. Das Thema Läuferpaar im Endspiel wurde aus meiner Sicht noch nie so gut beleuchtet, wie beim ersten Weltmeister Steinitz. Dabei sind es nicht nur die ausgesuchten Beispiele, die nachvollziehbaren Erläuterungen, sondern auch der Bezug zu den Spielertypen die es einfach machen als Leser motiviert zu bleiben und das Buch nicht gleicht wieder in die Ecke zu stellen. Ich habe nicht nur kurzfristig etwas aufgenommen, sondern auch verinnerlicht, so dass es auch die Qualität der eigenen Partien angehoben hat.
Noch ein Wort zu der Tiefe der Analysen. Für Vereinsspieler ist es die richtige Mischung, weder wird man mit Varianten überfrachtet noch wird man alleine gelassen. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn das Ende der Varianten immer mit einer Stellungsbewertung abgeschlossen würde.
Gibt es Kritikpunkte? Ich denke es ist jammern auf höchstem Niveau, aber ich hätte mir persönlich ein Glossar zu den Endspielbegriffen gewünscht und auch eine Übersicht über die Themen (z.B. wie in Bent Larsens: Alle Figuren greifen an).
Zusammenfassend eine klare Kaufempfehlung für Vereinsspieler und ambitionierte Hobbyspieler, die in das Endspieluniversum eintauchen wollen. Vor allem für (Jugend-) Trainer gibt es eine Vielzahl von Anregungen, die man gut in das Training einbauen kann.
Rezension von Christian Koschetzki im November 2021Die zwei Schachbücher „Die Endspielkunst der Weltmeister“ in der 1. Auflage 2021 von Dr. Karsten Müller erschienen in 2021 im Joachim Beyer Verlag.Es werden dem Leser alle 16 Schachweltmeister seit 1886 bis heute zum Thema Endspiel nähergebracht.Beide Bücher sind zu jedem der 16 Weltmeister in zwei Abschnitte gegliedert. Der 1. Abschnitt handelt von den besonderen Fertigkeiten im Endspiel. Darüber hinaus werden mehrere Aufgaben präsentiert. Der 2. Abschnitt handelt von den Klassikern in ihren Partien oder Endspiel, ebenfalls versehen mit mehreren Aufgaben. Der Verfasser hält die Anreicherung der Endspiele mit zusätzlichen Aufgaben für nützlich und erforderlich, um so den geneigten Leser mitzunehmen und ihn zur aktiven Mitarbeit zu inspirieren.Des Weiteren sind die Aufgabenstellungen und die Buchgliederungen durch zwei Vorbemerkungen hinsichtlich ihres Spielertypen benannt.Dr. Karsten Müller greift damit auf sein 2020 erschienenes Beyer Buch „Spielertypen“ zusammen mit Luis Engel zurück, wo vier Spielertypen benannt werden, der Aktivspieler, der Theoretiker, der Reflektor und der Pragmatiker mit ihren jeweiligen Stärke- und Schwächeprofilen.Wer die Bücher von Dr. Karsten Müller kennt, weiß, dass der Aufbau seiner Bücher in diesem „Stil“ erfolgt. Somit bleibt er seinem Stil treu.Die Bücher können als Trainingsbücher gut verwendet werden. Der Leser erfährt alles Wesentliche über die 16 Weltmeister in diesem komplexen Themenbereich „Endspiel“.Interessant erscheint der Aspekt, dass jeder Weltmeister unterschiedlich in seiner Spielweise war. So sind neben Taktikern und sehr guten Strategen auch PositionsspielerWeltmeister Wilhelm Steinitz:Der 1. Weltmeister hat bis zum heutigen Tage gültige Prinzipien der Strategie und des Positionsspiels formuliert, welche er in den Schachmagazinen „The Field“ und dem „Chess Magazine“ den Lesern preisgibt.Seine Theorien basierten auf der Selbstverteidigung des Königs, dem Läuferpaar und der Kunst der Bauernführung aufgrund der Steinitzschen Restriktionsmethode.Der Leser erhält zu zwei Beispielen einen Gesamteindruck zur Spiel- und Denkweise des 1. Weltmeisters, angereichert mit zahlreichen Partien und Aufgaben.Weltmeister Emanuel Lasker:Der 2. Weltmeister galt als Pragmatiker und Kämpfer, so wurde für ihn der Bereich der aktiven Turmverteidigung dargestellt.Lasker legte mehr Wert auf das Endspiel als die Eröffnung, dort war er unübertroffen.Weltmeister Jose Raul CapablancaDer 3. Weltmeister war als Reflektor bekannt, der besonders in dem strategischen Endspiel mit aktivem König seine Spielstärken besaß.Die gezeigten Partien behandeln nicht nur die technischen, sondern auch strategischen Endspiele.Weltmeister Alexander AljechinEr war als Aktivspieler bekannt und wurde als Angriffsgenie bezeichnet. Daneben galt er als Virtuose in den Endspielen, die in einem Königsangriff endeten.Weiterhin wird in dem Buch der Themenkomplex Umwandlung in eine neue Dame und Dame und Turm gegen Dame und Turm ihm gewidmet.Weltmeister Max EuweSein Spielstil entsprach dem Pragmatiker. Ein Augenmerk bildet die beherrschende Rolle von Freibauern im Endspiel.Aufgezeigt werden u. a. Klassiker aus seinem WM-Kampf.Weltmeister Michail BotwinnikEr galt als Theoretiker. Sein Spielstil wird als logisch und systemhaft beschrieben. Daneben galt er als Strategieexperte.Beispielhaft wird das Endspiel Turm und Springer gegen Turm und Springer aufgezeigt.Weltmeister Wassili SmyslowEr galt als Reflektor und als Endspielvirtuose.Vorgestellt werden einige seiner tiefsinnigen Turmendspiele.Weltmeister Michail TalEr galt als Hyperaktivspieler, er galt als glänzender Taktiker. Durch seine Angriffskunst hat er viele Schachspieler verzaubert.Dr. Müller stellt ihn in seinen Spielen unter den Magischen Endspielen vor.Weltmeister Tigran PetrosjanAls Reflektor prägte er seinen eigenen Spielstil, der prophylaktischer Natur war.Der Auswahl von Partien zu Qualitätsopfer und dem Spiel Turm und Springer gegen Turm und Läufer verleihen diesem Virtuosen seine weltmeisterlichen Stärken.Weltmeister Boris SpasskiAls Aktivspieler bekannt werden in dem Buch Beispiele zum Thema Initiative zuteil. Sein Angriffskunst galt als sehr scharf, denen er auch bereits in der Eröffnung nach Initiative Rechnung trug.Weltmeister Robert James FischerDem spektakulärsten Weltmeister wird als Spielertypus Pragmatiker das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer als Kapitel gewidmet.Weltmeister Anatoli KarpowDem zurecht zugesagten Spielertypus Reflektor werden seine Vorzugsthemen Figurendominanz und Restriktionsmethode anhand von Beispielen vorgestellt.Weltmeister Garri KasparowDer neben Emanuel Lasker längste Weltmeister der Welt galt als Angriffsspieler. Seine Partiebeispiele beziehen sich zurecht auf den aktiven Part im Endspiel sowie den Königsangriff.Weltmeister Wladimir KramnikEr gehört dem Spielertypus Theoretiker an. Seine Feinheiten lagen in strategischen Endspielen.Umso interessanter die Partienauswahl Powerplay auf einem Felder- oder Farbkomplex, in den die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden.Weltmeister Viswanathan AnandEr gilt als Aktivspieler, so dass Partiebeispiele zum Thema „Aktivität und Initiative“ ausgewählt wurde.Weltmeister Magnus CarlsenAls Spielertyp ist er als Reflektor eingeordnet. Als Endspielspezialthemen wurden gleichfarbige Turm und Läufer gegen Turm und Läufer ausgewählt, wo die Koordination der Figuren von entscheidender Bedeutung ist.Fazit:Die beiden Bücher sind sehr zu empfehlen, da sie die Spielertypen der 16 Weltmeister anhand ihrer Endspielqualitäten beurteilen.Bislang sind in dieser Kombination keine weiteren Bücher auf dem Markt, die die Weltmeister aus diesem Glanz beleuchten.Gerade für einen schnellen Einstieg und als Trainingsmethode eignen sich die beiden Bände, die mit zahlreichen Beispielen facettiert sind.Dr. Müller hat auf eine einzigartige und sehenswerte Weise es geschafft, dass man sich als Leser wie der Weltmeister fühlt. Seine enormen Fachkenntnisse und sein Verständnis für die Partienauswahl und die Aufgaben führen für jeden Spieler unterschiedlichster Spielstärke zu einem Mehrwert.
Rezension von Christian Hoethe im August 2021
"Der renommierte Endspiel-Experte GM Karsten Müller widmet sich in seiner neuen zweibändigen Reihe der "Endspielkunst der Weltmeister" und deren individuellen Endspiel-Vorlieben und besonderen -stärken.
Dabei befasst sich der erste Band detailliert zum Beispiel mit Steinitz´ gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Vorliebe für den Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst im Endspiel, Euwes Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserner Logik und Strategie, Smyslows hochpräzise Behandlung von Turmendspielen und Tals Endspiel-Magie.
Im zweiten Band konzentriert sich Müller dann auf Petrosians Gespür für den richtigen Abtausch, Spasskis Spiel mit der Initiative, Fischers Präzision im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer, Karpows Dominanz und Restriktion, Kasparows Angriffe gegen den gegnerischen König, Kramniks Powerplay, Anands Druckspiel sowie Carlsens Technik in Endspielen mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Was mir in der Darstellung dabei besonders gefallen hat, ist, dass jeder Weltmeister eine Kurzvorstellung inklusive Vita und seiner wichtigsten schachlichen Meilensteine bekommt. Anschließend erfolgt die Einteilung des jeweiligen Weltmeisters in den "Spielertyp", sprich in "Aktivspieler", "Theoretiker", "Reflektoren" und "Pragmatiker". Eine Erklärung dieser Spielertypen findet sich gleich hinter dem Geleitwort von GM Mihail Marin.
Wer sich genauer mit dieser interessanten Thematik beschäftigen möchte, findet in dem Buch "Spielertypen" von Müller und Engel, das ich an anderer Stelle lobend rezensierte, umfangreichen Input. Großmeister Lars Bo Hansen war übrigens der erste, der sich schachliterarisch mit dieser Thematik in seinem 2005 erschienenen Buch "Foundations of Chess Strategy" beschäftigte.
Hochgradig interessant für mich ist insbesondere die Endspielstärke derjenigen Weltmeister, die ich noch während ihrer aktiven Zeit miterleben durfte. Wusste ich doch um die Endspielstärke von Capablanca, Petrosian, Fischer, Karpow und natürlich Carlsen und kannte ich das eine oder andere Beispiel von Steinitz, und Smyslow aus Endspielbüchern und Biographien, so wurde ich an anderer Stelle vielfach überrascht.
Besonders mein früheres Idol Kasparow ist nun nicht gerade bekannt für filigrane Endspieltechnik, sondern durch seine Eröffnungsbehandlung, vehemmente Mittelspielkombinationen und Angriffsspiel. Natürlich wird man ohne starkes Endspielkönnen nicht Weltmeister, aber wie stark Kasparow in dieser Partiephase wirklich war - wenn seine Gegner es denn erreichten! - das wurde mir erst durch dieses Buch bewusst. Müllers Partiebeispiele von Kasparow gegen Lutz aus Bled 2002, Polgar aus Dos Hermanas 1996 sowie gegen Kamsky in New York 1994 haben mir besonders imponiert.
Ganz ähnlich ging es mir mit den Beispielen zu Lasker, Euwe, Tal und besonders Spasski übrigens! Natürlich war letzterer Ende der 50er und in den 60er Jahren ein schachliches Energiebündel, aber die Partiebeispiele gegen den Endspielexperten Kortschnoi aus Tiflis 1959, gegen Cramling aus London 1996, Ivanovic aus Niksic 1983 und Judit Polgar aus Budapest 1993 sind wahrhaftig faszinierend!
Selbiges trifft auf die meisten vorgestellten Beispiele zu, von denen mich persönlich neben den genannten besonders die Partien von Capablanca, Lasker, Smyslow sowie Karpow und natürlich dem modernen Endspiel-Mozart Carlsen gefesselt haben!
So beinhalten beide Bände eine Fülle wunderschön instruktiver Endspiel-Behandlungen für das eigene Studium und die eigene Endspiel-Datenbank, wie man sie sich besser kaum wünschen kann.
Rudolf Spielmann wird gerne mit dem folgenden Satz zitiert: "Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Magier und das Endspiel wie eine Maschine".
Ich gebe zu, dass mich diese Aussage lange Zeit im Hinblick auf das Endspiel deprimiert hat, klang es für mich doch so als gäbe es im Endspiel wenig Möglichkeit, seinen individuellen "Touch" einzubringen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch eine Aussage Kotows, der schrieb, manche Stellungen müsse jeder Spieler auf dieselbe Weise spielen.
Ich bin sehr froh, dass Großmeister Karsten Müller einmal mehr eine Lanze für die Individualität auch im Endspiel gebrochen hat!
Schließen möchte ich diese Rezension mit einem Zitat von Großmeister Mihail Marin aus dem Geleitwort: "Das bloße Lesen von Schachbüchern macht nicht automatisch stärker. Auch wenn man diese während des Schlafs unters Kissen legt, wird dieser Effekt nicht erreicht. Vielmehr sollte ein gutes Schachbuch dem Leser einen zuverlässigen Ausgangspunkt für eigenständige Denkarbeit und eigenständiges Analysieren bieten."
Genau dies ist Karsten Müller einmal mehr gelungen!"
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
Autor Karsten Müller sagte 2015 in einem Interview, Endspiele würden schon ein bisschen unterschätzt. In der Regel befasse man sich mit Eröffnungen und kombinatorischen Wendungen. Für einen normalen Turnierspieler komme danach nicht mehr viel.
In seinem umfangreichen zweibändigen Werk „Die Endspielkunst der Weltmeister“ (Joachim Beyer Verlag, jeweils 228 Seiten, gebunden mit Lesebändchen für je 29,80 Euro) wirkt er mit allem, was die Schachwelt aufbietet, gegen eine Verfestigung dieser Einstellung. Der Autor greift dabei nicht auf das Mittelmaß zurück, sondern hat sich an den Weltmeistern abgearbeitet. Im ersten Band von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, im zweiten Band von Tigran Petrosjan bis Magnus Carlsen. Müller ist der Fülle an Informationen mit System begegnet. Jeder Weltmeister hat ein Kapitel erhalten, vorangestellt sind ein ganzseitiges Foto und ein kurzer Einleitungstext. Dies macht es dem Suchenden leicht, verleiht den beiden Büchern jedoch auch ein wenig den Anstrich eines Nachschlagewerkes.
Taucht man dann tiefer in die Thematik Endspiele ein, wird dieser Eindruck schnell weggewischt. Zu individuell sind die Weltmeister, jeder in seiner Zeit verhaftet, jeder mit ganz eigenen Vorlieben und Fähigkeiten in einer der schwierigsten Spielphasen, über die sich schon unzählige Schachspieler Gedanken gemacht haben. Etwa der Österreicher Rudolf Spielmann, der eine Anleitung aufstellte. „Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Zauberer und das Endspiel wie eine Maschine.“ Oder wie Stephan Gerzadowicz, der einen fast philosophischen Grundgedanken prägte, „Aus Eröffnungen lernt man Eröffnungen, aus dem Endspiel lernt man Schach.“ Nur – wenn es so einfach wäre.
Müllers Bücher zeigen dann auch sehr schnell, wie unterschiedlich die Weltmeister veranlagt sind und teilt sie in vier Spieltypen ein. In Aktivspieler wie Alexander Aljechin und Viswanathan Anand, Theoretiker wie Wilhelm Steinitz und Wladimir Kramnik, die Reflektoren José Rául Capablanca und Magnus Carlsen, sowie die Pragmatiker, zu denen der Autor Bobby Fischer und Emanuel Lasker zählt. Obwohl diese Einteilung eine Sequenzierung darstellt, nimmt das Endspiel einen privilegierten Platz ein, so der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort zu beiden Bänden. Im Endspiel sollte man Marin zufolge analytische Ausgrabungen vornehmen, wenn man kleine Teile der universellen schachlichen Wahrheit entdecken will, denn angesichts des reduzierten Figurenbestandes könne man sich auf die Ergebnisse der eigene Analyse am ehesten verlassen.
Exakt an diesem Punkt setzt der Autor an und nimmt den Leser ganz praktisch an die Hand, um mit ihm in die große Welt der figurenreduzierten Endspiele einzutreten. Anhand von einzelnen Partien kann man lernen, wie Steinitz sein Läuferpaar einsetzte, wie das Königsspiel von Capablanca gemeistert wurde und wie präzise Fischer im Endspiel agierte. Ergänzend dazu gibt es zu jeder Partie einen QR-Code, der eine weitere Vertiefung ermöglicht. Um nicht nur nachzuspielen sind an jedem Kapitelende Aufgaben gestellt – ebenfalls mit einem QR-Code versehen –, die die spielerischen Stärken eines jeden Weltmeisters aufgreifen. Bei Max Euwe ist es der Freibauer, bei Wassili Smyslow die Präzision und bei Boris Spasski seine meisterliche Initiative. Abgerundet wird dies mit Schach-Klassikern von Anatoli Karpow, Garri Kasparow und Magnus Carlsen, bei dem der Autor das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Läufer mit gleichfarbigen Läufern ausgewählt hat. Apropos Carlsen: Karsten Müller ist sich sicher, da der Norweger ein typischer Reflektor-Spieltyp ist, dass das Ende seiner Regentschaft zum aktuellen Zeitpunkt nicht absehbar ist.
Mit den nachspielbaren Partien sowie den Aufgaben, denen sich die Lösungen unmittelbar anschließen, fügen sich an dieser Stelle die Ansprüche, Lern- und Trainingsbuch zu sein zusammen. Wobei man anhand der Fülle von Beispielen durchaus die Qual der Wahl hat. Gleichwohl kann man sich als Schachspieler an jedem der einzelnen Weltmeister orientieren, die in punkto Endspiel auch für jeden Spieler etwas bereit halten. So können die eigenen Schwächen ausgeglichen, im besten Fall zu einer Stärke umgemünzt werden.
Im Endspiel, so Mihail Marin, gehe es weniger um abstrakte Themen, und da in dieser Phase viele Partien entschieden werden, bieten die beiden Bände Spielern aller Klassen einen wesentlichen Lern- und Trainingsbereich. Will man sich nicht auf ein Training einlassen, bieten sie auch genügend Stoff, um sich mit den Endspielsituationen der Weltmeister einfach nur gut zu unterhalten.
Fazit: Die vielfältigen Möglichkeiten der Bände „Die Endspielkunst der Weltmeister“, unter anderem mit der Einsatzfähigkeit von QR-Codes, macht sie auch für jüngere Schachspieler interessant. Von Weltmeistern lernen, heißt siegen lernen.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Buch, das für den Bereich der Damenbauernspiele Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt.
Mit diesem Werk verschafft sich der Leser den Zugang zu heutzutage sehr populären Systemen wie u.a. dem Trompowsky-Angriff und dem Londoner System, zu Überraschungswaffen wie beispielsweise der Weressow-Eröffnung und auch zu Spielweisen wie dem Blackmar-Diemer-Gambit, die aufgrund einer langjährigen treuen Anhängerschaft eine ganz eigene Aura umgibt.
Die Hauptsysteme werden jeweils in einem der 11 Kapitel im Buch vorgestellt, die getreu dem Leitfaden dieser Buchreihe „lesen – verstehen – spielen" gestaltet sind.
Die Eröffnungen werden ausführlich erläutert, wobei die Autoren einen besonderen Wert auf die Darstellung der Ideen und Pläne gelegt haben, denen sie folgen. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen in einer eigenen Partie abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit er für das Verständnis wichtig ist.
Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm ein Leichtes sein, die behandelten Damenbauernspiele mit den weißen wie mit den schwarzen Steinen sinnvoll anzuwenden. Das Werk bietet zugleich die eine oder andere neue Idee an, die auch einen erfahrenen Spielpartner überraschen kann und interessante, unterhaltsame wie auch spannende Duelle verspricht.
352 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Oktober 2022
Der Trompowsky-Angriff ist eine dynamisch komplexe Eröffnung mit vielen taktischen Möglichkeiten. Durch asymmetrische Bauernstrukturen und Ungleichgewichte stehen beiden Seiten eine Vielzahl von taktischen Ideen zur Verfügung. Es ist vor allem eine perfekte Eröffnung für Spieler, die es vorziehen, strategisch vorzugehen.
Der Trompowsky-Angriff ist ein System, das in dem Buch „Eröffnungen Damenbauernspiele, lesen – verstehen – spielen“ (Joachim Beyer Verlag, 352 Seiten, gebunden, Lesebändchen, 24,80 Euro) vorgestellt wird. Darüber hinaus haben die Autoren, der FIDE-Meister Jerzy Konikowski und Schachbuchautor Uwe Bekemann, noch Überraschungswaffen wie die Weressow-Eröffnung im Köcher, die nach den Zügen 1. d2–d4 d7–d5 2. Sb1–c3 Sg8–f6 3. Lc1–g5 entsteht. Außerdem gibt es auf 30 Seiten einen Einblick in das Blackmar-Diemer Gambit mit komplexen Varianten nach 1. d2–d4 d7–d5 2. e2–e4 d5xe4 3. Sb1–c3 Sg8–f6 und 4. f2–f3 e4xf3.
Das Buch widmet sich somit allen Eröffnungen, in denen Weiß mit d2-d4 beginnt und damit die Kontrolle über die Felder c5 und e5 übernimmt – ohne bald den Zug c2-c4 folgen zu lassen.
Diese „Damenbauernspiele“ sind für Anfänger gedacht, die eine erste Basisausstattung ihrer Eröffnungen brauchen. Das Buch richtet sich ebenso an erfahrene Spieler, die bei den Eröffnungen noch Defizite sehen und diese – mit einem begrenzten Aufwand – schnell aufarbeiten wollen. Uns schließlich zielt das Buch auch auf sogenannte Freizeitspieler ab, die nach der Eröffnung eine Stellung auf dem Brett haben wollen, aus der sich eine spannende Partie ergibt.
Die Autoren bringen dies einem mit reichhaltig kommentierten und mit Diagrammen ausgestatteten Partien näher, stellen ebenso ausführlich Abspiel-Varianten vor und bieten immer wieder Zusammenfassungen, die zum Innehalten und Überprüfung der Stellung dienen. Konikowski und Bekemann raten an, die jeweiligen Kapitel von vorne durchzuarbeiten, um so das Wissen stetig zu erweitern. Hinzu kommt: Wenn es sich anbot, gibt es auch Spielmöglichkeiten, die noch nicht so oft auf Turnierbühnen gespielt wurden, ein weiterer Gewinn für Spieler, die damit ihre Gegner in die Ecke zwingen können. Freilich hat dieses Buch seinen Preis – die Zeit. Man kann dieses Buch abarbeiten, noch besser ist es aber, behutsam durchzuarbeiten.
It's not revealing anything new that most players prefer to attack rather
than defend. It's also not surprising that various authors have devoted a number
of books to the popular topic of 'attack' for more than a century.
In this book, the author tries to present the constantly recurring
mechanisms of attacking play as compactly as possible by limiting himself to a
few important motives and describing typical elements of the attacking strategy.
Numerous clear and meaningful rules of thumb are formulated for the in-depth
study of the various subject areas.
With regard to practical play, however, the point is not neglected that in
chess it's not so important to know this or that rule by heart, but rather to
train your intuition to recognize as reliably as possible in which case you are
dealing with a rule and in which case with an exception.
Among the topics discussed are, for example, such indispensable as:
'Opposite-colored bishops favor the attacker', 'The attacker should not exchange
attack potential', 'Typical attack structures', 'Attack on a complex of weak
squares'.
One of the chapters is devoted to Mikhail Tal, one of the greatest
attacking artists of all time, whose genius in this regard is illustrated by
reference to some of his striking and pointed quotes – such as 'Centralize and
sacrifice', 'If the opponent attacks one of your pieces, attack two of
his!'
And last but not least there's a chapter on the mating attack in the
endgame, a look at some of the author's impressive attacking victories and all
sorts of topic-related exercises for the individual chapters. In addition,
practical QR codes enable you to replay the game directly on your smartphone if
there's no board at hand.
140 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Since there is already so much literature about Magnus Carlsen, one wonders
why the author added yet another book. – Because he found it extremely
interesting to look at the strategic play of a genius through the lens of the
so-called 'model of the four types of players'. And as a result, he actually
managed to illustrate both the outstanding strengths and the universality of the
16th world champion.
But even if the reader isn't necessarily interested in this approach, he
might as well consider the book an extremely useful 'textbook on strategy' given
how instructive Magnus Carlsen's games are. Because according to his style, he
masters many strategically indispensable and effective methods (for example
active prophylaxis, strategic pressure play, etc.) like no other.
In order to go deeper, the author has formulated numerous clear and
meaningful rules of thumb on the various topics. However, he does not fail to
point out that in chess, knowing this or that rule by heart is not the most
important thing. Rather, it's crucial to train your intuition to recognize as
reliably as possible when you are dealing with a standard case and when with an
exception. And since Magnus Carlsen's skills can also be described as absolutely
brilliant in this respect, it goes without saying that any reader who delves a
little deeper into Carlsen's games can learn a great deal about the subtleties
of chess from one of the greatest players of all time
Each chapter is rounded off with topic-related exercises. And practical QR
codes make it easier to work directly on your smartphone whenever there's no
board at hand.
156 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug
Nicht immer liegt dem Gewinn eines bedeutenden Titels eine spektakuläre
Angriffspartie zugrunde, sondern manchmal auch ein filigraner Sieg im Endspiel.
Großmeister Matthias Blübaum wurde 2022 Europameister, weil es ihm gelang, auch
aus schwierigen Endspielen das Beste herauszuholen. Außer Intuition und
Nervenstärke sind in der letzten Partiephase auch fundiertes Wissen über
theoretisch bedeutsame Positionen sowie die Kenntnis wichtiger Prinzipien im
Endspiel unverzichtbar.
Dieses Buch enthält viele gehaltvolle Beispiele aus dem Turnier- geschehen
der letzten Jahre, in denen die Akteure verschiedenste praktische
Herausforderungen bewältigten mussten. Der Autor vermittelt den Lesern
lehrreiche Erkenntnisse über das Endspiel, und zwar nicht allein anhand von
gelungenen Gewinnmanövern oder rettenden Verteidigungsideen, sondern auch von
allerlei Fehlversuchen. Schließlich kommt dem Motto „aus Fehlern lernen" ganz
besonders im Schach und bei der Weiterentwicklung der eigenen schachlichen
Fähigkeiten große Bedeutung zu.
Die in diesem Buch gebotenen zahlreichen Beispiele und mehr als 100 Übungs-
und Testaufgaben können auf unterschiedliche Art und Weise für das Training im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe genutzt werden. Einerseits ermöglicht die
Struktur der Kapitel die Beschäftigung mit einem bestimmten Materialverhältnis
(z.B. Endspiele mit Bauern, Springern, Läufern, Türmen), andererseits werden
auch die gegebenen strategischen und taktischen Motive deutlich hervorgehoben:
von Abschirmung bis Zugzwang – von Ablenkung bis Zwischenschach. So kann jeder
Leser über das Inhaltsverzeichnis bzw. das Motiv-Register an die ganz
persönliche Trainingsplanung herangehen.
Der Autor, Stefan Gottuk, ist FIDE-Meister und hat 1994 eine
B-Trainer-Lizenz des DSB erworben. Er ist seit mehr als 30 Jahren für den SC
Diogenes Hamburg in der Oberliga bzw. 2. Bundesliga Nord aktiv.
358 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im Januar 2023
In
unzähligen Büchern werden die Grundlagen und das Verständnis des
Endspiels im Schach beleuchtet. Es gibt viele Beispiele, wie man eine
Partei in den letzten Zügen für sich gewinnen kann. Erinnert sei an
Juri Awerbach, der das Endspiel als einen Raum für Phantasie und
Schöpfertum sah. „Solide Endspielkenntnisse sind von enormer
Bedeutung. Wie groß auch ein Vorteil sein mag, der in der Eröffnung
oder im Mittelspiel errungen wird, sehr oft führt der Weg zu seiner
Realisierung über das Endspiel“, heißt es in seinem Buch „Erfolg
im Endspiel“. Dem fügt sich der Untertitel des Buches
„Instruktive Schachendspiele aus der Praxis“ von Stefan Gottuk
(Joachim Beyer Verlag, 358 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro) nahtlos an
– dort heißt es: „Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug.“
Während
Awerbach die Leser seines Buches mit den Grundlagen der Theorie
verschiedener Endspieltypen bekannt macht, die am häufigsten in der
Praxis anzutreffen sind, geht Autor, FIDE-Meister und Schachtrainer
Gottuk einen Schritt weiter. Er richtet den Blick zwar auch auf
theoretisch bedeutsame Positionen, aber vielmehr auf Beispiele aus
dem Turniergeschehen, also der Spielpraxis. Dementsprechend üppig
fällt die Partiensammlung aus, die in neun Kapitel thematisch
aufgearbeitet werden. Dabei geht es um Endspiele mit Bauern, Läufern
und Springern, um Endspiele Läufer gegen Springer, sowie um
Turmendspiele gegen Leichtfiguren. Nach jedem Unterkapitel gibt es
ein Fazit, in dem die vorangestellte Partei nochmals kurz betrachtet
wird. Dabei vermittelt der Autor nicht nur lehrreiche Erkenntnisse
über gelungene Manöver oder Verteidigungsideen, die zu Siegen
führten, sondern führt auch allerlei Fehlverhalten an. „Aus
Fehlern lernen“ gilt auch im Schach, nur dies kann zu einer
Weiterentwicklung der eigenen Spielstärke führen.
Abgerundet
wird das Buch durch über 100 Übungs- und Testaufgaben, die im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe Anwendung finden können. Der
Autor Stefan Gottuk empfiehlt dem Lesenden sein Buch als
„Arbeitsbuch“ zu nutzen und Beispiele am Brett nachzuspielen.
Auch weist er darauf hin, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt.
Unter dem Strich muss man sich, wie bei vielen Schachlehrbüchern,
für die Durcharbeitung Zeit nehmen. Will man seine Kenntnisse im
Endspiel schärfen, ist das Werk „Instruktive Schachendspiele aus
der Praxis“ ein kompetenter Begleiter.
Mittels QR Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen, je nach Bedarf. Das umständliche und fehlerbehaftete Eingeben per Hand entfällt und die analoge und digitale Welt gehen direkt ineinander über.
Da die Schachweltmeister natürlich in allen Bereichen des Spiels herausragen, kann man von ihrem Können am meisten lernen, und es versteht sich von selbst, dass das Endspiel diesbezüglich keine Ausnahme bildet. Ganz gleich, ob sie renommierte Taktiker oder hervorragende Positionsspieler waren – ganz gleich, ob sie ihre Eröffnungen in aller Tiefe analysierten oder diese eher intuitiv spielten: Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass einer von ihnen den höchsten Titel hätte erlangen können, wenn er nicht auch die Endspielphase weltmeisterlich beherrscht hätte.
Und um seinen Lesern zu ermöglichen, von den Weltmeistern zu lernen, hat der Autor sein Augenmerk vorneweg auf deren individuell gegebene Spezialgebiete gerichtet – wie z.B. auf Petrosjans untrügliches Gespür in Fragen des richtigen Abtauschs, auf Spasskis Umgang mit der Initiative, Fischers Präzision in dem nach ihm benannten 'Fischer-Endspiel' mit 'Turm + Läufer gegen Turm + Springer', auf Karpows Dominanz- und Restriktionsmethoden, Kasparows Königsangriffe bei reduziertem Material, Kramniks strategisches Powerplay, auf Anands nicht nachlassendes aktives Druckspiel und – last but not least – Carlsens Technik in dem nach ihm benannten 'Carlsen-Endspiel' mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Darüber hinaus werden allerlei „immergrüne Klassiker" der einzelnen Spieler geboten, von denen einige dank aktueller Analysen in neuem Licht erscheinen. Auch erhält der Leser die optimale Trainingsmöglichkeit, sich anhand zahlreicher Aufgaben in die Lage der Weltmeister zu versetzen und selbst nach Lösungen zu suchen. Da am Rande auch auf das Modell der 4 Spielertypen eingegangen wird, können zusätzlich Aufschlüsse über die Bedeutung dieses Themas speziell im Endspiel erlangt werden.
Und in diesem Sinne spricht der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort die Einladung aus, sich mit den herausragendsten Endspielleistungen der Weltmeister nicht einfach nur zu beschäftigen, sondern diese durchaus auch zu genießen.
234 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Koschetzki im November 2021Die zwei Schachbücher „Die Endspielkunst der Weltmeister“ in der 1. Auflage 2021 von Dr. Karsten Müller erschienen in 2021 im Joachim Beyer Verlag.Es werden dem Leser alle 16 Schachweltmeister seit 1886 bis heute zum Thema Endspiel nähergebracht.Beide Bücher sind zu jedem der 16 Weltmeister in zwei Abschnitte gegliedert. Der 1. Abschnitt handelt von den besonderen Fertigkeiten im Endspiel. Darüber hinaus werden mehrere Aufgaben präsentiert. Der 2. Abschnitt handelt von den Klassikern in ihren Partien oder Endspiel, ebenfalls versehen mit mehreren Aufgaben. Der Verfasser hält die Anreicherung der Endspiele mit zusätzlichen Aufgaben für nützlich und erforderlich, um so den geneigten Leser mitzunehmen und ihn zur aktiven Mitarbeit zu inspirieren.Des Weiteren sind die Aufgabenstellungen und die Buchgliederungen durch zwei Vorbemerkungen hinsichtlich ihres Spielertypen benannt.Dr. Karsten Müller greift damit auf sein 2020 erschienenes Beyer Buch „Spielertypen“ zusammen mit Luis Engel zurück, wo vier Spielertypen benannt werden, der Aktivspieler, der Theoretiker, der Reflektor und der Pragmatiker mit ihren jeweiligen Stärke- und Schwächeprofilen.Wer die Bücher von Dr. Karsten Müller kennt, weiß, dass der Aufbau seiner Bücher in diesem „Stil“ erfolgt. Somit bleibt er seinem Stil treu.Die Bücher können als Trainingsbücher gut verwendet werden. Der Leser erfährt alles Wesentliche über die 16 Weltmeister in diesem komplexen Themenbereich „Endspiel“.Interessant erscheint der Aspekt, dass jeder Weltmeister unterschiedlich in seiner Spielweise war. So sind neben Taktikern und sehr guten Strategen auch PositionsspielerWeltmeister Wilhelm Steinitz:Der 1. Weltmeister hat bis zum heutigen Tage gültige Prinzipien der Strategie und des Positionsspiels formuliert, welche er in den Schachmagazinen „The Field“ und dem „Chess Magazine“ den Lesern preisgibt.Seine Theorien basierten auf der Selbstverteidigung des Königs, dem Läuferpaar und der Kunst der Bauernführung aufgrund der Steinitzschen Restriktionsmethode.Der Leser erhält zu zwei Beispielen einen Gesamteindruck zur Spiel- und Denkweise des 1. Weltmeisters, angereichert mit zahlreichen Partien und Aufgaben.Weltmeister Emanuel Lasker:Der 2. Weltmeister galt als Pragmatiker und Kämpfer, so wurde für ihn der Bereich der aktiven Turmverteidigung dargestellt.Lasker legte mehr Wert auf das Endspiel als die Eröffnung, dort war er unübertroffen.Weltmeister Jose Raul CapablancaDer 3. Weltmeister war als Reflektor bekannt, der besonders in dem strategischen Endspiel mit aktivem König seine Spielstärken besaß.Die gezeigten Partien behandeln nicht nur die technischen, sondern auch strategischen Endspiele.Weltmeister Alexander AljechinEr war als Aktivspieler bekannt und wurde als Angriffsgenie bezeichnet. Daneben galt er als Virtuose in den Endspielen, die in einem Königsangriff endeten.Weiterhin wird in dem Buch der Themenkomplex Umwandlung in eine neue Dame und Dame und Turm gegen Dame und Turm ihm gewidmet.Weltmeister Max EuweSein Spielstil entsprach dem Pragmatiker. Ein Augenmerk bildet die beherrschende Rolle von Freibauern im Endspiel.Aufgezeigt werden u. a. Klassiker aus seinem WM-Kampf.Weltmeister Michail BotwinnikEr galt als Theoretiker. Sein Spielstil wird als logisch und systemhaft beschrieben. Daneben galt er als Strategieexperte.Beispielhaft wird das Endspiel Turm und Springer gegen Turm und Springer aufgezeigt.Weltmeister Wassili SmyslowEr galt als Reflektor und als Endspielvirtuose.Vorgestellt werden einige seiner tiefsinnigen Turmendspiele.Weltmeister Michail TalEr galt als Hyperaktivspieler, er galt als glänzender Taktiker. Durch seine Angriffskunst hat er viele Schachspieler verzaubert.Dr. Müller stellt ihn in seinen Spielen unter den Magischen Endspielen vor.Weltmeister Tigran PetrosjanAls Reflektor prägte er seinen eigenen Spielstil, der prophylaktischer Natur war.Der Auswahl von Partien zu Qualitätsopfer und dem Spiel Turm und Springer gegen Turm und Läufer verleihen diesem Virtuosen seine weltmeisterlichen Stärken.Weltmeister Boris SpasskiAls Aktivspieler bekannt werden in dem Buch Beispiele zum Thema Initiative zuteil. Sein Angriffskunst galt als sehr scharf, denen er auch bereits in der Eröffnung nach Initiative Rechnung trug.Weltmeister Robert James FischerDem spektakulärsten Weltmeister wird als Spielertypus Pragmatiker das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer als Kapitel gewidmet.Weltmeister Anatoli KarpowDem zurecht zugesagten Spielertypus Reflektor werden seine Vorzugsthemen Figurendominanz und Restriktionsmethode anhand von Beispielen vorgestellt.Weltmeister Garri KasparowDer neben Emanuel Lasker längste Weltmeister der Welt galt als Angriffsspieler. Seine Partiebeispiele beziehen sich zurecht auf den aktiven Part im Endspiel sowie den Königsangriff.Weltmeister Wladimir KramnikEr gehört dem Spielertypus Theoretiker an. Seine Feinheiten lagen in strategischen Endspielen.Umso interessanter die Partienauswahl Powerplay auf einem Felder- oder Farbkomplex, in den die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden.Weltmeister Viswanathan AnandEr gilt als Aktivspieler, so dass Partiebeispiele zum Thema „Aktivität und Initiative“ ausgewählt wurde.Weltmeister Magnus CarlsenAls Spielertyp ist er als Reflektor eingeordnet. Als Endspielspezialthemen wurden gleichfarbige Turm und Läufer gegen Turm und Läufer ausgewählt, wo die Koordination der Figuren von entscheidender Bedeutung ist.Fazit:Die beiden Bücher sind sehr zu empfehlen, da sie die Spielertypen der 16 Weltmeister anhand ihrer Endspielqualitäten beurteilen.Bislang sind in dieser Kombination keine weiteren Bücher auf dem Markt, die die Weltmeister aus diesem Glanz beleuchten.Gerade für einen schnellen Einstieg und als Trainingsmethode eignen sich die beiden Bände, die mit zahlreichen Beispielen facettiert sind.Dr. Müller hat auf eine einzigartige und sehenswerte Weise es geschafft, dass man sich als Leser wie der Weltmeister fühlt. Seine enormen Fachkenntnisse und sein Verständnis für die Partienauswahl und die Aufgaben führen für jeden Spieler unterschiedlichster Spielstärke zu einem Mehrwert.
Rezension von Christian Hoethe im August 2021
"Der renommierte Endspiel-Experte GM Karsten Müller widmet sich in seiner neuen zweibändigen Reihe der "Endspielkunst der Weltmeister" und deren individuellen Endspiel-Vorlieben und besonderen -stärken.
Dabei befasst sich der erste Band detailliert zum Beispiel mit Steinitz´ gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Vorliebe für den Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst im Endspiel, Euwes Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserner Logik und Strategie, Smyslows hochpräzise Behandlung von Turmendspielen und Tals Endspiel-Magie.
Im zweiten Band konzentriert sich Müller dann auf Petrosians Gespür für den richtigen Abtausch, Spasskis Spiel mit der Initiative, Fischers Präzision im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer, Karpows Dominanz und Restriktion, Kasparows Angriffe gegen den gegnerischen König, Kramniks Powerplay, Anands Druckspiel sowie Carlsens Technik in Endspielen mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Was mir in der Darstellung dabei besonders gefallen hat, ist, dass jeder Weltmeister eine Kurzvorstellung inklusive Vita und seiner wichtigsten schachlichen Meilensteine bekommt. Anschließend erfolgt die Einteilung des jeweiligen Weltmeisters in den "Spielertyp", sprich in "Aktivspieler", "Theoretiker", "Reflektoren" und "Pragmatiker". Eine Erklärung dieser Spielertypen findet sich gleich hinter dem Geleitwort von GM Mihail Marin.
Wer sich genauer mit dieser interessanten Thematik beschäftigen möchte, findet in dem Buch "Spielertypen" von Müller und Engel, das ich an anderer Stelle lobend rezensierte, umfangreichen Input. Großmeister Lars Bo Hansen war übrigens der erste, der sich schachliterarisch mit dieser Thematik in seinem 2005 erschienenen Buch "Foundations of Chess Strategy" beschäftigte.
Hochgradig interessant für mich ist insbesondere die Endspielstärke derjenigen Weltmeister, die ich noch während ihrer aktiven Zeit miterleben durfte. Wusste ich doch um die Endspielstärke von Capablanca, Petrosian, Fischer, Karpow und natürlich Carlsen und kannte ich das eine oder andere Beispiel von Steinitz, und Smyslow aus Endspielbüchern und Biographien, so wurde ich an anderer Stelle vielfach überrascht.
Besonders mein früheres Idol Kasparow ist nun nicht gerade bekannt für filigrane Endspieltechnik, sondern durch seine Eröffnungsbehandlung, vehemmente Mittelspielkombinationen und Angriffsspiel. Natürlich wird man ohne starkes Endspielkönnen nicht Weltmeister, aber wie stark Kasparow in dieser Partiephase wirklich war - wenn seine Gegner es denn erreichten! - das wurde mir erst durch dieses Buch bewusst. Müllers Partiebeispiele von Kasparow gegen Lutz aus Bled 2002, Polgar aus Dos Hermanas 1996 sowie gegen Kamsky in New York 1994 haben mir besonders imponiert.
Ganz ähnlich ging es mir mit den Beispielen zu Lasker, Euwe, Tal und besonders Spasski übrigens! Natürlich war letzterer Ende der 50er und in den 60er Jahren ein schachliches Energiebündel, aber die Partiebeispiele gegen den Endspielexperten Kortschnoi aus Tiflis 1959, gegen Cramling aus London 1996, Ivanovic aus Niksic 1983 und Judit Polgar aus Budapest 1993 sind wahrhaftig faszinierend!
Selbiges trifft auf die meisten vorgestellten Beispiele zu, von denen mich persönlich neben den genannten besonders die Partien von Capablanca, Lasker, Smyslow sowie Karpow und natürlich dem modernen Endspiel-Mozart Carlsen gefesselt haben!
So beinhalten beide Bände eine Fülle wunderschön instruktiver Endspiel-Behandlungen für das eigene Studium und die eigene Endspiel-Datenbank, wie man sie sich besser kaum wünschen kann.
Rudolf Spielmann wird gerne mit dem folgenden Satz zitiert: "Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Magier und das Endspiel wie eine Maschine".
Ich gebe zu, dass mich diese Aussage lange Zeit im Hinblick auf das Endspiel deprimiert hat, klang es für mich doch so als gäbe es im Endspiel wenig Möglichkeit, seinen individuellen "Touch" einzubringen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch eine Aussage Kotows, der schrieb, manche Stellungen müsse jeder Spieler auf dieselbe Weise spielen.
Ich bin sehr froh, dass Großmeister Karsten Müller einmal mehr eine Lanze für die Individualität auch im Endspiel gebrochen hat!
Schließen möchte ich diese Rezension mit einem Zitat von Großmeister Mihail Marin aus dem Geleitwort: "Das bloße Lesen von Schachbüchern macht nicht automatisch stärker. Auch wenn man diese während des Schlafs unters Kissen legt, wird dieser Effekt nicht erreicht. Vielmehr sollte ein gutes Schachbuch dem Leser einen zuverlässigen Ausgangspunkt für eigenständige Denkarbeit und eigenständiges Analysieren bieten."
Genau dies ist Karsten Müller einmal mehr gelungen!"
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
Autor Karsten Müller sagte 2015 in einem Interview, Endspiele würden schon ein bisschen unterschätzt. In der Regel befasse man sich mit Eröffnungen und kombinatorischen Wendungen. Für einen normalen Turnierspieler komme danach nicht mehr viel.
In seinem umfangreichen zweibändigen Werk „Die Endspielkunst der Weltmeister“ (Joachim Beyer Verlag, jeweils 228 Seiten, gebunden mit Lesebändchen für je 29,80 Euro) wirkt er mit allem, was die Schachwelt aufbietet, gegen eine Verfestigung dieser Einstellung. Der Autor greift dabei nicht auf das Mittelmaß zurück, sondern hat sich an den Weltmeistern abgearbeitet. Im ersten Band von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, im zweiten Band von Tigran Petrosjan bis Magnus Carlsen. Müller ist der Fülle an Informationen mit System begegnet. Jeder Weltmeister hat ein Kapitel erhalten, vorangestellt sind ein ganzseitiges Foto und ein kurzer Einleitungstext. Dies macht es dem Suchenden leicht, verleiht den beiden Büchern jedoch auch ein wenig den Anstrich eines Nachschlagewerkes.
Taucht man dann tiefer in die Thematik Endspiele ein, wird dieser Eindruck schnell weggewischt. Zu individuell sind die Weltmeister, jeder in seiner Zeit verhaftet, jeder mit ganz eigenen Vorlieben und Fähigkeiten in einer der schwierigsten Spielphasen, über die sich schon unzählige Schachspieler Gedanken gemacht haben. Etwa der Österreicher Rudolf Spielmann, der eine Anleitung aufstellte. „Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Zauberer und das Endspiel wie eine Maschine.“ Oder wie Stephan Gerzadowicz, der einen fast philosophischen Grundgedanken prägte, „Aus Eröffnungen lernt man Eröffnungen, aus dem Endspiel lernt man Schach.“ Nur – wenn es so einfach wäre.
Müllers Bücher zeigen dann auch sehr schnell, wie unterschiedlich die Weltmeister veranlagt sind und teilt sie in vier Spieltypen ein. In Aktivspieler wie Alexander Aljechin und Viswanathan Anand, Theoretiker wie Wilhelm Steinitz und Wladimir Kramnik, die Reflektoren José Rául Capablanca und Magnus Carlsen, sowie die Pragmatiker, zu denen der Autor Bobby Fischer und Emanuel Lasker zählt. Obwohl diese Einteilung eine Sequenzierung darstellt, nimmt das Endspiel einen privilegierten Platz ein, so der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort zu beiden Bänden. Im Endspiel sollte man Marin zufolge analytische Ausgrabungen vornehmen, wenn man kleine Teile der universellen schachlichen Wahrheit entdecken will, denn angesichts des reduzierten Figurenbestandes könne man sich auf die Ergebnisse der eigene Analyse am ehesten verlassen.
Exakt an diesem Punkt setzt der Autor an und nimmt den Leser ganz praktisch an die Hand, um mit ihm in die große Welt der figurenreduzierten Endspiele einzutreten. Anhand von einzelnen Partien kann man lernen, wie Steinitz sein Läuferpaar einsetzte, wie das Königsspiel von Capablanca gemeistert wurde und wie präzise Fischer im Endspiel agierte. Ergänzend dazu gibt es zu jeder Partie einen QR-Code, der eine weitere Vertiefung ermöglicht. Um nicht nur nachzuspielen sind an jedem Kapitelende Aufgaben gestellt – ebenfalls mit einem QR-Code versehen –, die die spielerischen Stärken eines jeden Weltmeisters aufgreifen. Bei Max Euwe ist es der Freibauer, bei Wassili Smyslow die Präzision und bei Boris Spasski seine meisterliche Initiative. Abgerundet wird dies mit Schach-Klassikern von Anatoli Karpow, Garri Kasparow und Magnus Carlsen, bei dem der Autor das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Läufer mit gleichfarbigen Läufern ausgewählt hat. Apropos Carlsen: Karsten Müller ist sich sicher, da der Norweger ein typischer Reflektor-Spieltyp ist, dass das Ende seiner Regentschaft zum aktuellen Zeitpunkt nicht absehbar ist.
Mit den nachspielbaren Partien sowie den Aufgaben, denen sich die Lösungen unmittelbar anschließen, fügen sich an dieser Stelle die Ansprüche, Lern- und Trainingsbuch zu sein zusammen. Wobei man anhand der Fülle von Beispielen durchaus die Qual der Wahl hat. Gleichwohl kann man sich als Schachspieler an jedem der einzelnen Weltmeister orientieren, die in punkto Endspiel auch für jeden Spieler etwas bereit halten. So können die eigenen Schwächen ausgeglichen, im besten Fall zu einer Stärke umgemünzt werden.
Im Endspiel, so Mihail Marin, gehe es weniger um abstrakte Themen, und da in dieser Phase viele Partien entschieden werden, bieten die beiden Bände Spielern aller Klassen einen wesentlichen Lern- und Trainingsbereich. Will man sich nicht auf ein Training einlassen, bieten sie auch genügend Stoff, um sich mit den Endspielsituationen der Weltmeister einfach nur gut zu unterhalten.
Fazit: Die vielfältigen Möglichkeiten der Bände „Die Endspielkunst der Weltmeister“, unter anderem mit der Einsatzfähigkeit von QR-Codes, macht sie auch für jüngere Schachspieler interessant. Von Weltmeistern lernen, heißt siegen lernen.
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind? Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann. Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert: Wer beispielsweise Sizilianische Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem ausschließlich Sizilianer behandelt werden. Dabei geht es allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen vom Typ 'offener Sizilianer' – und zwar um solche mit dem aus den Bauern d6 und e6 bestehenden 'kleinen Zentrum', das für die allermeisten sizilianischen Systeme typisch ist..
Besondere Erwähnung verdient noch die Tatsache, dass die über 150 Übungen zwecks abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen zugeordnet wurden – beispielsweise 'Aufstiegskandidat', 'Abstiegskandidat', 'Gewaltmaßnahme oder Druck- steigerung' und dergleichen mehr.
162 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im Dezember 2022
Als
jemand, der schon immer gern von einer Eröffnung zur nächsten
wechselte, um frische Stellungen aufs Brett zu bekommen, hatte ich
stets einen "soft spot" für die legendäre Sizilianische
Verteidigung. Eine Eröffnung, die Schwarz die statistisch besten
Siegeschancen verspricht, dem Anziehenden frühe Vereinfachungen
vorenthält und die spannende strategische wie taktische
Mittelspielpläne enthält, ist einfach zu gut, um wahr zu sein! Auch
die kämpferischsten Weltmeister wie Fischer, Kasparow und Carlsen
haben auch den Sizilianer in ihrem Arsenal.
Seine
große Popularität ist dafür verantwortlich, dass der Sizilianer
auch literarisch so beliebt ist wie keine andere Eröffnung. Aber
wirklich gleichermaßen fesselnde wie instruktive Bücher zum
Sizilianer sind leider selten. Spontan fallen mir Polugajewskis zwei
Bände "Im sizilianischen Labyrinth" ein, Ksieskis
"Sizilianisch mit e6 und d6 - Mittelspielpraxis", Zellers
"Sizilianisch im Geiste des Igels" und erneut Polugajewskis
"Sicilian Love".
Großmeister
Karsten Müller hat sich der Aufgabe gestellt, ein weiteres Buch zur
sizilianischen Mittelspielpraxis herauszubringen, das sich allerdings
doch wesentlich von den vorgenannten Werken unterscheidet.
Analog
der Reihe "Gezielte Mittelspielstrategie" aus den frühen
90er Jahren von Lothar Nikolaiczuk richtet sich das Buch Müllers
gezielt an Fans einer konkreten Eröffnung, hier: der Sizilianischen
Verteidigung. Gegenüber herkömmlichen Mittelspielbüchern hat das
den enormen Vorteil, dass man sich ausschließlich "einer großen
Sache" widmet und keinen unnötigen Ballast anhäuft, der aus
Eröffnungen entsteht, die man womöglich gar nicht im eigenen
Repertoire hat.
Im
Gegensatz zu den vorgenannten Werken jedoch ist Müllers Buch nicht
nur vorwiegend "einfaches" Lesevergnügen. Denn wie gleich
zu Beginn der Lektüre klar wird, handelt es sich um ein intensives
Arbeitsbuch zur Sizilianischen Verteidigung mit mehr als 150
Aufgaben, die aus dem offenen Sizilianer entstanden sind
Wer
sich mit Schwarz mit Sizilianisch verteidigt oder mit Weiß 1. e4
spielt und entsprechend häufig auf 1...c5 trifft, der ist nach dem
Studium dieses neuen Titels aus der Feder von GM Karsten Müller sehr
viel besser mit typisch sizilianischen Mittelspielverfahren
vertraut!
Spielstile im Schach sind ein wichtiges und entsprechend oft diskutiertes Thema. GM Dr. Karsten Müller und GM Luis Engel greifen ein auf 4 Spielertypen beruhendes Modell von GM Lars Bo Hansen auf – und zwar 'Aktivspieler', 'Pragmatiker', 'Theoretiker' und sogenannte 'Reflektoren'. Deren jeweilige Stärken und Schwächen werden anhand vieler Beispiele erläutert und durch zahlreiche Aufgaben ergänzt, anhand derer der Leser versuchen kann, sich dem einen oder anderen Spielertypus zuzuordnen.
„Im Rahmen der Vorbereitung auf meinen nächsten Gegner ... spielen immer wieder bestimmte Charakterzüge eine Rolle, die ich diesem Spieler zuzuordnen versuche. ... Hier kann es hilfreich und zeitsparend sein, beispielsweise durch gespielte Eröffnungen Rückschlüsse auf den Spielertypus und damit auch auf Stärken und Schwächen zu ziehen – oder über bekannte Spielereigenschaften Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit betreffs der Wahl bestimmter Eröffnungsvarianten zu bekommen.
Diese und zahlreiche weitere Überlegungen werden in dem vorliegenden Buch gebündelt und systematisch dargestellt. Die Einteilung in vier prototypische Spielernaturen ist ausgesprochen hilfreich bei der Beantwortung von Fragen, die nicht nur die Partievorbereitung betreffen, sondern beispielsweise auch die Bestimmung der eigenen Charakteristik als Schachspieler. Darüber hinaus gibt das Werk Amateuren und Schachinteressierten einen hilfreichen Leitfaden an die Hand, um sich ein eigenes Bild von diesem oder jenem Spieler machen zu können."
(Auszüge aus dem Vorwort von GM Vincent Keymer)
248 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im Februar 2021
Im Jahr 2005 stellte Großmeister Lars Bo Hansen in seinem beachtenswerten Buch „Foundations of Chess Strategy“ sein Konzept der „Spielertypen“ vor. Darin unterteilte er Schachspieler in sogenannte Aktivspieler, Reflektoren, Pragmatiker und Theoretiker. Er beschäftigte sich damit als Erster intensiv mit der Frage, wie sehr der individuelle Spielstil Einfluss auf unsere Entscheidungsfindungen am Brett hat.
Hansen nannte das „The role of the human factor in chess“ und forderte seine Leser auf, den eigenen Schachstil anhand persönlicher Charakteristika und Vorlieben analog seiner Vorgaben zu definieren. Diese Eigenschaften wurden entsprechend der jeweiligen Spielertypen in den Kapiteln mit konkretem Inhalt gefüllt, so dass man sich letztlich selbst einem bestimmten Spielertyp zuordnen konnte. Ich fand dies damals durchaus aufschlussreich und hilfreich.
Dieses schachtheoretisch und -philosophisch vernachlässigte Thema interessiert mich seitdem weit mehr als so manche Eröffnungsvariante oder Mittelspielkombination.
Deshalb nahm ich mit Begeisterung zur Kenntnis, dass sich die Großmeister Dr. Karsten Müller und Luis Engel dieser Thematik in ihrem neuen Buch „Spielertypen – Ihre Stärken und Schwächen“ aus dem Joachim Beyer Verlag intensiv annahmen.
Müller und Engel greifen das 2005 von Hansen vorgestellte Konzept auf und erweitern es umfangreich anhand zahlreicher Beispiele aus dem Schaffen solcher Schwergewichte wie Tal, Kasparow, Carlsen, Kramnik, Anand usw. Denn sobald ich selbst erkannt habe, welcher Spielertyp ich bin, möchte ich doch schließlich auch wissen:
– welches sind die Stärken und Schwächen der jeweiligen Spielertypen?
– wie und gegen wen hebe ich die Stärken besonders hervor bzw. wie kaschiere ich die Schwächen am besten?
– wie spiele ich idealerweise gegen Vertreter anderer Stile oder gar gegen Vertreter des eigenen?
– wie konzentriere ich mich stärker auf meine Stärken und werde insgesamt zu einem schachlichen „Allrounder“?
Es sind insbesondere diese Fragen, die Müller und Engel zum Herzstück ihrer Arbeit machen.
Hier finden sich detailliert zahlreiche Stärken und Schwächen der einzelnen Spielertypen. Seien es beispielsweise anhand von Beispielen untermauerte Thesen wie „Aktivspieler rechnen gut bzw. wertschätzen Initiative höher als strukturelle Schwächen“ als auch solche für das Spiel gegen den jeweiligen Spielertypus bzw. für dessen relative Verteidigungs- und Endspielschwächen, wie dies zum Beispiel in der Partie zweier Aktivspieler Polgar-Anand zur Geltung kam.
Ich bin mir nach langem Zaudern noch immer unsicher, wie thesenkräftigend es ist, in einem Buch, das gerade die verschiedensten Spielweisen und Herangehensweisen thematisiert, Aufgaben zu stellen, die nur eine einzige, nicht Spielertyp-individuelle Lösung verlangen.
Widerspricht das nicht dem eigentlichen Thema des Buches? Und bedeutet das nicht, es gäbe nur den einen richtigen Weg, wenn man gerade aufzeigen möchte, wie unterschiedlich die Wege doch sein können, die zum selben Ziel bzw. Sieg führen sollen?
Natürlich verstehe ich die Absicht der Autoren dahinter: es ermöglicht es beispielsweise einem Pragmatiker, sich in die Denkweise eines Theoretikers hinein zu versetzen und sich dessen Herangehensweise anzueignen. Andererseits suggeriert eine Aufgabenstellung wie „Tal entkorkte 16. Dd4 - War das korrekt?“ (auf Seite 18), dass es eben doch nur eine richtige Lösung – und zwar unabhängig vom Spielertyp – gibt. Dies mag natürlich auf reine Taktikaufgaben zutreffen, gibt jetzt aber nicht Aufschluss darüber, wie unterschiedlich Fischer, Euwe und Botwinnik beispielsweise dieselbe Mittel- oder Endspielstellung behandeln würden. Hier wäre es womöglich interessant gewesen zu erfahren, wie unterschiedlich unsere Autoren Müller und Engel – je nach persönlichen Vorlieben und Spielertyp – eine identische Stellung gegen CM-, IM- oder GM-Gegnerschaft behandeln würden. Würden sie hier unterschiedlich vorgehen und woran würden sie sich orientieren? Eine für mich durchaus interessante Fragestellung.
Ich erinnere mich an eine Aussage des großen Einstein-Freundes Emanuel Lasker, der, auf einen eher fragwürdigen und letztlich doch zum Sieg führenden Zug angesprochen, weise antwortete: „Gegen Schlechter wäre dieser Zug ein grober Fehler gewesen, gegen Tarrasch allerdings war es der richtige.“ Zeigt nicht insbesondere diese Aussage anschaulich, wie man den konkreten Spielertyp des Gegners am besten ins Kalkül einbezieht und schließlich bekämpft?
Vielleicht hätte ich mir auch ein paar derartiger Beispiele wie jenes von Lasker gewünscht als Taktikaufgaben, aber das ist eine persönliche Präferenz.
Immerhin hat mich das Buch – wie zuvor schon das von Hansen – wieder sehr dazu inspiriert, mich auch mehr mit derartigen inhaltlichen, ja fast hochgradig schachphilosophischen Fragestellungen abseits von Eröffnung, Mittel- und Endspiel auseinander zu setzen.
Last, but not least ein kurzer Verbesserungsvorschlag für eine mögliche nächste Auflage:
Das für meinen Geschmack zu knapp gehaltene Inhaltsverzeichnis finde ich etwas verwirrend. Dafür ein Beispiel: Das Kapitel 1 beschäftigt sich mit "Aktivspielern", weitere Unterkapitel finden sich hier nicht gelistet. Liest man sich dann jedoch schließlich in das entsprechende Kapitel ein, finden sich hier doch Unterkapitel wie „1.1 Hyperaktiv-Spieler“, „1.2 Aktivspieler“ mit weiteren Unterkapiteln wie „C) Initiative für strukturelle Schwächen“, die man doch gern im Inhaltsverzeichnis aufgeführt gesehen hätte.
Ähnliches gilt für die Struktur der einzelnen Kapitel. So finden sich auf Seite 11 die „Stärken“ der Aktivspieler, auf Seite 19 der Punkt „1.2 Aktivspieler“ mit A) Opfer für den direkten Königsangriff und auf Seite 43 erneut ein „A) Stärken von Aktivspielern“. Hier wäre es sicherlich möglich gewesen, die Stärken und Schwächen in einem Kapitel zusammenzufassen und dies im Inhaltsverzeichnis entsprechend zu listen, damit sich der Leser einfacher orientieren kann.
Von dieser Kleinigkeit abgesehen: Insgesamt ein tolles Buch zu einer sträflich vernachlässigten Thematik, von dem ich problemlos noch zahlreiche Folgebände studieren könnte! Im Gegensatz zu Jonathan Rowson´s „Die sieben Todsünden des Schachspielers“ jedoch – wie Großmeister Sadler seinerzeit kritisierte – nicht nur rein theoretisch-philosophischer Natur, sondern vorliegend mit einer starken praktischen Komponente, die es jedoch selbständig zu ergründen gilt!
Nach Munzerts „Schachpsychologie“, Webbs „Schach für Tiger“ und oben genannten Titel von Rowson endlich wieder ein deutschsprachiges Buch, das sich der menschlich-psychologischen Komponente widmet und sich nicht nur auf die reinen Züge beschränkt. Müller und Engel erklären anschaulich, warum welcher Spieler(typ) auch zu welcher Vorgehensweise tendieren würde und welches die diesbezüglichen Vor- und Nachteile in der konkreten Spielsituation sein können.
Ich denke, wem daran gelegen ist, sein Spiel auf allen Ebenen runder im Sinne von „vollkommener“ zu gestalten, sollte zu dem neuen Buch von GM Müller und Engel greifen. Hier findet sich sowohl das theoretische Rüstzeug, mit dem man seinen eigenen Stil auch schachphilosophisch auf Effizienz hinterfragen kann und sicherlich die eine oder andere vorhandene Schwäche auf der spielpraktischen Ebene in eine Spielertypische Stärke verwandeln zu können! Und ich bin mir sicher, diese Anschaffung lohnt sich weit mehr als der Blick in die neueste Eröffnungsmonographie!
Rezension von von Dariusz Gorzinski im Dezember 2020
Inspiriert durch das 2005 erschienene und bereits vergriffene Buch von Lars Bo Hansen „Foundations of Chess Strategy“, haben Karsten Müller und Luis Engel uns Schachspielern mit dem vorliegenden Werk „Spielertypen im Schach – Ihre Stärken und Schwächen“ ein Werkzeug in die Hand gelegt, das es uns erleichtert, strategische Entscheidungen zu treffen.
Lars Bo Hansen nutzt bereits weit entwickelte Elemente aus der Wirtschaftsstrategie, die er auf das Schach überträgt. Er geht davon aus, dass es in einer Partie nicht nur einen einzigen Plan gibt, sondern eine Kette von aufeinanderfolgenden Plänen, bei denen auch die Reaktionen des Gegners berücksichtigt werden müssen. In seinem Modell möchte er diese Abhängigkeit daher so gering wie möglich halten, indem er die Faktoren „äußere Randbedingungen (environmental factors)“, „Materialverhältnisse“, „Spielereigenschaften (the human factor)“, „Stellungsbewertung (positional factors)“ und „Initiative“ charakterisiert, welche seiner Meinung nach die Schachstrategie formen.
Anders als bei Lars Bo Hansen, haben Karsten Müller und Luis Engel das Thema „human factor“ aus dem Komplex des Strategiemanagements isoliert und diesem ein eigenständiges Buch mit dem Titel „Spielertypen im Schach“ gewidmet, um so die Bedeutung der Thematik nochmals besonders hervorzuheben. Während Lars Bo Hansen die Rolle der vier Spielertypen anhand von vielen Partien diskutiert, gehen Karsten Müller und Luis Engel einen Schritt weiter und binden den Leser aktiv in den Prozess mit ein. Anhand von Aufgaben wird dieser nicht nur dazu ermuntert, das Verständnis des Gelernten zu überprüfen, um selbst Spieler charakterisieren zu können, sondern vielmehr erhält er die Möglichkeit, beim Lösen der Aufgaben seine eigenen Sympathien oder Antipathien sowie eventuelle Stärken und Schwächen für bestimmte Partiesituationen zu erkennen und sich durch diese Reflektion entsprechend einem oder vielleicht sogar mehreren Spielertypen zuzuordnen. Die so gewonnene Erkenntnis kann dann entweder als Vorbereitung auf den nächsten Gegner oder als Trainingsmotivation zur Korrektur der eigenen Schwächen bestens genutzt werden.
Wie ich finde, haben die Autoren uns Amateurspielern mit dem vorliegenden Werk Zugang zu einem Thema verschafft, das uns bisher eher selten vor Augen geführt worden ist.
Die Fans von Karsten Müller müssen zum Kauf dieses Buch wohl kaum überredet werden. Es ist wie immer ein Muss! Sonst ist die Lücke im Regal zu sehr sichtbar.
Luis Engel als Co-Autor und junger GM (der sich übrigens zu dem Spielertypus Pragmatiker zählt) erhält hier eine Möglichkeit, Einblicke in seine bisheriges schachliches Schaffen zu gewähren. Die Analysen und die Aktualität seiner Partien bzw. Fragmente verleihen dem Thema Frische und stellen den Bezug zur Praxis her. Auf weitere herausragende Leistungen von Luis kann man gespannt sein.
Und sollte der eine oder andere Leser an der Theorie der Spielertypen Zweifel hegen, so kann das Buch trotzdem als kurzweilige Lektüre empfohlen werden, zumal es in gewohnter Müllerscher Qualität viele Beispiele zum Thema „Elemente der Schachstrategie“ bietet – wie z.B. intuitive Opfer, Variantenberechnung, Dominanz und Restriktionsmethoden und viele mehr.
Zusammengefasst: Alle Daumen hoch (5/5) und Kaufempfehlung!!
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2020
Es ist Gold wert, wenn man weiß, was für ein Spielertyp der jeweilige Gegner ist. Herausfinden kann man dies durch das Studium seiner Partien und durch Beobachtungen im Wettkampf. In dem aufschlussreichen Buch „Spielertypen – Ihre Stärken und Schwächen“ (Joachim Beyer Verlag, 248 Seiten, gebunden, Leseband, 27,80 Euro) stellt das Autorenduo GM Karsten Müller und GM Luis Engel vier Spielertypen mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen vor. Dem Leser eröffnen sich dadurch ganz unterschiedliche Zugänge, wobei die Autoren darauf hinweisen, ein gewisses „Schubladendenken“ gelegentlich überbetont zu haben, weil dies zu klareren Bildern führt. In vier Kapiteln werden die Spielertypen vorgestellt, auf die man in der Schachgeschichte immer wieder stößt: Aktivspieler, Theoretiker, Reflektoren und Pragmatiker. Aufschlussreich wird nicht nur beschrieben, wie es bezüglich ihrer Risikobereitschaft, ihrer Trainingsoptionen und Eröffnungsvorlieben aussieht, sondern auch, wie man als ihr Gegner auf sie eingehen sollte. Auch einem „Ausreißer“ widmen sich die Autoren - dem jungen Hyperaktiv-Spieler Michail Tal, der seine spannende Spielweise auf einfache Formeln brachte wie z.B.: „Greift der Gegner eine deiner Figuren an, so greife zwei von seinen an!“
Ganz anders die Theoretiker, zu denen in dem Buch Wilhelm Steinitz, Michail Botwinnik und Wladimir Kramnik gezählt werden. Sie sehen Schach als konkretes Spiel an, in dem ausschließlich Varianten berechnet werden. Ein Einwand bleibt allerdings: Keine Theorie ist auf Dauer ganz überzeugend, denn sonst würde das Königliche Spiel ja auf einen Teil der Mathematik reduziert.Im Unterschied dazu stehen die sogenannten Reflektoren (oder „Nachdenker“) wie etwa Weltmeister Magnus Carlsen und Ex-Weltmeister Anatoli Karpow. Sie zeichnet ein tiefes Spielverständnis aus, gepaart mit einem Gespür für Harmonie und Koordination. Ihre Hauptschwäche besteht darin, dass der Gegner sie mit dynamischem Spiel konfrontieren kann, dem zu begegnen viel Zeit kostet. Bleiben Pragmatiker wie Bobby Fischer, die von Anfang an auf konkretes Spiel aus sind und dieses schon in der Eröffnungsphase strategisch vorantreiben.
Mit Partieausschnitten und vom Leser zu lösenden Aufgaben werden die einzelnen Spielertypen weiter charakterisiert und vertiefend dargestellt.
Fazit: Das Werk „Spielertypen“ ist für jeden Leser wirklich wertvoll, egal in welchem Typus er sich selber wiederfindet. Es ist ein nützliches Lehrbuch zur Erweiterung des eigenen Spektrums.
Nach dem großen Erfolg des ersten Buches zum Modell der vier Spielertypen enthält dieser Folgeband außer gezielten Aufgaben auch allgemeine schachliche Fragen wie beispielsweise: Berechnen Sie lieber konkrete Varianten oder treffen Sie Ihre Entscheidungen eher intuitiv? Haben Sie ein gutes Gespür für Harmonie und Koordination?
Dieses Herangehen soll es den Lesern ermöglichen, sich selbst einem der Spielertypen zuzuordnen und somit herauszufinden, ob man zu den Aktivspielern gehört oder eher zu den Pragmatikern, Theoretikern oder Reflektoren. Und letztendlich können aus dem Ergebnis Schlüsse gezogen werden, um eigene Stärken weiter auszubauen oder einen insgesamt universelleren Spielstil zu entwickeln.
Denn selbst, wenn man in aller Regel dank seiner Stärken gewinnt, ist es durchaus sinnvoll, auch an den eigenen Schwächen zu arbeiten. Wenn es in einer Stellung nur einen einzigen Zug gibt, sollte man diesen natürlich finden. Spielstile sind vor allem in Stellungen von Bedeutung, in denen es eine große Auswahl gibt. Allerdings spielen diese auch bei der Wahl des Stellungstyps eine Rolle, den man angesichts seines Stils möglichst herbeiführen sollte.
Interessanterweise kann ein Spielstil auch imitiert werden, worin gegen bestimmte Gegner sogar die adäquate Strategie bestehen mag. So stechen beispielsweise bei Aktivspielern gewisse Charakteristika deutlich hervor, und sich als Gegner darauf einstellen zu können ist natürlich sehr wertvoll. Ein gutes Beispiel ist Kramniks Sieg gegen den Aktivspieler Kasparow (bei der WM London 2000). Da es Kramnik gelang, das Spiel stets in die seinem Stil angemessene Richtung zu lenken, kam sein großer Gegner überhaupt nicht dazu, die ihm eigenen Stärken in Stellungen mit Angriff und Initiative auszuspielen.
Während es in ‚Spielertypen' um eine klare Abgrenzung der vier Spielstile ging, soll in diesem Buch die Universalität jedes Spielers hervorgehoben werden. Nach Lösung der auf die vier Spielertypen zugeschnittenen Aufgaben wird ersichtlich, wie die eigenen Kompetenzen verteilt sind. Dazu heißt es im Vorwort von GM Vincent Keymer:
„So wird die Weiterentwicklung der eigenen Spielerpersönlichkeit zu einem universellen Spieler, der alle Spielertypen in sich vereinigt, vielleicht eine Utopie bleiben, allerdings eine, die zu verfolgen sich lohnt."210 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im Februar 2023
Eines
der faszinierendsten Themen der Schachliteratur der letzten zwei
Jahrzehnte besteht für mich zweifellos in der richtigen Einordnung
des eigenen Spielstils und den daraus resultierenden
Schlussfolgerungen, Möglichkeiten und Potenzialen – ganz im Sinne
der Aufforderung Erkenne
Dich selbst!
über dem Eingang des Apollo-Tempels in Delphi.
Im
Jahr 2005 stellte der dänische Großmeister Lars Bo Hansen in seinem
beachtenswerten Buch Foundations
of Chess Strategy
sein Konzept der '4 Spielertypen' vor. Darin unterteilte er
Schachspieler in sogenannte Aktivspieler, Reflektoren, Pragmatiker
und Theoretiker. In diesem Rahmen beschäftigte er sich intensiv mit
der Frage, wie sehr der individuelle Spielstil Einfluss auf unsere
Entscheidungsfindungen am Brett hat.
Hansen
nannte dies The
role of the human factor in chess
und forderte seine Leser auf, den eigenen Schachstil anhand
persönlicher Charakteristika und Vorlieben analog seiner Vorgaben zu
definieren. Diese Eigenschaften wurden entsprechend der jeweiligen
Spielertypen in den Kapiteln mit konkretem Inhalt gefüllt, so dass
man sich letztlich selbst einem bestimmten Spielertyp zuordnen
konnte. Ich fand dieses Herangehen damals durchaus aufschlussreich
und nützlich.
Dieses
sowohl in der Schachtheorie als auch in der Schachphilosophie
vernachlässigte Thema interessiert mich seitdem wie kaum ein
anderes, weshalb ich es mit Begeisterung aufnahm, dass die
Großmeister Dr. Karsten Müller und Luis Engel sich im Jahr 2020 in
ihrem Buch Spielertypen
– Ihre Stärken und Schwächen
genauer damit beschäftigt haben.
Müller
und Engel greifen das von Hansen vorgestellte Konzept auf und
erweitern es umfangreich anhand zahlreicher Beispiele aus dem
Schaffen solcher Schwergewichte wie Tal, Kasparow, Carlsen, Kramnik,
Anand usw.
Sobald
ich erkannt habe, welchem Spielertyp ich angehöre, möchte ich
natürlich wissen:
1.
Welches sind die Stärken und Schwächen der jeweiligen Spielertypen?
2.
Wie und gegen wen hebe ich meine Stärken besonders hervor bzw. wie
gehe ich am besten mit meinen Schwächen um?
3.
Wie spiele ich idealerweise gegen Vertreter anderer Stile oder auch
gegen Vertreter des eigenen?
4.
Wie konzentriere ich mich effektiver auf meine Stärken und werde
insgesamt zu einem schachlichen „Allrounder“?
Es
sind insbesondere diese Fragen, die Müller und Engel zum Herzstück
ihrer Arbeit gemacht haben.
Nach
dem großen Erfolg dieses Buches zum Modell der vier Spielertypen
enthält dessen Nachfolger Spielertypen
– das Testbuch
nicht nur konkrete Aufgaben, sondern auch allgemeine schachliche
Fragen wie:
Berechnen
Sie lieber konkrete Varianten oder treffen Sie Ihre Entscheidungen
eher intuitiv?
Haben
Sie ein gutes Gespür für Harmonie und Koordination?
Diese
Vorgehensweise ermöglicht es den Lesern, sich einem der Spielertypen
zuzuordnen. Darauf aufbauend lassen sich eigene Stärken
weiterentwickeln und mögliche Schwächen gezielt reduzieren, so dass
man sich letztlich zu einem universelleren Spieler entwickeln kann.
Die
Unterschiede der Spielstile kommen vorrangig in Stellungen mit vielen
Zugmöglichkeiten zur Geltung. Allerdings spielen stilistische
Überlegungen auch ganz wesentlich bei der Wahl der Eröffnung und
des Mittelspiels bzw. des Stellungstyps eine Rolle, den man
angesichts seines Stils möglichst herbeiführen sollte.
Das
wohl bekannteste und möglicherweise auch beste Beispiel ist Kramniks
Match-Strategie gegen Kasparow bei der Weltmeisterschaft in London
2000. Kramnik gelang es wie keinem anderen zuvor, Kasparow der
Möglichkeit zu berauben, seine in Angriff und Initiative bestehenden
Hauptstärken auszuspielen. Wie gelang ihm das? Indem er mit Schwarz
die mit Damentausch verbundene 'Berliner Variante' der Spanischen
Partie wählte, gegen die der Angriffsspieler Kasparow letztlich kein
Mittel fand. Und da es ihm einfach nicht gelang, die ihm eigenen
Stärken zum Tragen zu bringen, ging Kramniks exzellente
Match-Strategie voll auf!
Ging
es im ersten Buch Spielertypen
vorrangig um eine Abgrenzung der vier Spielstile voneinander,
sprechen sich die Autoren im Folgeband Spielertypen
– das Testbuch
deutlich für eine Förderung des eigenen Spielstils in Richtung
einer größtmöglichen Universalität aus.
Trauen
Sie sich: Lösen Sie die auf die vier Spielertypen zugeschnittenen
Aufgaben und finden Sie heraus, wo sich Ihre Kernkompetenzen befinden
und wie Sie am besten darauf aufbauen können!
Unsere Bestseller der Reihe "Karsten Müller" im Paket zum Schnäppchenpreis!
Buch 1: Karsten Müller - Schachtaktik
Buch 2: Karsten Müller - Schachstrategie
Buch 3: Karsten Müller - Verteidigung
Buch 4: Karsten Müller - Positionsspiel
Die detaillierten Beschreibungen und einen Blick ins Buch entnehmen Sie bitte den einzelnen Titeln. Danke.
Die Verteidigungskunst hat in der Schachliteratur generell weniger Aufmerksamkeit erfahren als das Angriffsspiel.
Die Autoren haben sich in diesem Buch der Verteidigung in besonderer Weise angenommen, indem sie den Leser nicht nur anhand instruktiver Beispiele in die einzelnen Themen einführen, sondern ihn gleichzeitig motivieren, als Löser von ausgewählten Übungen und Denksportauf- gaben an die „Grenzen seiner Komfortzone“ zu gehen. Zu den behandelten Themen gehören:
Prinzipien und Methoden des Verteidigers
Verteidigung gegen einen Königsangriff
Neutralisierung einer Initiative
Rettung des Remis
Passive oder aktive Verteidigung
die Entwicklung von Gegenspiel
aber auch sonst nur stiefmütterlich behandelte Fragen wie die der Verteidigung gegen den Minoritätsangriff. Einem der findigsten und zähesten Verteidiger unter den Weltmeistern, Tigran Petrosjan, ist ein eigenes Kapitel gewidmet, zudem ist die deutsche Ausgabe um ein neues Kapitel mit aktuellen Beispielen und Testaufgaben erweitert worden. Die Übungen richten sich an versierte Vereinsspieler, bei der ernsthaften Beschäftigung mit diesen „Herausforderungen“ winkt als Lohn, die eigenen Fähigkeiten in der Verteidigung erheblich verbessert und gefestigt zu haben. Nur derjenige, der auch die Verteidigung beherrscht und bis zum Partieende nicht aus den Augen verliert, wird letztlich beim Kampf am Brett reüssieren!
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.
Der internationale Meister Merijn van Delft (1979) lebt in Hamburg und arbeitet als Schachautor und Trainer. Seine Erfahrungen hat er zusammen mit seinem Vater Karel in Developing Chess Talent festgehalten.
Buch, 260 Seiten, gebunden, mit Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im Mai 2017
Verteidigung - Ein Testbuch
Endlich ist das 2010 bei Russel Enterprises, Milford (USA), erschienene Buch „Chess Cafe Puzzle Book 3“ ins Deutsche übersetzt worden. Der Joachim-Beyer-Verlag legte es als Karsten Müller „Verteidigung“ (gebunden mit Lesebändchen, 260 Seiten, Euro 22,80) auf.
Dass bei vielen Spielern Defizite bei der Verteidigung zu sehen sind, war für den Autor Dr. Karsten Müller – Großmeister und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – eigentliche Motivation zum Schreiben dieses Werkes. Sollten auch Sie das Gefühl haben, ihre Verteidigungsfähigkeiten verbessern zu müssen, so kommt dieses Buch gerade recht. Der Autor wagt einen breiten Ansatz und geht umfassend auf Verteidigungen ein.
Nach dem einleitenden Kapitel über Prinzipien und Methoden des Verteidigens unterteilt er den zu behandelnden Stoff in die Kapitel „Gegen Königsangriff verteidigen“ (25 Seiten), „Gegen Initiative kämpfen“ (15 Seiten), „Dauerschach“ (3 Seiten), „Patt“ (10 Seiten), „Richtiger Abtausch“ (13 Seiten), „Qualitätsopfer“ (22 Seiten), „Gegen Minoritätsangriff verteidigen“ (9 Seiten) und „Schlechte Endspiele“ (15 Seiten). Dem großartigen Verteidigungskünstler Tigran Petrosjan ist ein separates Kapitel gewidmet.
Durchgängig erläutert der Autor das zu Behandelnde anhand von per Diagramm dargebotenen Stellungen aus Großmeisterpartien und erläutert die Verteidigungsressourcen ausführlich. Jedes Kapitel beschließen umfangreiche Übungsaufgaben, die im Index gründlich gelöst werden. So ist schon bei der Durcharbeitung des Stoffes aktive Mitarbeit angesagt.
Den Erläuterungsteil schließt Kapitel 11 mit 24 Aufgaben als Aufwärmübung für die abschließenden Tests ab. In Kapitel 12 kann der Leser seine Fortschritte auf dem Gebiet der Verteidigung anhand von 16 Tests zu je 8 Testaufgaben bewerten. Fazit: Ein mitarbeitsorientiertes Werk, mit dem der Leser zweifellos seine Fähigkeiten in der Verteidigung entscheidend verbessert.
Rezension"Karsten Müller - Verteidigung" ist eine bemerkenswerte Neuerscheinung aus dem laufenden Jahr 2016, die schon im Untertitel verdeutlicht, was sie will. "Teste und verbessere deine Fähigkeiten in der Verteidigung" ist die Aufforderung an den Leser. Das Werk ist eine Übersetzung des 2010 in englischer Sprache von Russell Enterprises herausgegebenen Buches "Chess Cafe Puzzle Book 3". Die deutsche Ausgabe ist dabei allerdings um das Kapitel 13 erweitert worden, das neue Verteidigungsbeispiele enthält und damit eine Aktualisierung des Stoffes erreicht. Auch wenn der deutsche Spitzenspieler und Experte der Verteidigungskunst im Schach Karsten Müller alleine im Titel vorkommt, handelt es sich doch um eine Koproduktion des Autorenduos Karsten Müller und Merijen van Delft. Es hat aber wohl eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung zwischen beiden gegeben. Während Müller für die ausgewählten Stellungen und Analysen ganz überwiegend den Hut aufhatte, war van Delft, in Hamburg lebender IM, vor allem für das geschriebene Wort zuständig. Sie betonen im Vorwort, dass "Karsten Müller - Verteidigung" dennoch eine echte Gemeinschaftsarbeit ist, weil beide Autoren alle Inhalte Punkt für Punkt durchgegangen sind. Eine der wichtigsten Voraussetzungen des Spielers, sich gut in der Partie zu verteidigen, bezeichnen die Verfasser schon auf den ersten Seiten. Er muss Spaß an der Verteidigung haben, nur dann findet er mit der richtigen Einstellung den richtigen Weg auf dem Brett. Unabhängig davon, ob man "heroisch" eine Verluststellung zu retten hat oder "alltäglich" defensive Techniken einsetzen muss - der Spieler muss die richtige Einstellung verkörpern, um sich am Brett als leistungsstarker Verteidiger beweisen zu können. In der Rangliste der Möglichkeiten, sich zu einem besseren Verteidiger zu entwickeln, sehen die Autoren das Spielen schlechterer Stellungen gegen stärkere Gegner mit der anschließenden Analyse vorne. Dann aber kommt bereits das Erlernen der Verteidigungsstrategien mit anschließenden Lösungsaufgaben und Tests. Und genau hier hakt "Karsten Müller - Verteidigung" ein. Das Werk ist in 13 Kapitel gegliedert. Man könnte auch von deren 14 sprechen, denn es gibt noch einen umfangreichen Lösungsteil im Anschluss, der nicht als Kapitel mitgezählt worden ist. Die Stoffvermittlung beginnt mit grundlegenden Techniken im Kapitel 1, in der Folge spezialisiert sie sich dann in den Kapiteln 2 bis 9. Eine Sonderstellung nimmt das Kapitel 10 ein, in dem die Verteidigungskunst des früheren Weltmeisters Tigran Petrosjan ins Scheinwerferlicht genommen wird. Der Darstellung der Verteidigungstechniken folgen Übungen und Tests. Die Lösungen darauf sind am Ende des Buches zu finden, zwischen ihnen und den Tests ist noch die Erweiterung der deutschen Ausgabe eingeordnet worden, wie schon erwähnt als Kapitel 13. Auf die Kapitelüberschriften reduziert sieht das Inhaltsverzeichnis hinsichtlich der Kernbereiche wie folgt aus: 1. Prinzipien und Methoden des Verteidigens 2. Gegen einen Königsangriff verteidigen 3. Gegen die Initiative kämpfen 4. Dauerschach 5. Patt 6. Der richtige Abtausch 7. Qualitätsopfer 8. Gegen den Minoritätsangriff verteidigen 9. Schlechtere Endspiele verteidigen 10. Der großartige Tigran Petrosjan 11. Einfache Aufgaben 12. Tests 13. Verteidigungsbeispiele. Die einzelnen Theoriekapitel sind identisch aufgebaut. Einer kurzen Einführung in die jeweilige Thematik folgt die Darstellung des zu behandelnden Verteidigungsmanövers anhand von Diagrammen und Partiefragmenten. Zumeist unterteilt sich der Stoff weiter und zwar in mehrere Elemente der Verteidigungstechnik, die dann entsprechend in Unterpunkten behandelt werden. Auch zu diesen findet der Leser regelmäßig wieder eine zumindest kurze Einführung vor, bevor die Autoren dann nach dem beschriebenen Muster fortfahren. Die Art und Weise, wie die Mittel der Verteidigung erörtert werden, halte ich für mustergültig. Die Autoren arbeiten mit kleinen Portionen, erklären und erläutern so gut wie alles, was stattfindet. Sie erreichen bei dem Spieler, der intensiv auf das Werk eingeht, ganz sicher die Entwicklung eines Spaßgefühls im Umgang mit der Verteidigungspflicht, neben der für mich unzweifelhaft eintretenden Verbesserung des Leistungsvermögens. Zu den maßgeblichen Prinzipien des Buches gehört der extensive Einsatz von Aufgaben, die der Leser lösen soll. Sie sind zu den einzelnen Themen innerhalb der Kapitel, als einfache Aufgaben im Kapitel 11 und als Tests im Kapitel 12 zu finden. Die Autoren handeln hierdurch intensiv nach einem Aphorismus von Konfuzius: "Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich." Soweit diese Aufgaben innerhalb der einzelnen Kapitel gestellt werden, tragen sie unmittelbar zum Lernen des aktuell behandelten Stoffes bei. Der Leser konsumiert nicht nur die Ausführungen, sondern hat die daraus gewonnenen Erkenntnisse sogleich anzuwenden, wobei er wie in seiner eigenen Partie Lösungen sucht, verwirft oder anwendet und dabei die Qualität seiner Analysen an Erfolg oder Misserfolg messen kann. Gerade die zuvor schon genannten Tests, die weit vorgerückt im Werk verortet sind und das gesamte Stoffgebiet umfassen, haben es in sich. Der Leser soll sich jeweils eine Stunde lang mit ihnen beschäftigen und möglichst eine Schachuhr dabei einsetzen, um ein Partie-Feeling zu erzeugen. Je nach seinem Lösungserfolg darf er sich Punkte gutschreiben, die schließlich mit ihrer Summe darüber entscheiden, ob er noch einmal von vorne anfangen sollte, den Weltmeister herausfordern bzw. Stufen zwischen diesen beiden Extremen für sich reklamieren darf. Auch dieses Leistungsregister beweist, dass "Karsten Müller - Verteidigung" die Vermittlung von Spaß an der "Arbeit" zu einem Hauptanliegen erklärt hat. Ganz zum Schluss gibt es noch ein Quellenverzeichnis und zwei Fotos von den Autoren. Das Buch hat einen festen Einband, ist gebunden und hält als besonderen Pfiff ein Lesebändchen bereit, so dass man immer weiß, wo es zum nächsten Lernhäppchen weitergeht. Fazit: "Karsten Müller - Verteidigung" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Testbuch zur Verteidigung im Schach. Der Leser, der das Werk konzentriert durcharbeitet und diszipliniert die an ihn gerichteten Aufgaben löst, wird seine Spielstärke zweifellos heben. Der Spieler soll Freude an der Verteidigung zu entwickeln lernen, das Buch hilft ihm dabei.Uwe Bekemann, Oktober 2016, (Fernschachpost BDF und Rochade Europa)
Teste und verbessere Deine taktischen Fähigkeiten
Unter den Übungs- und Testbüchern nimmt GM Karsten Müllers Schachtaktik einen hervorragenden Platz ein, wie man aus dem Erfolg der englischen Erstauflage ableiten darf. Das nun erstmals in deutscher Übersetzung erhältliche Werk versammelt insgesamt 565 Denksport- aufgaben aus dem Bereich der Taktik, wobei sämtliche Phasen der Schachpartie berücksichtigt werden. Der erste Teil des Buchs stellt alle erdenklichen Elemente und Motive der Schachtaktik in kurzer Form vor und verknüpft diese jeweils mit einer Reihe von lehrreichen Übungen, die sich vornehmlich an fortgeschrittene Anfänger richten. Der zweite Teil bietet Testaufgaben variierender Schwierigkeit, die den ambitionierten Vereinsspieler bis hin zum Meister ansprechen. Die Beispiele sind überwiegend der zeitgenössischen Turnierpraxis entnommen und befinden sich häufig auf großmeisterlichem Niveau. Kurze Hinweise (Lösungshilfen) zu den Tests werden in einem separaten Kapitel angeboten. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buchs präsentiert der Autor außerdem eine kleine Auswahl der schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie einige taktische „Perlen“ aus jüngeren Turnieren. Da die Taktik ein essentielles Element des Spiels darstellt, ohne die ein Erfolg nicht möglich ist, erscheint deren Einübung und Verinnerlichung von überragender Bedeutung für jeden aufstrebenden Spieler. Diesem wird durch das vorliegende Buch eine wertvolle Hilfe an die Hand gegeben, um sich auf jegliche Herausforderung taktischer Natur vorzubereiten. Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.Unter den zahlreichen Publikationen zählen „Bobby Fischer“ (New In Chess) und die 14-teilige DVD-Reihe „Schachendspiele“ (ChessBase), sowie die Co-Produktion mit Frank Lamprecht „Grundlagen der Schachendspiele“ (Gambit) als Belege seiner erfolgreichen Schaffenskraft.
268 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Mai 2016
"Karsten Müller - Schachtaktik", eine deutsche Übersetzung der englischsprachigen Originalausgabe (USA) "Chess Cafe Puzzles Book 1" aus dem Jahre 2004, zählt zu jenen Werken, die mich ganz schnell von ihrer Qualität überzeugt haben. Verfasser ist der deutsche Großmeister Karsten Müller, was bereits der Buchtitel unschwer erkennen lässt.
Das Konzept hinter diesem Buch ist ausgezeichnet durchdacht. Zunächst werden die Elemente der Schachtaktik, vom Grundreihenmatt bis zum Zwischenzug, einzeln vorgestellt. Sie werden anhand von Beispielen entsprechend erläutert. Gleich im Anschluss hat der Leser die Gelegenheit, das frisch Erlernte beim Lösen von Aufgaben anzuwenden. Hierzu bekommt er Ausgangsstellungen via Diagramm angeboten, ergänzt um Hinweise zur Lösung. Ob er richtig liegt, kann er feststellen, wenn er den Bereich mit den gesammelten Lösungen hinten im Buch aufschlägt. Die Beispiele stammen überwiegend aus der Zeit unmittelbar vor dem Erscheinungsjahr der Originalausgabe. Müller hat daneben aber auch eindrucksvolle Fragmente aus historischen Partien verwendet. Grundsätzlich ist es ohne große Bedeutung, ob die Partie, aus der die jeweilige Wendung stammt, aktuell gespielt worden ist oder aus früheren Zeiten stammt. Allein für den erfahrenen Spieler mag dies von einem gewissen Interesse sein, da ihm ältere Beispiele vielleicht schon früher mal begegnet sein können.
Zurück zum Konzept: Sobald alle Taktikelemente vorgestellt sind, stößt der Leser auf einen Aufgabenteil, in dem er für eine Lösung alle einzelnen erlernten Methoden anwenden muss. Die Steigerung zu den vorherigen Aufgaben liegt somit darin, dass er das passende Element zunächst identifizieren muss, um die Lösung zu finden.
Besondere taktische Anforderungen ergeben sich für den Spieler im Zusammenhang mit dem Endspiel, mit Eröffnungsfallen und generell mit der Verteidigung. Dem tragen entsprechende weitere Abschnitte im Werk Rechnung.
Ein Lehr- und Trainingswerk ist nur so gut, wie es den Leser bei der Stange halten kann. Dies weiß auch Karsten Müller. So hat er auch unterhaltsame bzw. den Leser animierende Inhalte eingebaut. Hierzu zählen "Die zehn schönsten Kombinationen" sowie "Taktische Perlen aus aktuellen Turnieren". Vor allem aber kann sich der Leser auf umfangreiche Tests freuen, an denen er sich abschließend beweisen kann. Die einzelnen Aufgaben unterliegen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Tests bestehen aus 16 Teilaufgaben, die in einem Zug und ohne Brett gelöst werden sollen. Aus Zeitgründen kann das Pensum auch gestückelt werden. Müller gibt die aufzuwendende Zeit vor und trifft Regelungen zum Punktesystem.
Mit Ausnahme der besonders schwierigen Aufgaben kann sich der Leser Hinweise zur Lösung holen, indem er in eine entsprechende Sammlung vorblättert. Dann aber werden ihm zugleich Punkte abgezogen. Dies stachelt den Ehrgeiz an. Auf den letzten Buchseiten findet der Leser die Eingruppierung seiner Leistung anhand einer Punktetabelle.
Der aufstrebende Spieler, der "Karsten Müller - Schachtaktik" konsequent und diszipliniert - vielleicht auch mehrfach - durcharbeitet, wird zweifellos deutlich an Spielstärke gewinnen.
Mit seinem robusten Einband und seiner qualifizierten Bindung wird das Werk auch einer intensiven Nutzung standhalten. Das Lesebändchen ist ein besonderer Service, der die Arbeit mit ihm noch ein Quäntchen angenehmer macht.
Fazit: "Karsten Müller - Schachtaktik" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Trainingsbuch zur Schachtaktik. Für den Spieler etwas jenseits der reinen Anfangsgründe bis tief in den Bereich der Klubspieler hinein ist es eine klare Empfehlung.
Mit einem Werk wie diesem kann man übrigens auch nichts falsch machen, wenn man ein Schachbuch verschenken möchte und hierfür einen "Allrounder" sucht.
Rezension von Heinz Däubler im März 2016
Karsten Müller – Schachtaktik Ein Testbuch
Wieder ist es dem Joachim-Beyer-Verlag gelungen, dem geneigten Leser mit dem in diesem Jahr erschienenen Karsten Müller „Schachtaktik“ (gebunden mit Lesebändchen, 268 Seiten, Euro 22,80) ein äußerst bemerkenswertes Buch anzubieten.
Mit dem Werk begibt sich der Autor – seit 1998 GM, anerkannter Endspielexperte und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – auf für ihn eher ungewohntes Terrain. Dass er die Aufgabe „Taktik“ dennoch hervorragend gemeistert hat, zeigt schon der Aufbau des Werkes, für dessen Inhalt sich der Autor im Wesentlichen aus der Großmeisterpraxis der Jahre 2000 bis 2003 bedient hat.
Im ersten Block, der zunächst 233 der insgesamt 565 Aufgaben umfasst, ordnet er Taktikstellungen systematisch 20 verschiedenen Taktikmotiven zu. Diese Vorgehensweise hilft dem Lernenden, den Blick für bestimmte Kombinationsmuster am Brett zu schärfen. Es schließen sich 100 „einfache“ Aufgaben ohne Motivzuordnung an, die derjenige Leser meistern wird, der den ersten Block aufmerksam durchgearbeitet hat.
Der zweite Block ist 160 Testaufgaben gewidmet, mit denen der Leser seinen Fortschritt bei der Lösung von Taktikaufgaben testen kann. Dabei empfiehlt der Autor, täglich 16 Aufgaben ohne Brett zu lösen. Die Aufgaben sind nicht klassifiziert und variieren im Schwierigkeitsgrad. Ein vom Autor vorgeschlagenes Bewertungssystem erlaubt die ungefähre elomäßige Einordnung des Lernerfolges.
Zwischen die beiden Hauptblöcke hat der Autor 38 Endspiele, 9 Eröffnungsfallen und 20 Beispiele zum Thema „Finde die Verteidigung“ eingeschoben. Die zehn schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie fünf Partien mit taktischen Perlen runden das Werk trefflich ab.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Taktikwerk und bestens geeignet, das taktische Gespür des Lernenden nicht unwesentlich weiterzuentwickeln.
Rezension von Rolf Raschka im Mai 2016
Der als Endspielexperte bekannt gewordene Großmeister Karsten Müller legt ein hervorragendes Trainingsbuch für starke, ehrgeizige (Vereins-)Spieler vor, die ihre taktischen Fähigkeiten in allen Phasen des Spiels verbessern wollen. In 405 meist aus modernen Großmeisterpartien stammenden, unterschiedlich schwierigen Übungsaufgaben wird der Blick für taktische Motive in der Eröffnung, im Mittel- und Endspiel geschärft. Anhand von weiteren 160 Testaufgaben lässt sich anschließend die taktische Stärke bestimmen. Im Anhang finden sich zu allen Aufgaben die Lösungen. "Schachtaktik" ist auch angesichts der guten Ausstattung mit deutlichen Stellungsdiagrammen und angenehmem Schriftbild nachdrücklich zu empfehlen.
24,80 €*
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