bestehend aus:
Schachfiguren Champion im HolzkastenSchachfiguren der Meister-Klasse ! Staunton-Form, Palisander und Buchsbaum, König 95 mm, mit Filz und doppelter Gewichtseinlage, einteiliger geschnitzter Springer, FIDE-Norm
Schachbrett „Champion“Ein Schachbrett der Meister-Klasse ! Mahagoni- / Ahorn- Intarsie, Feld 55 mm, Brettgrösse 500 x 500 mm, mit Zahlen und Buchstaben, weiße Zierader, rückseitig 4 runde Filzscheiben, Turniermaße
Schachuhr DGT2010 Sonderedition "Schachversand Ullrich"Kunststoffgehäuse rot, FIDE-Gütesiegel, rückseitiger Werbeaufdruck unseres Hauses
In diesem umfangreichen Werk über taktische Endspiele – mit den
Schwerpunktthemen aktiver König, Mattangriff, Freibauer und Zugzwang –
betrachten die Autoren anhand von 100 beispielhaften Stellungen (je 20
zu jedem Thema) etliche typische Szenarien und nehmen dabei allerlei
Faustregeln unter die Lupe, wobei sie es allerdings nicht versäumen,
auch auf die mitunter fast noch wichtigeren Ausnahmen hinzuweisen.Fast
alle Beispiele stammen aus aktuellen Turnieren, woraus zu schließen
ist, dass die behandelten Themen – im klaren Unterschied zu solchen in
der Eröffnungsphase – nicht etwa einem Zeitgeist unterliegen, sondern
dass sie beständig und häufig vorkommen und quasi zum ‚täglichen Brot'
jedes Schachspielers gehören. Da es entsprechend wichtig ist, sich damit
vertraut zu machen, um am Brett dafür gerüstet zu sein, erhalten die
Leser im Anschluss die Gelegenheit, ihr bereits vorhandenes sowie ihr
neu hinzugekommenes Wissen und Können an 50 Übungsbeispielen auf die
Probe zu stellen.Darüber hinaus werden zu Übungszwecken auch 100
durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf gelegt wurde,
dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch einer
gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.An sämtliche Übungsaufgaben kann man entweder
unter turniernahen Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als
reines Lehrbuch ansehen und sich ohne übermäßige Anstrengung direkt mit
den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen ist
sichergestellt, dass bereits vorhandenes Wissen um viele typische
Endspielmotive bereichert wird. Wie auch immer können die Leser sicher
sein, dass der Zauber aus dem Reich der Endspiele auch sie in seinen
Bann ziehen wird und dass sie die Faszination der letzten Partiephase
genießen werden.
200 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Novermber
2024
In dem 200
Seiten starken Buch „Taktische Endspiele“ behandeln die Autoren
Großmeister Dr. Karsten Müller und FIDE-Meister Jerzy Konikowski
eindrucksvoll die komplexe und faszinierende Welt der Endspiele, die
im Schach oft den entscheidenden Unterschied zwischen Sieg und
Niederlage ausmachen. Dieses Buch richtet sich dabei nicht nur an
fortgeschrittene Spieler, die ihre Endspieltechniken verfeinern
wollen, sondern auch an ambitionierte Amateure, die ein tiefes
Verständnis für Schachendspiele entwickeln möchten.
Ein Thema
sind unter anderem den Freibauern gewidmet, die als eines der
wichtigsten taktischen Elemente im Endspiel gelten. Ein Freibauer,
der die gegnerische Stellung durchbricht und zur Umwandlung strebt,
kann oft nicht nur materiellen Gewinn, sondern auch den Sieg bringen.
Die Autoren erklären mit vielen anschaulichen Beispielen, wie ein
Freibauer optimal vorangetrieben wird, wann er durch die
Unterstützung der Figuren besonders stark ist und wie man ihn gegen
eine blockierende Verteidigung durchsetzt.
Besonders hilfreich
sind die detaillierten Analysen aus aktuellen Turnieren, in denen ein
Freibauer das Spiel entscheidet. Anhand von Beispielen wird die
richtige Strategie gezeigt, um einen Freibauern erfolgreich
durchzubringen und den gegnerischen König in Bedrängnis zu bringen.
Hierbei werden auch verschiedene technische und taktische Motive
behandelt, die in vielen Endspielstellungen auftreten, wie etwa der
Einsatz der Königsaktivität und die Blockade von Freibauern durch
den Gegner.
Ein weiteres Thema ist unter anderem der
Zugzwang, eine Situation, in der der Spieler am Zug gezwungen
ist, seine Stellung zu verschlechtern. Es zählt zu den
faszinierendsten Ideen im Schach und ist vor allem in Endspielen von
großer Bedeutung. Beleuchtet werden Zugzwangsituationen sowohl in
einfachen als auch in komplexen Endspielstellungen. Erklärt wird,
wie und wann Zugzwang angewendet werden kann, um den Gegner in eine
ausweglose Lage zu bringen.
Themen wie die Rolle des Königs,
Mattangriff und Mattmotive, sowie verschiedene Taktikmotive runden
das Tableau ab.
Das Buch macht deutlich, dass das Verständnis
des Zugzwangs elementar ist, um in schwierigen Endspielen präzise zu
spielen. Zugzwangsituationen werden ausführlich analysiert, um die
Logik hinter jedem Zug und jedem Zugzwangsmotiv nachvollziehbar zu
machen. Besonders hilfreich sind Diagramme und Erläuterungen, die
Schritt für Schritt den Übergang in eine Zugzwangposition zeigen.
Hinzu kommen QR-Codes zu den Diagrammen, die ein Nachspielen auf dem
Handy ermöglichen. Anhand von 50 Übungsbeispielen kann man das
eigene Wissen und Können auf die Probe stellen.
„Taktische
Endspiele“ ist eine wertvolle Ressource für jeden Schachspieler,
der seine Fähigkeiten im Endspiel verbessern möchte. Die klaren
Erklärungen, die durchdachten Beispiele und die systematische
Herangehensweise der Autoren machen dieses Buch zu einem
ausgezeichneten Lehrmittel. Die einzelnen Abschnitte bieten dem
Leser tiefe Einblicke und wertvolle Anleitungen, die nicht nur
theoretisch sind, sondern auch in der Praxis leicht angewendet werden
können. Zusammengefasst ist das Buch eine unverzichtbare Lektüre
für alle, die im Endspiel mehr Durchblick und strategisches
Verständnis gewinnen wollen. Durch den Einsatz von Beispielen und
praktischen Übungen gelingt es den Autoren, die Leser für die
Komplexität und auch die Schönheit des Endspiels zu begeistern und
ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um selbst in entscheidenden
Partien die Oberhand zu behalten.
Rezension von
Stefan Liebig im November 2024
Fragt
man Trainer, worauf Lernende sich konzentrieren sollten, hört man
zwei Antworten: Taktik und Endspiele. In diesem umfassenden Werk über
taktische Endspiele widmen sich die Autoren beiden zentralen Themen.
Sie blicken auf folgende Aspekte des Schach-Endspiels: aktiver König,
Mattangriff, Freibauer und Zugzwang. Anhand von 100 exemplarischen
Stellungen – je 20 für jedes der vier Themen – analysieren sie
typische Szenarien und beleuchten wichtige Faustregeln.
Dabei
weisen sie jedoch stets auch auf die entscheidenden Ausnahmen hin,
die oft genauso wichtig sind wie die Regeln selbst.
Die
Beispiele stammen überwiegend aus aktuellen Turnieren, was darauf
hindeutet, dass diese Endspielthemen zeitlos und unverändert
relevant sind. Im Gegensatz zu vielen Eröffnungsvarianten, die je
nach Trend oder Mode schwanken können, gehören die hier behandelten
Konzepte zu den grundlegenden Werkzeugen eines jeden Schachspielers.
Sie treten immer wieder auf und sind daher essenziell, um auf dem
Schachbrett sicher zu agieren. Die Leser bekommen die Gelegenheit,
ihr vorhandenes Wissen durch 50 Übungsaufgaben zu testen und zu
vertiefen.
Ein
weiteres Highlight des Werkes sind die 100 Studien, die es dem Leser
ermöglichen, seine Fähigkeiten zu trainieren. Die Studien sind
praxisnah und stammen oft aus realen Partien, was die Lösungen
besonders nachvollziehbar macht. Die Studien sind so gewählt, dass
sie sowohl als anspruchsvolle Übung als auch als anschauliche
Lehrmittel dienen.
Das
Buch lässt sich flexibel nutzen: Entweder man arbeitet die Aufgaben
unter nahezu turnierähnlichen Bedingungen durch oder nähert sich
den Lösungen direkt, um den eigenen Kenntnisstand zu erweitern. Auch
ohne tiefgehende Auseinandersetzung mit jeder einzelnen Übung wird
der Leser viele wertvolle Endspielmotive kennenlernen und in seine
Schachpraxis integrieren können.
Egal,
wie man sich dem Material nähert, eines ist sicher: Dieses Werk wird
die Faszination für die letzten Züge einer Schachpartie wecken und
den Leser auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der
Endspiele führen.
Rezension
von Andreas Wittek
im November 2024
In
dem umfassenden Schachlehrwerk von Karsten Müller und Jerzy
Konikowski mit dem Titel „Taktische Endspiele" wird von den
beiden Autoren das Thema „Endspiele" unter dem Aspekt der
„Taktik" genauer untersucht.
Der
erste Teil des Schachbuchs mit der Überschrift „Taktische
Hauptmotive im Endspiel" wird aus den fünf folgenden Kapiteln
gebildet:
Kapitel
1: Die Rolle des Königs
Kapitel 2: Macht der Bauern
Kapitel
3: Zugzwang
Kapitel 4: Mattangriff und Mattmotive
Kapitel
5: Verschiedene Taktikmotive
Zu
jedem einzelnen speziellen aufgeführten Thema werden jeweils zwanzig
beispielhafte Stellungen genauer betrachtet, aus denen sich
zahlreiche typische Szenarien herauskristallisieren lassen.
In
dem zweiten Teil des Schachlehrwerks mit dem Titel „Übung macht
den Meister" bekomme ich als Leser / Leserin die Gelegenheit,
aufgrund meines bisherigen Wissens und den neu hinzugewonnenen
Erkenntnissen aus dem ersten Teil des Buchs, mein schachliches
Verständnis nun zu überprüfen.
Für
einen Schachanfänger / Für eine Schachanfängerin kann sich die
eine oder andere Lösungsfindung auf den ersten Blick durchaus als
etwas knifflig gestalten.
In
dem dritten Teil des Lehrbuchs werden einhundert spannungsreiche
Schachkompositionen gezeigt, weil „die meisten taktischen
Endspielideen am deutlichsten und lehrreichsten in dieser
schachlichen Kunstform hervortreten". (Seite 6, Müller /
Konikowski)
Gut
gefallen hat mir persönlich insbesondere die Einleitung dieses
dritten Kapitels auf Seite 144 mit einer sehr berühmten
Schachkomposition von Richard Réti (1889 – 1929) aus dem Jahr
1921, welche mit dem „Réti-Manöver" ein wichtiges
Schachmotiv beispielhaft veranschaulicht: Ein weißer König nähert
sich durch das Ziehen entlang einer Diagonale zwei Zielen
gleichzeitig und erzwingt auf diese Weise das Erreichen von einem der
beiden Ziele, entweder den eigenen weißen Bauern zu unterstützen
oder den gegnerischen schwarzen Bauern abzufangen. Dieses
„Réti-Manöver" beruht auf der Eigenheit der
Schachbrettgeometrie, dass der „Weg eines Königs über eine
Diagonale" genauso lange dauert wie über eine Gerade.
Für
mich als Lernender / Lernende liegt der besondere Wert des
Schachbuchs darin, daß die beiden Autoren darauf geachtet haben,
möglichst praxisnahe Stellungen zu behandeln, welche in der Tat
ebenso einer gespielten Partie entnommen sein könnten und deren
Lösungen, bei genauerer Betrachtung, klar nachvollziehbar werden.
Wer
bereit ist, dieses Schachbuch konzentriert durchzuarbeiten, wird
meines Erachtens sicher einen Gewinn daraus erzielen, das heißt,
sein schachliches Endspielkönnen deutlich verbessern.
Es
empfiehlt sich daher, die gestellten Aufgaben sowie die präsentierten
Schachkompositionen mithilfe eines Schachbretts und den dazu
benötigten Figuren + Steinen sorgfältig zu studieren.
Ein
besonderer Service vom Joachim Beyer Verlag und von ChessBase ist die
Verwendung von QR-Codes in dem Schachbuch, welche eine Verknüpfung
eines jeweiligen einzelnen speziellen Schachdiagramms zur Verfügung
stellt. Das ist sicher, für viele Menschen, ein richtiger Mehrwert
bei der schachlichen Analyse!
bestehend aus:
Schachfiguren „Bundesliga“ im HolzkastenStaunton-Form, Buchefiguren natur und braun, König 93mm, mit Filz und Gewichtseinlage, einteiliger geschnitzter Springer, FIDE-Norm
Schachbrett „Bundesliga“Ahorn- / Mahagoni - Intarsie, mit Zahlen und Buchstaben, Brettgrösse ca. 540 x 540 mm, Feld 58 mm, Turniermaße
Schachuhr DGT2010 Sonderedition "Schachversand Ullrich"Kunststoffgehäuse rot, FIDE-Gütesiegel, rückseitiger Werbeaufdruck unseres Hauses
In Zeiten, in denen nahezu alle
jemals gespielten und einigermaßen bedeutsamen Schachpartien auf
Knopfdruck digital zur Verfügung stehen, und beliebig verästelte,
rechnergenerierte Analysen – inklusive weitreichender Kommentare – per
Mausklick abrufbar sind, schlägt dieses Buch einen anderen Weg ein: Den
Nachspielenden soll die Ästhetik des königlichen Spiels in
überschaubarer Art und Weise vor Augen geführt werden.
64 Unsterbliche Schachpartien ist eine
Sammlung schachlicher Kunstwerke aus 400 Jahren Schachgeschichte: Von
den alten Meistern aus der Zeit eines Ruy López im Spanien des 16.
Jahrhunderts – bis in die Gegenwart des aktuellen Weltmeisters Ding
Liren aus China findet man hier nachvollziehbar kommentierte Partien,
die allesamt Geschichte geschrieben haben.
Diese stammen nicht immer aus den
Wettkämpfen der Giganten des Schachsports, denn Glanzpartien wurden über
die Jahrhunderte nicht nur in den großen Turniersälen auf die Bretter
gezaubert. Aber selbstverständlich finden sich hier auch fast alle
Weltmeister der Geschichte, neben den weithin bekannten Heroen wie
Lasker, Capablanca oder Fischer auch die oft vom Vergessen bedrohten
Genies wie Anderssen, Morphy oder Steinitz.
Abgerundet wird die Sammlung durch
historische Abrisse der jeweiligen Schachepochen und Einblicke in die
Biographien der Meister und Meisterinnen hinter den Partien und an den
Brettern.
Die Autoren, Roland Voggenauer und
Carsten Peters, zählen sich zu der Masse der schachbegeisterten
Amateure, denen sie mit dieser Sammlung einen soliden Überblick über die
Perlen des Schachsports geben wollen.
220 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Roland
Vogenauer und Carsten Peters präsentieren mit „64 unsterbliche
Schachpartien“ ein Werk, das sowohl Schachliebhaber als auch
Historiker in Interesse entfacht. Die Autoren haben eine Sammlung von
Partien zusammengestellt, die die Entwicklung des Schachspiels über
400 Jahre hinweg dokumentiert. Jede Partie steht nicht nur für sich
als kunstvoller Höhepunkt, sondern erzählt auch von den jeweiligen
Epochen, den prägenden Spielern und dem Wandel des Denkens in der
Schachwelt.
Das Buch ist chronologisch aufgebaut und nimmt den
Leser mit auf eine Reise durch die Schachgeschichte, beginnend mit
den klassischen Partien der alten Meister wie der Begegnung zwischen
Smith und Philidor in London 1790. Diese frühen Beispiele zeigen,
wie das strategische Verständnis der Zeit aussah und wie Schach sich
als intellektuelle Kunst etablierte.
Mit den Kapiteln über die
ersten Schachprofis, darunter Wilhelm Steinitz und Harry Nelson
Pillsbury, dokumentieren die Autoren den Übergang zu einer
systematischen Herangehensweise an das Spiel. Hier erfährt man, wie
Steinitz die Grundsätze der Positionslehre einführte, die bis heute
das Fundament des modernen Schachs bilden.
Besonders
aufschlussreich ist der Abschnitt über die Spieler der „neuen
Schulen“ und die technischen Revolutionen, die mit Persönlichkeiten
wie Botwinnik und Capablanca verbunden sind. Die Partie Botwinnik
gegen Capablanca 1943 in Montevideo ist ein Paradebeispiel für die
aufkommende Wissenschaftlichkeit im Schach.
Das Buch endet mit
den modernen Giganten wie Fischer und Spasski, deren Duell in
Reykjavik 1972 eines der berühmtesten Schachereignisse überhaupt
ist, und schließlich mit den neuen Meistern wie Magnus Carlsen.
Dessen Partie gegen Boris Gelfand 2014 in Zürich demonstriert, wie
weit die Schachwelt seit den Tagen von Philidor gekommen ist.
Ein
großer Pluspunkt des Buches sind die historischen Einordnungen und
Abrisse, die jeder Partie vorangestellt sind. Vogenauer und Peters
verknüpfen die Partien geschickt mit den Zeitumständen und den
Biografien der Spieler. So entsteht ein lebendiges Bild der
Entwicklung des Spiels und der Persönlichkeiten, die es geprägt
haben.
Die größte Stärke des Buches liegt in seiner
Vielseitigkeit. Es ist gleichermaßen ein Lehrbuch, ein
Geschichtsbuch und eine Sammlung ästhetischer Höhepunkte. Jede
Partie wird detailliert kommentiert, wobei die Autoren eine Balance
zwischen technischen Analysen und narrativen Erläuterungen finden,
die sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene Spieler
ansprechen.
Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass einige der
Kommentierungen für absolute Neulinge im Schach etwas anspruchsvoll
sein könnten. Für Leser, die keine Erfahrung mit Schachnotation
oder strategischen Konzepten haben, wäre ein einleitendes Kapitel zu
den Grundlagen des Spiels hilfreich gewesen.
Trotzdem: „64
unsterbliche Schachpartien“ ist ein bemerkenswertes Werk der
Schachliteratur. Es verbindet kunstvolle Partien mit einem tiefen
historischen Verständnis und würdigt die Meister, die das Spiel
geprägt haben. Für jeden, der sich für die Geschichte des Schachs
interessiert, ist dieses Buch ein absolutes Muss. Es wird den Leser
inspirieren, die Schönheit und Tiefe des Schachspiels neu zu
entdecken. Eine wahre Schatzkammer schachlicher Kunstwerke – eine
Reise durch die Epochen, die nicht nur das Spiel, sondern auch die
Spieler selbst unsterblich macht.
Rezension von
Stefan Liebig im November 2024
Liebhaber
von Partiesammlungen kommen mit diesem Buch voll auf ihre Kosten. Es
möchte den Lesern die Schönheit und Tiefe des Schachspiels auf eine
zugängliche und ästhetische Weise näherbringen. Und ob man es
glaubt oder nicht, die Auswahl beginnt mit folgenden Zügen: 1.e4 e5
2. Lc4 Sc6 3.Df3?! d6? 4.Dxf7 matt, gespielt zwischen „irgendwer“
und „irgendwer“, überall, jederzeit. Dem Schäfermatt, folgen
dann das Narrenmatt sowie die zweifelhafte Damiano-Verteidigung. Doch
keine Sorge – das Niveau der Partien steigert sich rapide, denn „64
Unsterbliche Schachpartien“ ist eine Sammlung von Meisterwerken aus
400 Jahren Schachgeschichte. Ergänzt wird die Sammlung durch
historische Einblicke in die jeweiligen Epochen der Schachgeschichte
sowie Portraits der Meister und Meisterinnen hinter den Partien. Die
Auswahl der Partien reicht von den frühen Aufeinandertreffen der
Schachmeister der Renaissance, wie Ruy López im Spanien des 16.
Jahrhunderts, bis hin zu Partien vieler berühmter Weltmeister wie
Lasker, Capablanca und Fischer und dem (noch) amtierenden
chinesischen Weltmeister Ding Liren. Die Partien sind sorgfältig
kommentiert und mit Kurzporträts der Meister versehen, sodass ihre
historische Bedeutung und strategische Tiefe für den Leser
verständlich werden.
Die
Autoren, Roland Voggenauer und Carsten Peters, sind selbst
begeisterte Amateure, die mit diesem Werk allen Schachinteressierten
einen umfassenden Überblick über einige der größten und
faszinierendsten Partien der Schachgeschichte bieten möchten.
bestehend aus:
Schachfiguren 2030 im StoffsäckchenStaunton-Form, Vollkunststoff, elfenbein und schwarz, König 93 mm, mit Filz
zusätzliche Dame je Farbe
Schachuhr DGT1001 schwarz
Schachplan faltbarbeige mit dunkelbraunen Aufdruck, mittig faltbar, Brettgrösse 490 x 490 mm, Feld 55 mm, verschweißter Weich-PVC mit starker Kartoneinlage
Schachlehrbuch für Kinder - Anfänger
Aufkleber Schach macht Spaß
Schlüsselanhänger mit Holzfigur
Dieses Buch enthält ein Eröffnungsrepertoire mit 60 Varianten, in
denen sich für den Repertoirespieler Möglichkeiten zu einem raschen
Gewinn ergeben, mindestens aber zu spürbarem Vorteil. Der Fokus des
Repertoires liegt auf den von den Gegnern am häufigsten gespielten
Varianten und dort auf Zügen, die zwar häufig gespielt werden, die aber
trotzdem mehr oder weniger große Fehler sind. Die weitaus meisten dieser
Varianten sind nicht in den gängigen Fallensammlungen enthalten. Schon
das macht den Text zu einem Gewinn für den Leser.
Die erwähnten Fehler werden von stärkeren Spielern mit Elo über
2000 nicht oder kaum gemacht, aber die Datenbanken zeigen, dass sie im
Klubspielerbereich deutlich häufiger vorkommen. Dies hat der Autor in
seiner Turnierpraxis mit über 1000 Turnierpartien in den letzten 20
Jahren bestätigt gefunden. Es zeigt sich, dass geeignete Stellungen eher
in aggressiven Varianten vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen 1.e4 mit 35 Varianten. Für den
Schwarzspieler bietet das Repertoire chancenreiche Antworten gegen 1.e4
im Marshall-Gambit 1...d5 2.exd5 Sf6 oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5 und in anderen, insgesamt 25 Varianten. In allen
Varianten ergeben sich bei der Widerlegung der Fehler attraktive
Kombinationen, mit denen der Leser auch seine taktischen Fähigkeiten
üben kann.
Der Wert dieses Buches liegt in der vorteilhaften Auswertung von
Partie-Datenbanken mit Hilfe der Schach-Engine Stockfish und in der
geschickten Fokussierung auf die häufigsten gegnerischen Züge. Das so
entstandene Repertoire hat mit 60 Varianten eine überschaubare Größe und
ermöglicht es dem Repertoirespieler dennoch, für ein Maximum an
Eröffnungsstellungen gut vorbereitet zu sein.
172 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Der
Autor Thomas Mack liefert mit „Wege zu raschem Gewinn“ ein
ambitioniertes Werk, das sich an Schachspieler richtet, die nicht nur
ihre Eröffnungskompetenzen verbessern, sondern auch gezielt auf
schnellen Vorteil oder direkten Sieg ausgerichtete Strategien
verfolgen möchten. Mit Hilfe von Stockfish und Datenbankanalysen hat
der Autor 60 Eröffnungsvarianten ausgewählt, die er als besonders
erfolgversprechend einstuft – sei es durch taktische Fallen,
positionelle Überlegenheit oder überraschende Wendungen.
Das
Buch ist klar in zwei Hauptteile gegliedert: ein Repertoire für Weiß
und eines für Schwarz. Diese Gliederung erleichtert dem Leser den
Zugang zu den relevanten Abschnitten, je nachdem, welche Farben er
spielen möchte.
Der
Weißspielende wird mit einem fokussierten 1.e4-Repertoire
ausgestattet, das insgesamt 35 Varianten umfasst. Mack setzt hierbei
auf offene Spiele, die auf schnelle Initiative und dynamisches Spiel
abzielen. Neben bekannten Eröffnungen werden auch seltenere
Varianten beleuchtet, die häufig unterschätzt werden. Die
präsentierten Ideen sind darauf ausgelegt, Gegner frühzeitig aus
der Theorie zu bringen und taktische Chancen zu eröffnen.
Für
Schwarz hat Mack 25 Varianten vorbereitet, die gezielt auf aktives
Gegenspiel ausgerichtet sind: Gegen 1.e4 wird das Marshall-Gambit
empfohlen, das für seine scharfen und unausgeglichenen Stellungen
bekannt ist. Mack erklärt präzise, wie Schwarz Druck aufbauen und
gleichzeitig dynamische Chancen nutzen kann. Gegen 1.d4 wird das
Winawer-Gambit vorgeschlagen – eine überraschende Wahl, die viele
Gegner unvorbereitet treffen dürfte. Auch hier liegt der Fokus auf
aktivem Gegenspiel und taktischen Möglichkeiten.
Das
Buch richtet sich vor allem an Vereinsspieler und ambitionierte
Amateure, die regelmäßig gegen Gegner antreten, die weniger tief in
den Feinheiten der Theorie stecken. Die Varianten sind so konzipiert,
dass sie nicht nur in Blitz- und Schnellschachpartien, sondern auch
in längeren Formaten ihre Wirkung entfalten können.
Die
Stärken liegen in der Praxisorientierung. Die Varianten wurden nicht
nur auf ihre theoretische Plausibilität, sondern auch auf ihre
praktische Anwendbarkeit hin überprüft. Mack demonstriert, wie
diese Eröffnungen in realen Partien zu raschem Erfolg führen
können. Dank der engen Zusammenarbeit mit der Engine
Stockfish sind die vorgeschlagenen Varianten auf dem neuesten Stand
der Theorie. Das Buch bietet darüber hinaus sowohl aggressive
als auch positionelle Optionen, wodurch Spieler mit unterschiedlichen
Stilpräferenzen angesprochen werden.
Mit 60 Varianten
verlangt das Buch von den Lesern ein erhebliches Maß an
Lernbereitschaft. Für Spieler, die lieber mit wenigen Hauptlinien
arbeiten, könnte dies eine Herausforderung sein. Und da
viele der vorgeschlagenen Varianten auf taktischen Schärfen beruhen,
könnten sie gegen sehr gut vorbereitete Gegner riskant sein.
„Wege
zu raschem Gewinn“ klingt wie eine Verheißung. Das Buch ist bei
allem aber ein herausragendes Eröffnungsbuch, das eine erfrischend
offensive Herangehensweise an das Schachspiel bietet. Es ist ideal
für Spieler, die bereit sind, Risiken einzugehen, um schnelle
Vorteile zu erzielen. Mit 60 detailliert analysierten Varianten
liefert Thomas Mack ein umfassendes und durchdachtes Repertoire, das
sowohl für Weiß- als auch für Schwarzspieler zahlreiche neue
Möglichkeiten eröffnet. Wer sich auf das intensive Studium dieser
Eröffnungen einlässt, wird mit kreativen und effektiven Ideen
belohnt – und möglicherweise mit einer höheren Gewinnquote am
Brett.
Rezension
von Stefan Liebig im Oktober 2024
In
Thomas Macks „Wege zu raschem Gewinn“ erwartet die Leser ein
umfassendes Eröffnungsrepertoire mit beeindruckenden 60 Varianten,
die dem Repertoirespieler eine hervorragende Chance auf rasche
Gewinne oder zumindest spürbare Vorteile bieten. Der Fokus liegt auf
den am häufigsten gespielten Eröffnungen der Gegner und
konzentriert sich dabei auf Züge, die zwar oft gespielt werden,
jedoch mehr oder weniger gravierende Fehler enthalten. Viele dieser
Varianten sind nicht in den üblichen Fallensammlungen
zu finden, was das Buch zu einem wertvollen Gewinn für jeden
Schachenthusiasten macht.
Die
im Buch erwähnten Fehler sind im Allgemeinen von stärkeren Spielern
mit einem Elo über 2000 kaum zu erwarten, jedoch zeigen Datenbanken,
dass sie im Bereich der Klubspieler deutlich häufiger auftreten. Der
Autor hat dies in seiner eigenen beeindruckenden Turnierpraxis mit
über 1 000 Partien in den letzten zwei Jahrzehnten bestätigt. Es
zeigt sich, dass besonders in aggressiven Varianten geeignete
Stellungen häufiger vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen mit 1.e4 und 35 abwechslungsreichen
Varianten. Für Schwarz gibt es chancenreiche Antworten gegen 1.e4 im
Marshall-Gambit (1...d5 2.exd5 Sf6) oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
(1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5), sowie in anderen, insgesamt 25 Varianten.
In
allen diesen spannenden Abspielen ergeben sich bei der Widerlegung
der Fehler attraktive Kombinationen, die dem Leser helfen, seine
taktischen Fähigkeiten spielerisch zu verbessern. Der wahre Wert
dieses Buches liegt in der Auswertung von Partiedatenbanken mithilfe
der leistungsstarken Engine Stockfish. Durch die geschickte
Fokussierung auf die häufigsten Züge der Gegner wird ein
praktisches Repertoire geschaffen, das mit 60 klar strukturierten
Varianten eine überschaubare Größe hat und dennoch dafür sorgt,
dass der Repertoirespieler bestens vorbereitet in die Partie geht.
Der
Autor wählt einen wirklich interessanten Ansatz und bringt so ein
komplettes Repertoire in einem relativ dünnen Buch unter. Die
übersichtliche Anordnung macht es zudem zu einem praktischen,
schnell einsetzbaren Nachschlagewerk.
bestehend aus:
Schachfiguren 2030 im StoffsäckchenStaunton-Form, Vollkunststoff, Farbton elfenbein und schwarz, König 93 mm, mit Filz
Schachplan faltbarbeige mit dunkelbraunen Aufdruck, mittig faltbar, Brettgrösse 490 x 490 mm, Feld 55 mm, verschweißter Weich-PVC mit starker Kartoneinlage
Schachuhr DGT2010Sonderedition "Schachversand Ullrich"
Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der "synthetischen" Methode
Das neue Grundlagenwerk für fortgeschrittene Spieler, die sich die Methode
eines Großmeisters zu eigen machen möchten. Auf seinem Weg wird der Leser nicht
geschont, aber immer wohlwollend begleitet.
Aus dem Vorwort von Loek van Wely: „Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens."
Aus dem Inhalt:
– „Synthetisches" Herangehen an eine Stellung im Unterschied zum
„analytischen"
– Die verschiedenen Gangarten – „energisches" und „umsichtiges" Spiel
– Was kann ich mit einem Zug alles anstellen? – die Rangfolge der
Zug-Wirkungen
– Der „Plan der Stellung" – Lageplan und Spielplan – die Bedeutung der
Initiative
– Objektive, intersubjektive und subjektive Stellungsbewertung
– Der Masterplan zum Partiegewinn
– Beachten und Einschränken der gegnerischen Möglichkeiten, präventives
Spiel
– Variantenberechnung und Kandidatenzugfindung, „Befragen" der
Stellung
– Tipps zur Schachpsychologie, zur Zeiteinteilung und zum erfolgreichen
Training
– Das richtige Vorgehen bei der Arbeit an den Eröffnungen
310 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Stefan Löffler im Juni 2024
GESETZE
DES GEPFLEGTEN SCHACHS
Wer
je ein Erklärvideo gesehen hat, in dem ein schachlich unbeleckter
YouTuber fröhlich davor warnt, dass der Bishop die Queen pinnt, hat
sich vermutlich gefragt, ob sich Tausende vor ihm das ebenfalls als
Realsatire reingezogen haben. Jedenfalls tut es gut, wenn ein
Schacherklärer sprachlich Sorgfalt walten lässt und dennoch frisch
formuliert. Bei Frank Holzke überrascht das nicht, denn er
engagierte
sich einige Jahre im Verein Deutsche Sprache. Der promovierte Jurist
hat seine Tätigkeit als Richter am Düsseldorfer Verwaltungsgericht
2015 beendet und sich danach noch einmal damit befasst, wie er es
eigentlich zum Großmeister gebracht hatte. Inwieweit ist er den
Lehrsätzen früherer Koryphäen gefolgt? Was hilft wirklich bei der
Suche nach dem richtigen Zug?
Seine
Erkenntnisse hat er in einem Lehrbuch für Fortgeschrittene
zusammengefasst. Ein erfahrener Trainer, dem ich „von
der
Stellung zum Zug“ weitergab, um eine Zweitmeinung einzuholen,
nannte es „eines der zehn oder zwanzig interessantesten
Schachbücher, die ich gelesen habe“. Der Trainer war verblüfft,
wie tiefe Einblicke Holzke in sein Schachdenken zulässt.
Normalerweise
schreiben Profis mit einer Distanz, die Rückschlüsse auf ihre
Vorlieben und Schwächen erschwert. Doch Holzke schreibt nicht als
Profi, sondern auf der Suche nach Wahrheit.
„Synthetische
Methode“ klingt ungewohnt, aber man sollte sich davon nicht
abschrecken lassen. Gemeint ist, dass sie das Ganze der Stellung
erfasst, statt ihre Details isoliert, also analytisch, zu betrachten.
Im Großen und Ganzen argumentiert Holzke deutlich und mit gesundem
Menschenverstand. Der richtige Zug kann für ihn durchaus der sein,
der besser zu einem Spieler und seiner Spielweise passt. Hilfreich
wirken seine Hinweise, wie man besser erfasst, was der Gegner will.
Ganz praxisorientiert gibt er Empfehlungen zur Eröffnungswahl und
zur Arbeit mit dem Computer. Bei der Computeranalyse entdeckt man
schon mal, wie man eine Stellung viel einfacher gewinnen konnte statt
unter späterer Mithilfe des Gegners. Holzke verpackt das nicht, wie
es viele Autoren machen, in Aufgaben. Am Brett sagt einem ja auch
niemand: Hallo, hier geht etwas!
Rezension
von Uwe Bekemann im Oktober 2023
Was
ist die „synthetische Methode“, um von der Stellung zum Zug zu
kommen? Was ist anders als beim „analytischen“ Vorgehen, wenn der
Spieler sich ihrer bedient?
Großmeister
Frank Holzke stellt in seinem Buch „Von der Stellung zum Zug“,
Untertitel „Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der
„synthetischen“ Methode, die Zugfindung nach der ‚synthetischen‘
Methode“ vor. Das Werk ist 2023 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Zunächst
einmal geht es thematisch darum, einen guten Zug zu machen, immer und
immer wieder in jeder sich neu ergebenden Stellung. Das ist nun noch
nicht etwas bahnbrechend Neues. Und wenn dieses Vorhaben gelingt,
wird man Erfolg haben. Oder wie Holzke einen nicht namentlich
genannten Großmeister zitiert: „Immer wenn ich dran bin, mache ich
einen fürchterlich starken Zug, und das 40 Mal hintereinander. Das
halten die wenigsten aus!“ Für mich, und dies trotz einer
jahrzehntelangen Erfahrung, ist die von Frank Holzke intensiv und
quasi Schritt für Schritt dargestellte „synthetische“ Methode
der Zugfindung Neuland, und vermutlich wird dies auch auf viele
andere erfahrene Schachfreunde zutreffen.
Wie
lassen sich gute Züge klassifizieren? Sie sind daran erkennbar,
dass
sie allein oder mit Folgezügen zum Matt führen,
einen
Materialvorteil einbringen,
eine
günstige Transformation erlauben,
zu
einer günstigen Veränderung der Bauernstellung führen oder
ohne
Transformation eine Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
herbeiführen.
Matt
und Materialgewinn können taktisch oder „technisch“ realisiert
werden. Transformationen können taktisch oder positionell erreicht
werden, z.B. mittels einer „petite combinaison“, Abtausch, Opfer,
Bauernhebel etc. Die Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
ist positionell oder technisch möglich.
Wie
lassen sich gute Züge finden? Mit Schachverständnis und Knowhow.
Und dies bringt der fortgeschrittene Spieler mit und der
fortgeschrittene Spieler in spe erarbeitet es sich noch.
Wenn
der Spieler sein Zugrecht optimal ausnutzt, also einen Zug mit hohem
Wirkungserfolg spielt, lässt sich dies mit einem gedanklichen Wert
von 1 rechnerisch beschreiben. Zugrecht und mit dem Zug erreichter
Erfolg stimmen optimal überein. Es gibt aber auch eine gegenteilige
Situation, in der dem Spieler nur ein gedanklicher Wert von -1
eröffnet ist. In diesem Fall ist das Zugrecht nachteilig, weil der
nächste Zug die Partie verlieren lässt. Dies ist beispielsweise in
einer Zugzwangstellung der Fall, wenn der Spieler beispielsweise in
einem Bauernendspiel die Opposition der Könige aufgeben und dem
Gegner die Bauernumwandlung einräumen muss. Zwischen diesen beiden
Werten ergibt sich eine Spannbreite, die als Hilfsmittel zur
Bewertung zur Verfügung steht.
Holzke
hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, „Richtig
spielen“, enthält sieben Kapitel und zwei Anhänge. Da diese einen
Rückschluss auch auf die Systematik des Buches wie die „synthetische
Methode“ erlauben, bilde ich sie nachstehend ab.
Kapitel
1: Spiele gute Züge
Kapitel
2: Nutze den Zug
Kapitel
3: Folge dem Plan
Kapitel
4: Beachte den Gegner
Kapitel
5: Berechne die Varianten
Kapitel
6: Finde die Kandidaten
Kapitel
7: Befrage die Stellung
Anhang
1: Schachpsychologie
Anhang
2: Zeiteinteilung
Der
zweite Teil widmet sich dem Thema „Richtig trainieren“. Er
enthält drei Kapitel mit den Schwerpunkten Computereinsatz und
qualifiziertes Erlernen von Eröffnungen.
Die
von Holzke intensiv beschriebene synthetische Methode eröffnet die
Chance auf eine hochinteressante Erweiterung des
Schachverständnisses. Damit der Leser „Von der Stellung zum Zug“
richtig für sich nutzen kann, braucht er bereits ein fundiertes
Schachwissen. Entsprechend richtet sich das Werk an den
„fortgeschrittenen“ Spieler. Dies kann nach meiner Einschätzung
sowohl der Elo-starke Spieler wie auch der mäßig starke sein, der
aufgrund seiner Erfahrung dem Stoff folgen kann, auch wenn er bisher
seine Wissens-PS noch nicht so richtig auf die Kette bringen konnte.
Frank
Holzke ist im beruflichen Leben Jurist. Dies merkt man seiner Sprache
an. Im Buch formuliert er logisch direkt, präzise und ohne milde
Umschreibungen. Mir gefällt dieser ehrliche Stil, auch wenn er
manchmal entlarvend direkt ist. Wenn man als Leser beispielsweise vor
Augen geführt bekommt, dass eine viel gehörte Begründung für eine
bestimmte Zugwahl seitens eines schwächeren Spielers meist nur eine
Ausrede ist und eine gewisse Faulheit kaschieren soll, kann dies
innerlich empören, sollte es aber nicht. Frank Holzke ist von der
Logik des Juristen konditioniert und spricht die Dinge genau so an
und aus.
Fazit:
„Von der Stellung zum Zug“ ist eine echte Bereicherung. Das Werk
stellt die „synthetische“ Methode zur Zugauswahl vor, beschreibt
sie und führt den Leser intensiv in sie ein. Der Leser braucht
Spielstärke und/oder Erfahrung, um umfassend von ihm profitieren zu
können.
Rezension
von Stefan Liebig im September 2023
Im
Vorwort schreibt der niederländische Großmeister Loek van Wely:
„Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens.“ Er selbst spricht da aus Erfahrung und verrät,
jahrelang an der Seite Holzkes in Mannschaftskämpfen angetreten zu
sein, ohne von dessen „synthetischer Methode“, mit der er zu
guten Zügen gelangen will, gewusst zu haben. Offenbar teilt van Wely
diesen Ansatz zwar nicht komplett, bedauert aber, dass sich die
beiden früher nie darüber ausgetauscht haben. Im Buch „Von der
Stellung zum Zug“ gibt Holzke nun einen umfangreichen Einblick in
seine Technik, die er auch als Trainer erfolgreich anwendet.
Holzke
stellt seine synthetische Methode der analytischen entgegen. Sie
basiert in erster Linie auf der für jeden Zug erforderlichen Suche
nach einem guten Zug – wohlgemerkt: nicht um jeden Preis dem besten
Zug. Das klingt selbstverständlich, Holzke erklärt aber
ausführlich, warum es das in der Praxis oftmals nicht ist.
Grundsätzlich unterscheidet er im ersten Teil des Buches die
positionsabhängigen Gangarten „energisch“ und „umsichtig“,
seziert die Begriffe „Tempo“ und „Plan“, fordert zum Beachten
von Gegnern, Varianten und Kandidaten sowie zur Befragung der
Stellung auf. Im Anhang des ersten Teils folgt eine Betrachtung der
Themen Schachpsychologie und Zeiteinteilung, bevor der zweite Teil
„Richtig trainieren“ mit den Kapiteln „Steigere dein Können“,
„Verwende
den Rechner“ und „Lerne Eröffnungen richtig“ das Buch
abschließt.
Erstaunlich
die Konsequenz mit der er immer das Ziel „mattsetzen“ anspricht.
Denn seine Grundthese lautet: Es gibt nur gewonnene, ausgeglichene
und verlorene Stellungen. Eine Stellungsbewertung wie „leichter
Vorteil“ hält er dementsprechend für unsinnig. Vieles weitere
erscheint nicht ganz so revolutionär wie es angekündigt wird,
dennoch ist das Buch als Lehrbuch absolut empfehlenswert. Denn
insbesondere die unzähligen Fragen, die in den sehr übersichtlichen
Kapiteln gestellt werden, dienen natürlich zum einen der Lösung der
gestellten Aufgabe, vor allem aber sind sie wertvolle Hinweise,
welche Fragen man sich während einer Partie immer wieder stellen
sollte.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
Eine
überaus interessante Neuerscheinung aus dem Joachim Beyer Verlag ist
der Titel „Von der Stellung zum Zug“ - Lehrbuch für
fortgeschrittene Spieler nach der 'synthetischen' Methode von GM Dr.
Frank Holzke
Den
Namen Frank Holzke hatte ich zuvor im Zusammenhang mit Schach zwar
schon gehört, aber dennoch habe ich mich bei Wikipedia genauer
informiert. Holzke, Jahrgang 1971, ist Jurist, wurde 1997 IM und 2008
GM. 1988 schlug er bei einem Simultan Garri Kasparow und hat mit dem
oben genannten Titel – jedenfalls soweit ich es erkennen kann –
sein nunmehr erstes Schachbuch geschrieben.
Gleich
im Vorwort erklärt der Autor, was unter der "synthetischen
Methode" zu verstehen ist:
"Dieses
Buch will dazu anleiten, richtig Schach zu spielen. (...) Die
synthetische Methode ist flexibel, indem sie nur einen Rahmen
vorgibt, den der Spieler nach seinen Fähigkeiten und Neigungen
ausfüllen kann."
Das
klingt doch schon einmal sehr vielversprechend! Wobei ich mich an
dieser Stelle (vielleicht ja zu Unrecht) bevormundet fühle und mich
etwas an dem Wort "richtig" reibe, wo meiner Meinung nach
"besser" die glücklichere Wortwahl gewesen wäre.
Ein
Blick in das Inhaltsverzeichnis bestätigt die auf dem Titel doch
recht hoch angesetzten Ambitionen, eben Literatur für
"fortgeschrittene Spieler". In zwei großen Abschnitten
befasst sich GM Holzke mit den Themen "Richtig spielen"
sowie "Richtig trainieren".
Die
Unterkapitel sind dabei unter anderem wie folgt betitelt: Folge dem
Plan – Beachte den Gegner – Berechne die Varianten – Finde die
Kandidaten. Außerdem geht es um Schachpsychologie und
Zeiteinteilung, um den Umgang mit dem Rechner, das richtige Lernen
von Eröffnungen und letztlich das Steigern des eigenen Könnens.
Etwas
zu häufig für meinen Geschmack ist dabei vom "richtigen"
bzw. "falschen" (Lernen, Spielen, Trainieren) die Rede –
mutmaßlich kommt hier neben dem Großmeister auch der Jurist Holzke
zum Vorschein.
Davon
abgesehen, ist die Partienauswahl schlichtweg vortrefflich zu nennen:
Eben weil die Beispiele zum größten Teil seiner eigenen Praxis
entstammen, vermag Holzke dabei auch die besten Einsichten zu
vermitteln. Für mich besonders aufschlussreich waren es Partien wie
Holzke – Vuckovic, in der es dem Autor hervorragend gelingt zu
erklären, warum er von einem schematischen Vorgehen am Damenflügel
abgesehen und sich stattdessen dem Königsflügel zugewandt hat.
Auch
Holzke – Howell als Beispiel zum '5-Stufen-Programm' sowie Holzke –
Pähtz empfand ich als lehrreich und überaus ehrlich, wenn Holzke
freimütig am Ende eingesteht: „Sie (Elisabeth) hatte viel mehr
gesehen (und verstanden) als ich, aber am Ende hat sie verloren!
Manchmal geht es im Schach – wie ja überhaupt im Leben –
ziemlich ungerecht zu.“ (S. 225)
Insbesondere
nach dieser philosophischen Äußerung hatte ich mir zumindest einen
kleinen Einblick in das Thema der Schachpsychologie gewünscht.
Fündig wurde ich dazu jedoch nur im ersten Kapitel, wo GM Holzke
sich zu Fragen des persönlichen Stils bei der Zugwahl äußert und
seinen Lesern tatsächlich rät: „Vergessen Sie einfach den
'Stil'!“ (S. 14).
Dass
er dabei gerade dem menschlichen Faktor (seit Lars Bo Hansen, Alex
Yermolinsky, Wjatscheslaw Eingorn, Karsten Müller und Luis Engel
besonders im Rampenlicht der Schachpsychologie) kaum bis keinerlei
Beachtung schenkt, empfand ich im Folgenden dann doch als
überraschend.
Selbst
im Kapitel 'Beachte den Gegner' reduziert Holzke den Gegner als
wesentlichen Faktor lediglich auf die Vorkommnisse auf dem
Schachbrett. Sind es doch nicht selten Emotionen wie „Hochgefühl,
Angst, Hass, Gleichgültigkeit, Langeweile, Verzweiflung“
(Yermolinsky), die unsere Zugwahl auch während einer Partie
beeinflussen und oft zu Fehlentscheidungen oder Zeitnot führen.
Probleme, die jeder Schachspieler kennt. Probleme, für deren Lösung
sich Leser hilfreiche Empfehlungen von fachkundigen Autoren erhoffen.
Großmeister
Lars Bo Hansen, Initiator des Spielertypen-Modells, widerspricht der
These zur empfohlenen Ignoranz des Stils dabei bekanntlich deutlich
im Kapitel 'The opponents: The role of the human factor in chess"
seines bahnbrechenden Werkes 'Foundations of chess strategy': "The
right choice of plan in a given strategic position should not only be
determined by purely chess reasons. (...) The style and personality
of the combatants should be included in the decision process as well"
(Seite 21 ff.)
Die
Großmeister Karsten Müller und Luis Engel haben das Modell
aufgegriffen und es den deutschsprachigen Schachspielern zugänglich
und verständlich gemacht.
Auch
GM Yermolinsky schrieb bereits 2002 in dem Kapitel 'Wenn Gefühle
regieren': „Ein starker GM erzählte mir einmal, dass wir (...)
während einer Partie in etwa 90 Prozent aller Stellungen zufällig
wissen, berechnen oder auf eine andere Art und Weise herausfinden,
was der beste Zug ist. Das bedeutet, dass man bei einer
durchschnittlichen Partielänge von 50 Zügen fünfmal nicht weiß,
was man spielen soll! Da fängt der interessanteste, aber auch
schwierige Teil an. Er sagte ebenfalls, dass diese Momente für den
Stil und die Persönlichkeit eines Schachspielers sehr
charakteristisch seien.“ (Der Weg zur Verbesserung im Schach, S.
12)
Ebenso
positioniert sich GM Eingorn, der im Kapitel 'Individualität und
Stil' seines lesenswerten Buches 'Entscheidungsfindung am
Schachbrett' schreibt: „Bisher ist es niemandem gelungen, Schach zu
einer Wissenschaft zu machen, oder anders gesagt, eine Methode
aufzuzeigen, wie man mit einem ausreichenden Grad an Exaktheit in
einer beliebigen Stellung den besten Zug finden kann. Sollte dies
wirklich geschehen, wird das Spiel an sich seinen Sinn verlieren.“
(S. 19).
Wer
liegt also richtig? Und ist richtig auch wichtig? Wie so oft denke
ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, also nicht im
Schwarz-Weiß-Denken, sondern in der Grauzone. Gerade in der
Vielschichtigkeit, der Unterschiedlichkeit liegt doch der Reiz der
verschiedenen Spielstile und Vorlieben!
Vor
allem jedoch bestärken solch unterschiedliche Denkweisen die
Notwendigkeit ihrer Vertiefung und Diskussion und bekräftigen einen
in der Erkenntnis, dass man wahrhaftig jeden kritisch hinterfragen
sollte, der einem seine Methode als die richtige
empfiehlt!
Mein
einziger kleiner persönlicher Kritikpunkt: Bei Partien, deren
Besprechung um den 20. Zug herum beginnt, hätte ich mir gewünscht,
dass die Anfangszüge der Partie mitgeliefert werden. Max Euwe hat
das in seinem Buch 'Das Mittelspiel' so gehandhabt, andere Autoren
tun es ebenso. Vielleicht verspreche ich mir davon, eine
interessante Eröffnungsvariante kennenzulernen, die ich selbst
einmal ausprobieren möchte, vielleicht bin ich auch einfach zu
bequem, um die Stellung aufzubauen, und würde lieber spielerisch zur
Ausgangsstellung gelangen.
Fazit:
In jedem Fall ein sehr interessantes Lehrbuch für fortgeschrittene
Spieler, das zum Reflektieren anregt! Hier gibt ein Großmeister
tiefe und ehrliche Einblicke in seinen Denk- und Zugauswahlprozess
sowie wertvolle Hilfestellungen für das nächste Turnier bzw. das
Training!
Zwar hat der bekannte Schachmeister und -schriftsteller Kurt Richter (1900-1969) viele interessante Schachbücher veröffentlicht, aber sein Frühwerk „Mein erstes Schachbuch" gehört eindeutig zu den beliebtesten Lehrbüchern im deutschsprachigen Raum, weil es ebenso unterhaltsam wie lehrreich geschrieben ist.
Grund genug dafür, dass der bekannte Schachautor und -trainer, FIDE-Meister Jerzy Konikowski, dieses Buch für wert befand, es komplett zu überarbeiten und auf einen insgesamt aktuelleren Stand zu bringen. So wurden Übungsaufgaben und Kurzpartien neu aufgenommen und einige Kapitel durch die Hinzufügung aktueller und lehrreicher Beispiele „aufgefrischt". Autor und Verleger hoffen, dass dies alles ganz im Sinne Kurt Richters gewesen wäre, damit auch kommende Generationen noch viel Freude an seinem Werk haben werden.
Das Hauptziel des Buches besteht erklärtermaßen darin, die faszinierende Schönheit des Schachspiels von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, um den Leser ganz gewiss zur weiteren Beschäftigung mit dem „Königlichen Spiel" anzuregen.
304 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im März 2019
Wenn 50 Jahre nach dem Tod des Autors sein Werk in weiteren Auflagen erscheint, muss es von hoher Qualität sein. Dies ist bei dem in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag erschienenen Kurt Richter/Jerzy Konikowski „Mein erstes Schachbuch“ ohne Zweifel der Fall. Der Umfang des Werks ist nach Kurt Richters Tod 1969 mit der Bearbeitung von IM Rudolf Teschner (bis 9. Auflage 1979) und danach von FM Jerzy Konikowski immer weiter angewachsen. Doch trägt es auch heute noch der Intention Kurt Richters Rechnung, für den es galt, „die im Schach liegenden Schönheiten von vielen Seiten zu beleuchten und so zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen“.
Logisch aufgebaut
Das Werk ist logisch aufgebaut. Zunächst wird das Handwerkszeug erklärt, Brett, Figuren und die Grundregeln des Spiels, dem sich die erste Übungseinheit mit 46 leichten Matt- und Gewinnaufgaben nebst Lösung anschließt. Der nächste Abschnitt ist den drei Phasen des Schachspiels, der Eröffnung sowie dem Mittel- und Endspiel gewidmet, dem sich abermals 46 Übungsaufgaben nebst Lösung anschließen.
Diesem folgen 60 kommentierte Kurzpartien mit maximal 25 Zügen, die mit überraschenden Kombinationsmotiven aufwarten. Im nachfolgenden Schachlexikon erfährt der Leser alles Wissenswerte aus dem Bereich des Schachs von A bis Z, bevor der Autor auf das Kunstschach, hier im Wesentlichen auf das Schachproblem, und die Studie eingeht. Es schließt sich der dritte Übungsgang an.
Großes Können
Ein geschichtlicher Überblick mit viertem Übungsgang rundet das Werk trefflich ab. Hier werden die besten Meister einer jeder Schachepoche, angefangen vom Franzosen Philidor bis hin zu allen Weltmeistern einschließlich der Fide-Weltmeister von Steinitz bis Carlsen, vorgestellt, wobei mindestens eine ihrer Partien von deren großem Können zeugt.
Fazit: Ein hervorragendes Werk, das dem fortgeschrittenen Anfänger die Schönheit des Schachspiels näherbringt und zum Spiel anregt.
Es gibt wohl keinen anderen Spieler, der die Schachwelt in so vielen Bereichen und derart einschneidend verändert hat – wie Robert James Fischer, für den sich unter den Schachspielern der Welt der Name Bobby Fischer eingebürgert hat.
Von seinen spektakulären Erfolgen sind besonders seine geradezu deklassierenden Siege gegen gleich drei sowjetische Großmeister Anfang der Siebziger hervorzuheben, eine Art Wachablösung im Kampf um den Weltmeistertitel, den die Sowjets seit mehr als zwei Jahrzehnten quasi abonniert hatten. Dies löste einen weltweiten Schach-Boom aus, obwohl es genauer heißen muss: Es löste einen Schach-Boom speziell in der westlichen Welt aus, denn in der Sowjetunion mit Millionen von Vereinsspielern war ein solcher Boom ja offenbar kaum noch erforderlich.
Viele Spieler aller Klassen haben wegen der damaligen Ereignisse rund um Bobby Fischer überhaupt erst mit dem königlichen Spiel begonnen. Seine Partien sind legendär, und da sie natürlich schon in etlichen Werken ausgiebig analysiert und ausführlich kommentiert wurden, liegt die Frage nahe: Was soll ein weiteres Buch da überhaupt noch bringen?
Der Hamburger Großmeister Karsten Müller hat die seiner Meinung nach 60 in- struktivsten Partien Bobby Fischers ausgewählt und diese einmal mit verschiedenen neueren Engines geprüft. Dabei sind ihm zwar zahlreiche Fehler in den alten Analysen aufgefallen, aber Bobbys Partien strahlen ungeachtet dessen immer noch im alten Glanz oder sogar noch heller. Denn selbst der strenge Blick von Spitzen-Programmen stößt nur selten auf Fehler, und entsprechend kann jeder Leser mehr denn je aus diesen Partien lernen, um seine eigene Spielstärke erfolgsorientiert zu verbessern.
Nicht allein die zahlreichen im Buch gebotenen Fotos von fast allen Gegnern Fischers versetzen den Leser zurück in ‚alte Schachzeiten' sondern auch die in vielen Partien eingefügten Zitate. So erhalten selbst jüngere Spieler einen guten Eindruck davon, wie es in der Schachwelt zuging, als es beispielsweise noch Hängepartien gab und kein Spieler sich vor der Analyse drücken konnte, indem er diesen Job einfach an seinen Computer delegiert.232 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022
Den meisten Schachspielern ist Fischers Klassiker „Meine 60 denkwürdigen Partien“ natürlich ein Begriff. – Wozu braucht es also ein Buch, das auf den ersten flüchtigen Blick nur eine Wiederholung dessen darstellt? Als definitiver Fan von Fischers Spielweise muss ich gestehen, dass ich mich genau das fragte, als mir das Buch vorlag. Fasziniert war ich sogleich, als ich das Vorwort Karsten Müllers las und er dort dieselbe Frage stellte und sie direkt selbst beantwortete.
Dabei hat sich der bekannte Hamburger Großmeister und Autor Dr. Karsten Müller nicht nur die Mühe gemacht, das gesamte Schaffen Fischers neu zu beleuchten und die seiner Meinung nach 60 instruktivsten Partien des ehemaligen Weltmeisters einer kritischen Analyse zu unterziehen. Dabei hat er, unterstützt von den modernsten Computer-Engines der Welt, bemerkenswerte Entdeckungen zutage gefördert und interessante Schlussfolgerungen gezogen, die er mit seinen Lesern und allen Fischer-Fans teilen möchte.
Vielmehr bestand die erweitere Absicht des Autors auch darin, den Leser - frei nach Vidmar - in „goldene Schachzeiten“ zurückzuversetzen, in eine Zeit, in der Hängepartien üblich waren und sich kein Spieler mit einer Engine bewaffnet vor einer eigenständigen Analyse drücken konnte. All dies gelingt ihm anhand der zahlreichen im Buch enthaltenen Fotos überraschend gut, darunter nicht nur viele unbekannte Aufnahmen von Fischer selbst, sondern auch insbesondere von seinen durchweg namhaften Gegner. Ich muss gestehen, dass mir diese Art der schachhistorischen Nostalgie und persönlichen Note überaus gefallen hat.
Dieser Eindruck verstärkte sich zusätzlich beim Lesen des Geleitwortes von Großmeister Dr. Robert Hübner, das sich einerseits kurz mit dem „Mythos Fischer“, aber auch mit der Partienauswahl und -kommentierung durch Karsten Müller befasst. Die Entscheidung Karsten Müllers für ein „reines Schachbuch“ über Fischer wird dabei zu Recht als Kompliment Hübners an den Autor ausgedrückt.
Wer sich nun die Frage stellt, wie groß die Anzahl der Partien-Überschneidungen zu Fischers „Meine 60 denkwürdigen Partien“ ist, kann sich entspannt zurücklehnen, denn es gibt nur 16 derartige Fälle. Die übrigen 44 Partien hielt Karsten Müller aus anderen Gründen für instruktiver, zumal Fischers Werk auch im Jahr 1967 endet und Müller somit aus einem anderen Fundus auszuwählen vermochte.
Die Partiekommentare bleiben in der überwiegenden Zahl der Fälle angenehm auf das Wesentliche reduziert, so dass der rote Faden des Spielgeschehens nie verlorengeht und der Leser sich hervorragend von Müller durch die Partien geleitet fühlt.
Das Buch aus dem renommierten Joachim Beyer Verlag macht dank seiner Übersichtlichkeit und dem Hardcover einen sehr hochwertigen Eindruck. Wer sich einzelne oder gar alle Partien „to go“, sprich unterwegs, ansehen möchte, vermag dies anhand der QR-Codes, die sich über jeder Partie befinden.
Etwas schade und damit der einzige Kritikpunkt von mir ist, dass sich aufgrund des Druckbildes vereinzelt leere Seiten im Buch finden. Hier wären ggf. Kurzbiographien ausgewählter Fischer-Gegner möglich gewesen. Vielleicht ist das eine Anregung für die Zweitauflage?
Insgesamt ein ebenso gutes wie überraschendes Buch zu Fischer, das mit einer leichten und angenehmen nostalgischen Note daherkommt!
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2022
Bobby Fischer war und ist eine Projektionsfläche und regt immer noch dazu an, sich mit ihm zu beschäftigen. 2014 kam der Film „Baueropfer – Spiel der Könige“ in die Kinos, Thema war der Kampf um die Weltmeisterschaft 1972 in Reykjavik, und im Knesebek-Verlag erschien jüngst eine Graphic Novel unter dem Titel „Bobby Fischer, Eine Schachlegende zwischen Genie und Wahnsinn“. Auch in zahlreichen Büchern steht Fischer im Mittelpunkt, er selbst hat unter anderem Lehrbücher veröffentlicht und das Werk „Meine 60 denkwürdigen Partien“ von 1957 bis 1967, noch vor seinem Sturm auf die WM-Krone.
Mit seinem Buch „Bobby Fischer, 60 beste Partien“ hat Schachgroßmeister und Autor Karsten Müller nun ein weiteres Werk dem Fischer-Universum hinzugefügt. Er hat 60 der instruktivsten Partien Fischers ausgewählt und mit verschiedenen neueren Engines geprüft, heißt es im Vorwort. Dabei seien zwar Fehler in alten Analysen aufgefallen, aber Fischers Partien würden ungeachtet dessen immer noch im alten Glanz oder noch heller strahlen. Denn selbst der strenge Blick von Spitzen-Programmen sei nur selten auf Fehler gestoßen, dementsprechend könne jeder Leser aus diesen Partien lernen, um seine eigene Spielstärke zu verbessern. Hilfreich sind QR-Codes, mit denen man jede der Partien, die von 1963 bis 1992 reichen, auf das Handy holen und nachspielen kann. Sieben der Partien sind aus dem Jahre 1972 gegen Boris Spasski in Reykjavik und sechs gegen Spasski von 1992 in Sveti Stefan/Belgrad.
Im Geleitwort betont Schachgroßmeister Robert Hübner, Müllers Arbeit sei vorzüglich dazu geeignet, einen ersten Zugang zu Fischers Meisterschaften zu gewinnen. Die Kommentare sind kurz und knapp gehalten, die wichtigsten Angaben der Rechner mitgeteilt und man wird nicht durch eine Unmenge von Varianten abgelenkt. Gleichwohl gibt es an einigen Stellen eine vertiefte Analyse, mit denen man die Gedankengänge hinter der Zügen nachverfolgen kann. Ein zusätzliches Plus sind die im Buch verteilten, rund 50 zum Teil ganzseitigen Fotos von Fischers Gegnern. Dazu kommen Zitate, die Fischers Spiel kommentieren. Dies lässt eine große Schachepoche mehr als erahnen, im Zusammenspiel mit den Partien kann man sich in eine Schachwelt vertiefen, die mit ihren Protagonisten und Bobby Fischer an der Spitze bis heute von ihrer Faszination nichts eingebüßt hat.
Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug
Nicht immer liegt dem Gewinn eines bedeutenden Titels eine spektakuläre
Angriffspartie zugrunde, sondern manchmal auch ein filigraner Sieg im Endspiel.
Großmeister Matthias Blübaum wurde 2022 Europameister, weil es ihm gelang, auch
aus schwierigen Endspielen das Beste herauszuholen. Außer Intuition und
Nervenstärke sind in der letzten Partiephase auch fundiertes Wissen über
theoretisch bedeutsame Positionen sowie die Kenntnis wichtiger Prinzipien im
Endspiel unverzichtbar.
Dieses Buch enthält viele gehaltvolle Beispiele aus dem Turnier- geschehen
der letzten Jahre, in denen die Akteure verschiedenste praktische
Herausforderungen bewältigten mussten. Der Autor vermittelt den Lesern
lehrreiche Erkenntnisse über das Endspiel, und zwar nicht allein anhand von
gelungenen Gewinnmanövern oder rettenden Verteidigungsideen, sondern auch von
allerlei Fehlversuchen. Schließlich kommt dem Motto „aus Fehlern lernen" ganz
besonders im Schach und bei der Weiterentwicklung der eigenen schachlichen
Fähigkeiten große Bedeutung zu.
Die in diesem Buch gebotenen zahlreichen Beispiele und mehr als 100 Übungs-
und Testaufgaben können auf unterschiedliche Art und Weise für das Training im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe genutzt werden. Einerseits ermöglicht die
Struktur der Kapitel die Beschäftigung mit einem bestimmten Materialverhältnis
(z.B. Endspiele mit Bauern, Springern, Läufern, Türmen), andererseits werden
auch die gegebenen strategischen und taktischen Motive deutlich hervorgehoben:
von Abschirmung bis Zugzwang – von Ablenkung bis Zwischenschach. So kann jeder
Leser über das Inhaltsverzeichnis bzw. das Motiv-Register an die ganz
persönliche Trainingsplanung herangehen.
Der Autor, Stefan Gottuk, ist FIDE-Meister und hat 1994 eine
B-Trainer-Lizenz des DSB erworben. Er ist seit mehr als 30 Jahren für den SC
Diogenes Hamburg in der Oberliga bzw. 2. Bundesliga Nord aktiv.
358 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im Januar 2023
In
unzähligen Büchern werden die Grundlagen und das Verständnis des
Endspiels im Schach beleuchtet. Es gibt viele Beispiele, wie man eine
Partei in den letzten Zügen für sich gewinnen kann. Erinnert sei an
Juri Awerbach, der das Endspiel als einen Raum für Phantasie und
Schöpfertum sah. „Solide Endspielkenntnisse sind von enormer
Bedeutung. Wie groß auch ein Vorteil sein mag, der in der Eröffnung
oder im Mittelspiel errungen wird, sehr oft führt der Weg zu seiner
Realisierung über das Endspiel“, heißt es in seinem Buch „Erfolg
im Endspiel“. Dem fügt sich der Untertitel des Buches
„Instruktive Schachendspiele aus der Praxis“ von Stefan Gottuk
nahtlos an
– dort heißt es: „Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug.“
Während
Awerbach die Leser seines Buches mit den Grundlagen der Theorie
verschiedener Endspieltypen bekannt macht, die am häufigsten in der
Praxis anzutreffen sind, geht Autor, FIDE-Meister und Schachtrainer
Gottuk einen Schritt weiter. Er richtet den Blick zwar auch auf
theoretisch bedeutsame Positionen, aber vielmehr auf Beispiele aus
dem Turniergeschehen, also der Spielpraxis. Dementsprechend üppig
fällt die Partiensammlung aus, die in neun Kapitel thematisch
aufgearbeitet werden. Dabei geht es um Endspiele mit Bauern, Läufern
und Springern, um Endspiele Läufer gegen Springer, sowie um
Turmendspiele gegen Leichtfiguren. Nach jedem Unterkapitel gibt es
ein Fazit, in dem die vorangestellte Partei nochmals kurz betrachtet
wird. Dabei vermittelt der Autor nicht nur lehrreiche Erkenntnisse
über gelungene Manöver oder Verteidigungsideen, die zu Siegen
führten, sondern führt auch allerlei Fehlverhalten an. „Aus
Fehlern lernen“ gilt auch im Schach, nur dies kann zu einer
Weiterentwicklung der eigenen Spielstärke führen.
Abgerundet
wird das Buch durch über 100 Übungs- und Testaufgaben, die im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe Anwendung finden können. Der
Autor Stefan Gottuk empfiehlt dem Lesenden sein Buch als
„Arbeitsbuch“ zu nutzen und Beispiele am Brett nachzuspielen.
Auch weist er darauf hin, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt.
Unter dem Strich muss man sich, wie bei vielen Schachlehrbüchern,
für die Durcharbeitung Zeit nehmen. Will man seine Kenntnisse im
Endspiel schärfen, ist das Werk „Instruktive Schachendspiele aus
der Praxis“ ein kompetenter Begleiter.
Keine Schachveranstaltung der Welt kann auf eine solch lange und wechselreiche Tradition zurückblicken wie das seit einem ganzen Jahrhundert regelmäßig zum Jahreswechsel stattfindende Turnier im englischen Seebad Hastings.
Wie sich eine solche Tradition herausbilden konnte, zu welch immenser Bedeutung es Hastings in der Welt des Schachs brachte, warum das Turnier selbst in der Zeit des Kalten Krieges als Treffpunkt der Spitzenspieler aus Ost und West diente – all diese Fragen beantworten die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet in diesem Buch.
Es gibt einen historischen Überblick über die äußerst wechselvolle Turniergeschichte und stellt die namhaften Protagonisten mit ihren berühmtesten in Hastings gespielten Partien vor. So wird im Laufe der Lektüre klar, warum dieses Turnier von der Schachwelt mit dem Ehrentitel „das Wimbledon des Schachs" ausgezeichnet wurde.296 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Juni 2022
Wenn ein Schachturnier eine 100-jährige Tradition aufweist, dann ist es schon allein deshalb ein Leuchtturm in der Schachgeschichte. Wenn es sich dann von bereits eindrucksvollen Anfängen bis zu seiner Blütezeit zu den größten Turnierveranstaltung auf der Welt entwickelt hat, zu dem massenhaft begeisterte Schachspieler und Besucher pilgerten und in dem sich die Schachelite jährlich die Hand gab, dann ist es Hastings. Es ist ein Glücksfall für die Schachwelt, wenn ein Insider, der seit 1977 jedes Jahr als Spieler oder als Besucher vor Ort war, in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner ein Buch über dieses Turnier schreibt.
Der „Insider“ Jürgen Brustkern und Norbert Wallet haben im Jahr des Hastings-Jubiläums ihr Werk „100 Jahre Schachturniere in Hastings“, Joachim Beyer Verlag 2021, in die Schachwelt gegeben.
Heutzutage ist der Stern von Hastings verblasst, die bedeutendsten Turniere werden anderswo ausgetragen. Dies zeigen die Autoren auch selbst in ihrem etwas melancholischen Schlusswort auf. Sie fragen nach dem Glanz der glorreichen Schachtage und antworten mit „verweht, vergangen, vergessen“. Ich möchte ihnen aber widersprechen, denn vergessen ist er nicht. Untergegangen ist der Stern von Hastings nicht und die Autoren tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass auch die Erinnerung an Duelle auf dem Brett, besonders aber auch an die Geschichten und Geschichtchen drum herum nicht in Vergessenheit geraten.
Das Buch ist informativ und die Autoren haben erkennbar eine große Recherchearbeit geleistet, was übrigens auch das umfangreiche Quellenverzeichnis erkennbar machen. Es widmet sich zunächst den Stationen, die „Hastings“ genommen hat, um zum „Wimbleton des Schachs“ zu werden.
Es lebt aber ganz besonders auch von den Erzählungen zu Personen, von der Beschreibung von Hintergründen, von der packenden Schilderung von Vorkommnissen, guter und schlechter Beziehungen und mehr. Es sind die teilweise einfachen Informationen, die Hastings als Ereignis charakterisieren und sein besonderes Flair erkennbar machen. Zu meinen Lieblingspassagen im Buch gehört die Schilderung, wie John Nunn im Jahr 1987 als Teilnahmebedingung ein beheizbares Hotelzimmer genannt hat, weil er eine schlechte Erfahrung sich nicht wiederholen lassen wollte. Entgegen der Zusicherung kam es anders, wobei auch widrige Umstände eine Rolle spielten. Im Ergebnis musste er sich zunächst mit einem kalten Zimmer zufriedengeben. Nach ein paar Tagen durfte er es gegen ein beheizbares Zimmer eintauschen, das aber ein kleines und fensterloses Loch war. Und auch für die Mahlzeiten stand nur ein unbeheizter Raum zur Verfügung. Verärgert nahm er zukünftig nicht mehr teil, bis er dann aber doch der Anziehungskraft der Veranstaltung wieder erlag.
Auch nett zu lesen ist ein Beispiel aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Karpov und Kortschnoi. Im Turnier 1971/72 spielten beide um den Sieg, Karpov hatte eine Hängepartie zu bestreiten, aus der er den vollen Punkt brauchte. Kortschnoi hatte das Nebenzimmer im Hotel, in dem er seinem Zimmernachbarn deutlich machen wollte, dass ihn seine Hängepartie und seine Analysen nicht interessierten und er sich lieber der Musik hingab. Diese drehte er dann entsprechend voll auf …
Dieses „nette“ Verhältnis wird auch schon mal in Partiekommentaren deutlich, die Brustkern und Wallet nicht selten übernommen haben. Es ist nicht oft zu lesen, dass ein Spieler wie hier Kortschnoi seinen Gegner am Brett als „Bleichgesicht“ tituliert.
Bleiben wir bei Kortschnoi, um auch ein beispielhaftes Wort über den „geschichtlichen“ Informationsgehalt von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ zu verlieren. Das Werk hält Einträge zur Schachgeschichte in einer hohen Zahl fest. Kortschnois Flucht in die Niederlande, deren Vorbereitung und die Unterstützung durch Schachfreunde sowie die Gründe und die Umstände seiner Übersiedlung in die Schweiz werden beschrieben. Sein beeindruckendes Lebenswerk im Schach bis ins hohe Alter hinein wird ausführlich dargestellt. In Passagen wie diesen hat „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ einen bedeutenden schachhistorischen Wert.
Informationen dieser Art enthält das Werk in Hülle und Fülle. Manche davon, neben den ganz persönlichen Episoden aus der Erinnerung einzelner Spieler, sind das Ergebnis der Insider-Stellung Jürgen Brustkerns und seiner Kontakte.
Aber auch Norbert Wallet hat persönlich erfahrenes Material beigetragen. Sehr nett zu lesen ist ein von ihm mit Dr. Helmut Pfleger geführtes Interview, natürlich über Hastings, Dr. Pflegers persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, Verhältnisse zu Spielern etc.
Die Partien dienen in erster Linie dazu, den Spielern, denen die Autoren einen eigenen Beitrag im Buch gewidmet haben, eine ehrende Referenz zu erweisen und den Leser zugleich zu unterhalten. Daneben aber erfüllen nicht wenige von ihnen auch eine Aufgabe zur historischen Dokumentation. Dies gilt besonders, wenn keine schon früher veröffentlichte Kommentierung nur übernommen worden ist. Von diesen Duellen wären sonst sicher irgendwann etliche in Vergessenheit geraten oder wären nur als eine unter Millionen in Datenbanken verblieben.
Die Autoren haben zur Auswahl der mit Beiträgen hervorzuhebenden Persönlichkeiten Kriterien angewandt, die sich nicht allein an deren Renommee als Spieler orientieren. Sonst hätten bis auf Bobby Fischer alle früheren Weltmeister ein kleines Porträt erhalten müssen, denn alle sind sie dem Ruf nach Hastings gefolgt. Ein wichtiger Punkt für die Entscheidung zur Aufnahme war offenkundig auch die Bedeutung einer Persönlichkeit für Hastings wie auch für das britische Schach.
Textbeiträge, um zahlreiche Fotos ergänzt, und kommentierte Partien sind gekonnt miteinander verzahnt, so dass die Elemente wie aus einem Guss erscheinen. Sprachlich hat das Werk allgemein viel zu bieten. Wer Spaß an gekonnten Formulierungen und einer insgesamt „geschmeidigen“ Sprache hat, wird beim Lesen von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ auch daran seine Freude haben.
Fide-Meister und Schachtrainer Brustkern ist Pädagoge, Wallet hat u.a. Literaturgeschichte studiert und arbeitet als Journalist. Bekannt geworden ist er auch als Autor von Schach-Artikeln.
Auf den letzten Seiten des Werkes findet der Leser ein Verzeichnis aller Sieger und Nächstplatzierten (Hauptturnier).
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ ist ein gelungenes Werk, das besonders jedem Schachfreund empfohlen werden kann, der sich für Schachhistorie interessiert. Historische Fakten, aber auch Erinnerungen und Erzählungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz etlicher Spielerpersönlichkeiten, sind von den Autoren akribisch aufgearbeitet und professionell in Buchform gebracht worden.
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
100 Jahre Schachturniere in Hastings
Jürgen Brustkern, Norbert Wallet
Hastings, die Stadt an der östlichen Südküste Englands, hat allerlei Sehenswürdigkeiten: The True Crime Museum, das Museum der lokalen Historie und das Schiffswrack-Museum. Vor allem aber ist Hastings durch das traditionsreichste Schachturnier der Welt bekannt geworden. 1885 erstmals als Superturnier ausgetragen, findet es seit 1919 jährlich statt, nur der Zweite Weltkrieg sorgte für eine Unterbrechung. Alle Schachweltmeister waren bis auf Bobby Fischer an der Südküste, um sich mit den besten Schachspielern zu messen. Viel geschichtlicher Stoff über das Königliche Spiel also, der jetzt in dem Buch „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ nachzulesen ist.
Der Untertitel „Wie aus Träumen Traditionen wurden“, hört sich auf den ersten Blick verheißungsvoll an – und die Erwartungen werden mehr als erfüllt. Die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet schlagen die 100 Jahre Hastings wie ein spannendes Geschichtsbuch auf, das auf jeder der fast 300 Seiten einen neuen Aspekt beleuchtet. Brustkern kann getrost als Insider gelten. Seit 1977 fährt der Fide-Master und Schachtrainer jährlich an die englische Küste, um in Hastings mitzuspielen und Artikel über das Turnier zu veröffentlichen. Norbert Wallet ist den Lesern der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten als Hauptstadtkorrespondent bekannt, Schachspieler kennen ihn als kompetenten Autor zahlreicher Schach-Artikel.
Erfreulich ist in den ersten Kapiteln des Buches der Verzicht auf eine Chronologie der Turniere. Die beiden Autoren nähern sich dem Thema Hastings über die Vergangenheit und blicken zunächst auf den Beginn der englischen Turniertradition. Dies erfolgte im Jahr 1851 mit dem ersten Meisterturnier in London. Schon seit Jahren haben damals Schachfans auf ein echtes Spitzentreffen gewartet, eingeladen wurden schließlich 16 Meisterspieler. Die Autoren vermuten, da die Hälfte von ihnen Briten waren, eine Mischung aus organisatorischen (keine hohe Anreisekosten) und sportlichen (viele gute Spieler) Gründen. Adolf Anderssen siegte, ein Triumph für das deutsche Schach. In dem Buch ist nicht nur ein Gedicht nachzulesen, das dem Sieger gewidmet war, sondern auch die von Brustkern kommentierte Notation der „Unsterblichen“ Partie zwischen Anderssen und Lionel Kieseritzky. Sie wurde außerhalb des Wettbewerbs gespielt und ging in die Schachgeschichte ein.
Den Autoren verknüpfen den Aufstieg Hastings als Turnierort mit ökonomischen und politischen Voraussetzungen. Der Langzeit-Erfolg sei mit einer guten Idee verknüpft worden sowie dem Enthusiasmus der Gründerzeit. Nur so konnte die anschließende Turnierfolge auf eine stabile Grundlage gestellt werden, die Jahrzehnte getragen hat.
Beschrieben werden die vielen Verästelungen menschlicher Beziehungen, die hoffnungsvollen Pläne und die Hoffnungen auf Unterstützung, die in Hastings von 5. August bis zum 1. September mit 21 Runden schließlich zu einem ersten Turnierhöhepunkt führten. „Dieses Turnier ist das bedeutendste, das jemals stattgefunden hat, wer aus ihm überlegen als Sieger hervorgeht, muss als stärkster Spieler der Welt anerkannt werden“, zitieren die Autoren den Frankfurter Generalanzeiger. Und weiter: Nach diesem Turnier war Hastings fest auf der Landkarte des internationalen Schachs eingezeichnet und sollte bis auf den heutigen Tag nicht mehr davon verschwinden.
Brustkern und Wallet führen den Leser in den folgenden Kapiteln durch die ganze Geschichte Hastings. Geboten werden nicht nur spannende Partien, sondern auch zahlreiche Fotografien, die einen Eindruck der Turniere geben. Ab Seite 80 erfährt dieses Buch einen Bruch. Beschrieben werden Kämpfer, Künstler und Königsjäger – die Helden von Hastings. Beachtlich, wie die Autoren ihre Charakterstudien treffend überschreiben haben. Milan Vidmar ist der „Schachingenieur aus Slowenien“, Vera Menchik „The Queen of Hastings“. Jaques Mieses avanciert zum „letzten standhaften Schachritter“ und Judit Polgar zur „Princess of Hastings“. Ulf Andersson steigt zum „schwedischen Capablanca“ auf und Bent Larsen ist ein „wunderbar sturer Optimist“. Dazwischengeschoben, fast übersieht man es, gibt es ein vierseitiges Interview mit Großmeister Helmut Pfleger zu lesen, das Norbert Wallet führte. Pfleger war einer der ersten Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Hastings spielten, und der sich wünscht, der alten Glanz des Turniers möge zurückkehren. „Es sollte weltweite Bedeutung haben.“ Nach den mehr als 40 Portraits sind im Anhang die Sieger von Hastings aufgeführt. Ein Literaturverzeichnis mit weiterführenden Publikation runden das lesenswerte Buch ab und führen das Thema weiter.
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ fängt die Stimmung des Turniers auf vielseitige Weise ein. Leser, die an Schachhistorie interessiert sind, kommen genauso auf ihre Kosten, wie Leser, die bekannte Partien nachspielen wollen.
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die ‚Französische Verteidigung' typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich französische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen den weißen
Bauern auf d4 und e5 schwarze auf d5 und e6 gegenüberstehen – bzw. solche, die
aus dieser Grundstruktur hervorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die mehr als 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise ‚Aufstiegskandidat', ‚Abstiegskandidat',
‚Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung', ‚einziger Zug' – aber auch
‚Scherzartikel' und dergleichen mehr.
192 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Großmeister
Karsten Müller, bekannt als einer der renommiertesten Schachautoren,
widmet sich in seinem Buch „Typisch Französisch“ dem speziellen
Aspekt des effektiven Mittelspieltrainings. Das Werk richtet sich an
ambitionierte Vereinsspieler und Fortgeschrittene, die ihr
strategisches Verständnis für typische Mittelspielstellungen
vertiefen möchten.
Das Buch konzentriert sich auf Stellungen,
die aus der Französischen Verteidigung entstehen. Insbesondere
beleuchtet es Szenarien, bei denen weiße Bauern auf d4 und e5
schwarzen Bauern auf d5 und e6 gegenüberstehen. Diese Stellungen
bieten ein reichhaltiges Terrain für strategische Überlegungen und
Pläne. Müller legt den Fokus darauf, diese strategischen Feinheiten
durch praktische Übungsaufgaben zu vermitteln.
Das Werk enthält
110 Übungsaufgaben, die mit einem QR-Code versehen sind. Unterteilt
sind die Aufgaben unter anderem in die Themen „Aufstiegs- und
Abstiegskandidaten“, „Einziger Zug“ und „Scherzartikel“.
Die QR-Codes bieten dem Leser die Möglichkeit, die Stellungen
digital nachzuspielen, was die Interaktivität und den praktischen
Nutzen des Buches enorm erhöht. Die Lösungen zu den Aufgaben sind
detailliert und reich an Diagrammen, was sowohl das Verständnis
erleichtert als auch das Lernen effizienter macht.
Müller setzt
auf eine didaktisch durchdachte Methodik. Jede Aufgabe zielt darauf
ab, den Leser dazu zu bringen, die spezifischen Ideen und Pläne der
jeweiligen Stellung zu erkennen und anzuwenden. Dabei werden typische
Themen behandelt wie die Kontrolle wichtiger Felder, insbesondere des
Zentrums, Angriffe auf Schwächen im Lager des Gegners, wie etwa die
Bauernstruktur, Ideen zur Figurenaktivierung und zahlreiche taktische
Möglichkeiten. Durch die Bandbreite der Aufgaben fördert Müller
ein tiefgehendes Verständnis für die Dynamik dieser spezifischen
Stellungstypen.
Die Stärken des Buches liegen in seiner
praktischen Handhabung. Die Übungsaufgaben machen das Buch zu
einem aktiven Trainingstool. Leser können ihr Wissen nicht nur
passiv aufnehmen, sondern direkt anwenden. Hilfreich ist die digitale
Unterstützung. Die QR-Codes sind ein modernes und nützliches
Feature, das die Verbindung zwischen traditionellem Buchformat und
digitalem Lernen herstellt. Die ausführlichen Lösungen mit
zahlreichen Diagrammen helfen dabei, Fehler zu analysieren und die
korrekten Pläne zu verstehen.
„Typisch Französisch -
Effektives Mittelspieltraining“ setzt voraus, dass der Leser
bereits ein gewisses Grundverständnis mitbringt muss. Die Aufgaben
sind anspruchsvoll und erfordern ein fortgeschrittenes Niveau.
Anfänger könnten sich davon etwas überfordert fühlen. Trotz
dieser kleinen Schwächen ist „Typisch Französisch - Effektives
Mittelspieltraining“ ein hervorragend konzipiertes Buch, das den
Leser auf praktische und interaktive Weise an die Feinheiten
typischer Mittelspielstellungen heranführt. Großmeister Karsten
Müller gelingt es, mit seiner klaren und präzisen Darstellung
sowohl strategisches Verständnis als auch taktisches Geschick zu
fördern. Die Kombination aus modernen digitalen Tools und
traditionellen Lehrmethoden macht es zu einem Vorzeigewerk im Bereich
des Schachtrainings.
Rezension
von Uwe Bekemann im Juni 2024
Mit
„Typisch Französisch“ hat der Joachim Beyer Verlag jüngst das
dritte Werk aus der Feder von GM Karsten Müller in der Buchreihe
„Effektives Mittelspieltraining“ vorgelegt. Nach der
Sizilianischen Verteidigung und dem Damengambit geht es mit der
Französischen Verteidigung um ein weiteres Schwergewicht in der
Eröffnungslandschaft, für dessen Mittelspielbehandlung Müller den
Leser präparieren will.
Alles
im Werk dreht sich um die Mittelspielführung in Stellungen, bei
denen die weißen Bauern auf d4 und e5 sowie die schwarzen auf d5 und
e6 stehen sowie um Stellungen, die aus dieser Struktur entstanden
sind. Schon auf den ersten Buchseiten werden dem Leser insgesamt 16
Diagramme präsentiert, die ihm die Bauernformationen aufzeigen, die
in der Folge jeweils das Gerüst der Stellungen bilden.
Wie
seine beiden Vorgänger ist „Typisch Französisch“ ein
Arbeitsbuch, das den Leser zunächst zum eigenen Denken und Handeln
anhält. Dieser soll gezielt und angeleitet Probleme zur
Mittelspielführung lösen, so wie es auch seine Aufgabe in der
eigenen Partie wäre. Im Unterschied zum Praxisduell werden ihm die
Probleme in dieser simulierten Spielsituation allerdings aufgezeigt.
Er lernt bzw. trainiert seine Fähigkeiten, indem er sich tief mit
den verschiedensten Brettsituationen auseinandersetzt und seine
Ergebnisse mit den vom Autor angegebenen vergleicht und diese dabei
verinnerlicht.
Auf
den Seiten 16 bis 44 stellen sich dem Leser insgesamt 110
Übungsaufgaben. Die Lösungen sind ab Seite 45 abgebildet. Für jede
Aufgabe wird die Ausgangsstellung über ein Diagramm festgelegt.
Dieses wird begleitet von einem QR-Code und natürlich der Nummer,
unter der die Aufgabe und hinten die zugehörige Lösung geführt
werden. Die meisten Aufgaben sind so gestaltet, dass der Leser die
Antwort auf eine ganz konkrete Fragestellung zu ermitteln hat. Diese
kann einen ganz spezifischen Aspekt aufgreifen, z.B. nach dem Muster
„wie schmeckt eigentlich der Bauer auf d4?“, aber auch einen
offenen Charakter haben, z.B. „wie kann Schwarz die aufkeimende
weiße Initiative am Damenflügel eindämmen?“. Daneben gibt es in
geringerer Anzahl auch Aufgaben, zu denen der Leser über die Angabe,
welche Seite am Zug ist, kaum zusätzlich etwas erfährt. In diesen
Fällen muss er quasi zunächst das Problem finden, bevor er es lösen
kann.
Den
genannten QR-Code kann der Leser einscannen, wenn er die Aufgaben
online lösen möchte.
Die
Lösungen präsentiert Müller mittels der vollständig abgebildeten
110 Partien, denen die Aufgaben als Ausgangsstellung entnommen sind.
Diese sind so ausführlich kommentiert und hinsichtlich der
erwarteten Lösung so gut erläutert, dass sie auch vom weniger
erfahrenen Spieler gut nachvollzogen werden können. Auf welcher
Buchseite die Lösung zu einer Aufgabenstellung zu finden ist, wird
jeweils oben auf den Aufgabenseiten angegeben. So ist ein gezieltes
Aufschlagen einfach möglich.
Persönlich
sprechen mich solche Bücher zur Theorie und Praxis im Schach
besonders an, die sich nicht als reines Sachbuch verstehen und
deshalb meinen, mit einer nüchternen und phantasielosen Sprache
daherkommen zu müssen. Und genau deshalb macht die „Arbeit“ mit
einem Werk wie "Typisch Französisch" zusätzlich Spaß.
Karsten Müller ist ein Meister auch der Erzählkunst in seinen
Darstellungen zum Schach. Ein paar Zitate gefällig?
-
In der Urform des vergifteten Bauern auf d4 – quasi dessen
Kindergarten-Version – geht es ja um ein Abzugsmotiv des Läufers
d3. Und wenn dieses wie im vorliegenden Fall nicht gegeben ist, muss
man halt zusätzlich abklären, ob die taktischen Umstände nicht die
Schaffung des tödlichen Motivs ermöglichen (Seite 50).
-
Es ist leicht nachzuempfinden, dass seine Majestät sich in der
Residenz im Ostteil seines Reiches nicht mehr recht wohlfühlte und
dass ihr ein Tapetenwechsel geraten erscheint. Da allerdings nicht
nur fünf tatendurstige Angreifer in diesen Bereich schauen, (…)
(Seite 95).
-
Gäbe es einen Preis für den misslungensten Franzosen, so dürfte
der Schwarzspieler sich berechtigte Hoffnungen machen, diesen
zugesprochen zu bekommen und ihn dann daheim auszustellen – gleich
neben den Skalps von solchen Giganten wie Larsen, Euwe und sogar
Botwinnik, die er diesen in der Tat einmal abgeknöpft bzw.
abgetrennt hatte (Seite 106).
Die
Partien, denen die Aufgabenstellungen entnommen sind, entstammen
nicht allesamt aus der Meisterpraxis, sondern auch aus
tieferklassigen Veranstaltungen. Sie sind nach Eignung ausgewählt
worden, nicht unbedingt nach den Meriten der Spieler auf der höchsten
Bühne.
Bisweilen
geht Müller in den Erläuterungen auch darauf ein, was der
„gefühllose Computer“ von einer Stellung hält. Die menschliche
Komponente gibt aber auch dann den Ausschlag.
Die
Frage, über welche Spielstärke der Leser verfügen sollte, um gut
mit dem Werk arbeiten zu können, kann ich genauso wie zum
Vorgängerband zum Damengambit beantworten. Nach meiner Einschätzung
sollte ab dem einfachen Klubspieler jeder damit zurechtkommen. In
seinem Vorwort geht Müller darauf ein und zeigt auf, wie schwierig
es ist, ein Aufgabenbuch wie das vorliegende in eine Verbindung mit
Kategorien der Spielstärke zu bringen. Er rät: "… ganz
gleich welche Spielstärke Sie auf die Matte bringen. Nehmen Sie die
Beschäftigung mit jeder einzelnen Aufgabe ernst, aber lassen Sie
diese auf keinen Fall in Folter ausarten! Sobald Sie auf allzu große
Hindernisse oder Widerstände stoßen, schlagen Sie einfach die
Lösung auf und funktionieren Sie das Testbuch in ein Lehrbuch um."
Fazit:
„Typisch Französisch“ erlaubt als Praxisbuch ein gezieltes
Mittelspieltraining für Stellungen, die aus der Französischen
Verteidigung entstehen. Die gestellten Aufgaben sind vielseitig, die
Lösungen darauf sehr instruktiv. Wer die Französische Verteidigung
im Repertoire hat oder sie darin aufzunehmen gedenkt, wird von diesem
Buch profitieren können. Einen Mehrwert verspricht es auch dem
Spieler mit Weiß, der sich gegen das gegnerische Spiel gut
präparieren möchte.
Rezension
von Stefan Liebig im April 2024
Betrachtet
man das aktuelle Kandidatenturnier und auch viele andere prominente
Turnierschauplätze, springen einem nicht gerade die Französisch
oder Englisch eröffneten Partien ins Auge. Doch immerhin wählte der
indische Jungstar Praggnanandhaa überraschend die französische
Verteidigung, um gegen die Nummer 2 der Welt, Fabiano Caruana, zu
bestehen. Die Partie endete Remis. Ob die beiden WM-Aspiranten zuvor
das gerade im Joachim Beyer Verlag erschienene Buch „Typisch
Französisch“ von Karsten Müller durchgearbeitet haben, mag man
bezweifeln, doch sicher wird das Buch den dieser klassischen
Verteidigung zugetanen Spielern viele neue Anregungen liefern.
Während
zahlreiche Lehrbücher die Eröffnung behandeln, bleiben die
spezifischen Strategien für das Mittelspiel oft unberücksichtigt.
Die Wahl der richtigen Mittelspielstrategie ist für jeden
Schachspieler von großer Bedeutung, daher hauchte der Verlag der
Mittelspielserie der 1980er-Jahre wieder Leben ein. Nach Sizilianisch
und Damengambit untersucht Müller nun Französisch. Er bietet eine
umfassende Darstellung der Mittelspielstrategien, die sich aus der
französischen Verteidigung ergeben. Er erläutert die typischen
Stellungen, die aus dieser Eröffnung resultieren, und bietet
detaillierte Analysen sowie praktische Übungen.
Das
Buch beginnt mit einer Einführung in die Mittelspielstrategie und
stellt die wichtigsten Themen vor, die im Zusammenhang mit der
französischen Verteidigung stehen. Anschließend folgen über 100
Übungen, die dem Leser helfen, die Strategien aktiv zu
verinnerlichen und anzuwenden. Mitdenken ist für den Leser dabei
unabdingbar! Müller präsentiert vollständige Partien, die typische
Mittelspielpläne und -motive veranschaulichen, und erklärt jeden
Zug sowie mögliche Alternativen ausführlich.
Die
praxisorientierte Herangehensweise und die Fokussierung auf das
Wesentliche machen das Buch zu einem wertvollen Lehrmittel für jeden
Schachspieler, der sein Verständnis für das Mittelspiel vertiefen
möchte. Durch die Möglichkeit, die Partien direkt nachzuspielen,
wird das Lernen zusätzlich erleichtert und effektiver gestaltet. Es
ist ein unverzichtbares Buch für jeden Französischspieler, der
seine Fähigkeiten im Mittelspiel verbessern möchte.
Rezension von Christian Hoethe im April
2024
Großmeister Karsten Müller ist zurück! Nach seinen
Mittelspielbüchern "Typisch Sizilianisch" und "Typisch Damengambit" widmet er
sich diesmal der "wundervollen französischen Verteidigung" (John
Watson)!
Wie es
Lothar Nikolaiczuk bereits in den frühen 90er Jahren in der Reihe "Gezielte
Mittelspielstrategie" tat, richtet sich das Buch Müllers gezielt an die Anhänger
der jeweiligen Eröffnung, hier: der französischen
Verteidigung.
Viele
Mittelspielbücher versuchen, der Vielzahl ihrer Leser gerecht zu werden und
bieten daher einen bunten Mix der unterschiedlichsten Mittelspiel-Formationen.
Letztlich fallen dann vielleicht 6 bis 8 Beispiele auf das eigene
Eröffnungsrepertoire ab, wohingegen die meisten Musterpartien aus anderen
Eröffnungen entstanden sind - Eröffnungen, die man womöglich niemals
spielt.
Großmeister Müller widmet sich an die "Spezialisten"
einer jeweiligen Eröffnung. Aber Achtung: wer inhaltlich eher leichte Kost und
kurzfristige Unterhaltung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt! Denn
bereits unmittelbar nach der Einleitung geht es auf Seite 16 mit den 110 (!)
Aufgaben los.
Spätestens hier wird klar, dass der Leser ein
Arbeitsbuch in den Händen hält, das ihn konkret zum Mitdenken anregt, ihn aktiv
fordert, statt passiv berieselt.
Wie in
den vorangegangenen Mittelspiel-Büchern merkt man es dem Hamburger Großmeister
an: er möchte konkretes Wissen vermitteln, wiederkehrende, typische
Mittelspielmotive aufzeigen und seinen "Schülern" dabei helfen, ihre Spielstärke
zu steigern und sehend auf ihre nächste Französisch-Partie vorbereitet zu
sein.
Von
Seite 45 bis 189 gibt es dann die vollständigen (!) 110 Partien zu den
vorangegangenen Aufgaben mit ausführlichen Erklärungen an den kritischen
Stellen. Auch mögliche Nebenlösungen bespricht GM Müller ausführlich und zeigt
instruktiv auf, warum welcher Weg gewählt wurde oder hätte gewählt werden
sollen.
Wie
schon bei "Typisch Damengambit" und "Typisch Sizilianisch" gefällt mir besonders
die Tatsache, dass die Partien nicht erst an der kritischen Mittelspielstellung
beginnen. Vielmehr kann man alle Züge, die zur jeweiligen Fragestellung führen,
am Brett oder Smartphone mittels QR-Code direkt nachspielen, ohne mühsam die
jeweilige Diagrammstellung nachstellen zu
müssen.
Auch die
Partienauswahl hat mir gefallen: Müller schafft einen schönen Mix der möglichen
und typischen Mittelspiel-Pläne der üblichen Französisch-Abspiele - Vorstoß-,
Tarrasch- und 3. Sc3-Variante - und kommentiert aufs Wesentliche konzentriert.
So sieht effektives Mittelspieltraining tatsächlich
aus!
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die Königsindische Verteidigung typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich Königsindische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen die weißen
Bauern auf c4, d4 und e4 mit dem Vorstoß e7-e5 (und nicht c7-c5) angegriffen
werden – bzw. solche, die aus dieser Grundstruktur her- vorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise Aufstiegskandidat, Abstiegskandidat,
Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung, einziger Zug – aber auch Scherzartikel und
dergleichen mehr.
168 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Stefan Liebig im November 2024
Wer
sich mit Schacheröffnungen beschäftigt, hat die Qual der Wahl, wenn
es um passende Lehrbücher geht. Doch was, wenn man sich nicht nur
mit den Eröffnungszügen, sondern auch mit der Mittelspielstrategie
befassen möchte, die nach bestimmten Eröffnungen entsteht? Genau
hier setzt der Autor an: Statt allgemeine Mittelspielkonzepte zu
behandeln, konzentriert er sich auf die Königsindische Verteidigung
und die daraus resultierenden typischen Mittelspielstellungen. Das
Buch bietet eine präzise Sammlung von 100 Übungen, die sich
speziell mit den strategischen Mitteln dieser Eröffnung befassen.
Dabei wird der Leser mit Situationen konfrontiert, in denen die
weißen Bauern auf c4, d4 und e4 stehen und der zentrale Vorstoß
e7-e5 eine Schlüsselrolle spielt.
Die
Übungen sind in abwechslungsreiche Themen unterteilt, wie
„Aufstiegskandidat“, „Abstiegskandidat“, „Gewaltmaßnahme“
oder „Druckteigerung“. Diese Herangehensweise macht das Lernen
nicht nur effektiv, sondern auch unterhaltsam. Abgerundet wird das
Ganze durch humorvolle „Scherzartikel“, die das Lernen
auflockern.
Trotz
des Spaßes ist das Buch aber ein Arbeitsbuch, das den Leser aktiv
fordert. Es beginnt mit einer kurzen Einführung und führt dann in
die 100 Aufgaben, die allesamt aus der Königsindischen Verteidigung
stammen. Besonders hilfreich ist es, die Partien ab dem ersten Zug
nachzuspielen, bis hin zur kritischen Mittelspielstellung. So lässt
sich der Übergang aus der Eröffnung in das Mittelspiel direkt
nachvollziehen.
Die
Auswahl der Partien ist hervorragend, und Müller kommentiert
präzise, was dem Leser hilft, ein klares Bild der typischen
Mittelspielpläne zu erhalten. Dieses Arbeitsbuch richtet sich an
Spieler, die sich auf die Königsindische Verteidigung spezialisieren
oder ihre Mittelspielstrategie in dieser Eröffnung vertiefen
möchten. Es ist eine lohnende Lektüre für ambitionierte
Clubspieler und fortgeschrittene Turnierspieler, die von den klar
strukturierten Übungen und der tiefgehenden Analyse profitieren
werden.
Rezension
von Christian Hoethe im August 2024
Großmeister
Karsten Müller setzt seine Reihe der "typischen"
Mittelspielbücher fort und ist nach Französisch, Sizilianisch und
dem Damengambit nun beim faszinierenden Königsinder angekommen.
Auch bei dieser Neuerscheinung handelt es sich um ein
Arbeitsbuch, das den Leser konkret fordert. Der Hamburger Großmeister
setzt auch diesmal ein fortgeschrittenes Spielverständnis
voraus.
Nach einer kurzen Einleitung springt der Autor direkt in
die 100 (!) Aufgaben, die es zu lösen gilt. Dass die besprochenen
Stellungen allesamt dem Königsinder entspringen, sollte dabei
selbsterklärend sein.
Besonders gefällt mir, dass man die
Partien am Brett direkt vom ersten Zug bis zur kritischen
Mittelspielstellung nachspielen kann! Das empfinde ich bis heute als
ideal, muss man so nicht immer wieder mühselig die jeweiligen
Stellungen aufbauen, sondern erfährt auch gleichzeitig etwas über
die Eröffnungsvariante, die zum Diagramm führte. So kann man
beispielsweise das eigene Repertoire teilweise daran orientieren, wie
gut man das jeweilige Mittelspiel zu behandeln verstand.
Die
Auswahl der Partien gefällt mir erneut ausgesprochen gut: Karsten
Müller kommentiert auf den Punkt und verschafft seiner Leserschaft
einen guten Eindruck über die typischen Mittelspiel-Pläne. Genau
das, was man von einem spezialisierten Mittelspielbuch erwartet! Man
merkt es dem Hamburger Großmeister an: er möchte seinen "Schülern"
etwas vermitteln, das im Idealfall noch deren Spielstärke steigert.
Fazit: Auch "Typisch Königsindisch" ist
ein weiteres instruktives Buch dieser Reihe, das hält, was der Titel
verspricht. Was kommt wohl als nächstes? Typisch Nimzo-Indisch,
Spanisch, Grünfeld-Indisch?
Das vorliegende Werk des erfolgreichen Autorengespanns Jussupow und Dworezki wendet sich an Spieler, die die Anfangsgründe des Schachs hinter sich gelassen haben und sich vertiefend dem Thema Eröffnungsbehandlung widmen möchten. Effektives Eröffnungstraining fällt allerdings nicht in die Kategorie der üblichen Eröffnungsmonografien. Vielmehr zielt es darauf ab, allgemeine Prinzipien und Methoden des Eröffnungskampfes darzustellen, die effektive Bewältigung schachlicher Arbeit aufzuzeigen, Hilfestellung beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires und bei der Erarbeitung von Neuerungen zu geben und der Stoff anhand von Beispielen und Übungen verinnerlicht. Die Autoren wollen nicht zum mechanischen Erlernen von Varianten anregen, sondern zum eigenständigen Studium von Eröffnungssituationen und -problemen, zur kreativen Analyse der vom Leser bevorzugten Systeme. Dies ist ihrem erklärten zentralen Anliegen untergeordnet, den geistigen Reichtum des Schachspiels zu vermitteln und die Entwicklung der Schachkultur zu fördern. Die Autoren lassen den Leser an ihren großmeisterlichen Gedankengängen teilhaben, und in ihren Kommentaren zeigen sie ein ausgewogenes Verhältnis von verbalen Erläuterungen und untermauernden, aber nicht ausufernden Varianten. Effektives Eröffnungstraining bietet damit eine empfehlenswerte Vorbereitung auf eine nachfolgende Spezialisierung mit Hilfe von Monografien und (heute verbreiteten) elektronischen Datenbanken.
Artur Jussupow (*1960), Weltklasse-Großmeister russischer Herkunft, lebt seit 1991 in Deutschland und hat sich zunehmend als Autor anspruchsvoller Schachbücher und als Trainer (Jussupow Schachakademie in Weißenhorn) betätigt.
Mark Dworezki (*1947 †2016), russischer Internationaler Meister, bedeutender Schachautor und Trainer (u.a. von Jussupow), führte 1990-92 gemeinsam mit Jussupow eine Schule für junge Schachspieler in Moskau. Effektives Eröffnungstraining basiert auf Trainingslehrgängen an dieser Schule.
268 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2021
Schon in der Einführung machen die Autoren Artur Jussupow und Mark Dworetski deutlich, um was es geht. Der Schlüssel zum Erfolg am Schachbrett liege nicht im mechanischen Behalten von Eröffnungsdaten, sondern in der Aneignung des geistigen Reichtums des Schachspiels und im Wachsen einer Schachkultur. Wie diese Kultur in einem selbst wachsen kann, ist in dem Buch „Effektives Eröffnungstraining“ nachzulesen, das jetzt im Joachim Beyer Verlag in der 7. Auflage vorliegt. Von universeller Bedeutung bei der Vermittlung von Schachwissen sei die Weitergabe allgemeiner Ideen, Methoden und Mittel der Kampfesführung, das Aufzeigen rationeller Wege der schachlichen Arbeit, der Formen, um sich die nötigen Informationen anzueignen sowie die Mängelanalyse im Spiel der Schüler und die Hilfestellung bei der Überwindung, so die Autoren. All diese Punkte erfüllt dieses Buch, fokussiert auf die Eröffnung, auf eine vielfältige Weise. Über die Prinzipen des Schachspiels in der Eröffnung wie Logik, Überraschungen, Lösung von Problemen und praktischen Übungen, wird der Leser an den Aufbau eines Eröffnungsrepertoires herangeführt. Dabei kommen auch andere Autoren und Schachmeister zu Wort, die nochmals andere Sichtweisen eröffnen. Darunter Juri Rasuwajew, der auf die Informationslawine in der Schachwelt blickt. „Die noch vor hundert Jahren beängstigende Ausgangsstellung hat ihr unschuldiges Geheimnis verloren“, so der Schachgroßmeister und Historiker. Boris Zlotnik bietet einen Streifzug durch neue Eröffnungen, die stets aus zwei Quellen stammen. Zum einen direkt in einer Turnierpartie geboren oder zuhause im Analysierstübchen gefunden. Alexej Kosikow schließt sich mit seiner „alten Liebe“, der Französischen Verteidigung und dem Zug g7-g5 an und der internationale Meister Wladimir Wulfson begibt sich auf Eröffnungssuche. In einem weiteren Teil findet dieses Buch unter dem Kapiteltitel „Die Anfangszüge als Teil des Ganzen“ seinen inneren Kern, blickt über den Beginn einer Partie hinaus – auf die Probleme des Mittelspiels, auf die Verbindung zwischen Eröffnung und Endspiel und die Spurensuche einer ganzen Partie. Fazit: Das Buch ist nicht nur ein Wegweiser durch den Auftakt einer Partie, sondern ebenso höchst unterhaltsam.
Rezension von Uwe Bekemann im Januar 2016
Wieder neu auf dem Markt verfügbar ist "Effektives Eröffnungstraining" von Arthur Jussupow und Mark Dworetzki. Dieses Werk aus dem Joachim Beyer Verlag, erschienen als Imprint des Schachverlag Ullrich, richtet sich an den fortgeschrittenen Spieler und will diesem im Kern dabei helfen, ein eigenes Verständnis zur Eröffnungsbehandlung zu entwickeln. Im Ergebnis soll er befähigt werden, losgelöst von eingepaukten Variantenketten die richtigen Entscheidungen am Brett zu treffen. Richtig heißt in diesem Sinne systemgerecht, situationsgerecht und auch kreativ. Der Käufer erhält das Buch nunmehr in einer 6. überarbeiteten Auflage aus dem Erscheinungsjahr 2015.
Gewissermaßen ist "Effektives Eröffnungstraining" ein Patchwork-Produkt, denn es besteht aus zahlreichen, grundsätzlich eigenständigen Beiträgen, die erst durch die Einbindung in die ordnende Struktur des Buches einen inhaltlichen Zusammenhang entwickeln. Die Beiträge stammen aus Vorlesungen an der Schachschule der beiden genannten Buchautoren wie auch aus Artikeln, die dem mit dem Buch verfolgten Zweck dienen und thematisch passen. Diese Artikel stammen teilweise aus der Feder anderer Verfasser, beispielsweise von Dolmatow und Rasuwajew.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Insgesamt 16 Artikel sind darunter eingebunden. Die genannten fünf Teile tragen die folgenden Überschriften:
- Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung
- Aufbau eines Eröffnungsrepertoires
- Neue Züge
- Die Anfangszüge als Teil des Ganzen
- Über die Kreativität unserer Schüler.
Der erste Teil dient besonders dem Ausbau des Schachverständnisses, während die Teile 2 und 3 dem Aufbau eines eigenen, und zwar zum Spieler passenden Repertoires dienen. Weiterhin geht es dabei um die Entwicklung neuer, überraschender Züge und das Einstellen auf einen nächsten Gegner bzw. die Vorbereitung auf ein Turnier. Der vierte Teil widmet sich ganzheitlichen Aspekten der Eröffnungsbehandlung, insbesondere den Einflüssen der Eröffnung auf die Stellungen im Mittelspiel und auch im Endspiel. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Spieler in diesen beiden Phasen der Partie das erhält, was er mit seinen Aufbauentscheidungen in der Eröffnung prägestaltet hat.
Die einzelnen Beiträge sind eine Mischung aus viel Text in der Form von Erklärungen und Erläuterungen, analysierten und kommentierten Partien und Partiefragmenten, Übungen und teilweise Lehrsätzen. Als Ganzes ist das Werk als Schulungs- und Trainingsbuch so qualifiziert, wie die Namen Jussupow und Dworetzki, als Lehrmeister der Spitzenklasse bekannt, dies versprechen. Es ist aktuell, auch wenn in einem Beitrag auf einen zukünftigen Einfluss von Spitzen-Engines auf die Eröffnungsentwicklung hingewiesen wird, der inzwischen längst Realität geworden ist.
Das Buch ist robust, es wird in einer gebundenen Form und mit einem festen Einband ausgeliefert. Ein Lesebändchen, das dem Leser beim Markieren der aktuell von ihm erreichten Seite hilft, ist das I-Tüpfelchen auf einen sehr guten Gesamteindruck.
Fazit: "Effektives Eröffnungstraining" ist ein qualifiziertes Schulungs- und Trainingsbuch für den fortgeschrittenen Spieler. Es vermittelt Eröffnungsverständnis, nicht aber auswendig zu lernende Varianten. Im Ergebnis macht es den Leser selbstständiger und präpariert ihn für die Eröffnungsbehandlung "off road".
Rezension von Frank Große im November 2005 "Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht im mechanischen Behalten der Eröffnungsdaten, sondern im Aneignen des geistigen Reichtums des Schachspiels, im Wachsen der Schachkultur.", verkündigt das Werk im Vorwort. Die Rezension verrät, wie die Autoren den Weg zum Schlüssel vermitteln.Die mir hier vorliegende 4. Auflage eines Klassikers der allgemeinen Eröffnungsliteratur weiß sofort durch den Einband zu gefallen - ein positives Kennzeichen für viele Neuauflagen im Beyer Verlag. Das Autorenteam, um den in Deutschland sehr bekannten GM Artur Jussupow und Trainer Mark Dworezki hat sich mit diesem Werk die Aufgabe gestellt Spielern, die über das Einsteiger-Niveau hinausgewachsen sind (wie auch der Zusatz "für Fortgeschrittene" im Titel verrät) einen Ratgeber zur effektiven Eröffnungsbetrachtung zur Seite zu geben.Vornweg sei gesagt, dass das Buch sich von der herkömmlichen, monographienhaftigen Art der Eröffnungsbücher unterscheidet, in dem es weder eine Monographie darstellt, noch eine "Werbebroschüre" für die "perfekte" Eröffnung sein möchte. Der Weg für den ambitionierten Spieler zur Horizonterweiterung seines Eröffnungswissens führt über die folgenden Teile des Buches:I)Allgemeine Prinzipien des Spiels in der EröffnungLogik in der EröffnungÜberraschungen in der EröffnungenSchöpferische Lösung irrationaler ProblemePraktische ÜbungMit knapp 100 Seiten wird diesem Teil die meiste Aufmerksamkeit geschenkt.II)Formierung des EröffnungsrepertoiresVorbereitung auf eine PartieSie haben recht, Msr. Labourdonnais!III)Wie Eröffnungsneuerungen geboren werden!"Eröffnungssuche"IV)Probleme des MittelspielsVerbindung zwischen Eröffnung und EndspielAuf den Spuren einer PartieV)Über das Schöpfertum unserer SchülerWie die Überschriften verraten, handelt es sich in diesem Werk um eine systematische Sammlung von Vorträgen, die das Trainingskonzept der beiden Autoren im Bereich der Eröffnungen abdecken. Zur Verdeutlichung dienen zahlreiche ausführlich kommentierte Partien (meist mit Beteiligung der Autoren) aus dem Zeitraum der 80er bis Anfang der 90er. Die Kommentare beinhalten selten ellenlange Varianten, sondern versuchen verbal zu erläutern und Alternativen mit kurzen Zugfolgen zu verdeutlichen. Manche Kommentare waren mir zu "prägnant". Aufgrund des Niveaus der (meisterlichen) Partien ist das Werk aus meiner Sicht nicht für Spieler, die gerade die Züge gelernt haben geeignet! Wer im Buch einen Hinweis á la "Französisch - ein Leben lang" oder derartiges sucht wird nicht fündig, den Eröffnungscharakteristik, eigener Geschmack und persönliche Stärken sollen bei der Wahl des Repertoires in gesundem Verhältnis stehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Buch ausser zur "Königsindischen Verteidigung im Anzug" kein Augenmerk auf bestimmte Eröffnungen legt. Anzumerken sei noch, dass keine auf Großmeisterebene als "ungesund" geltende Systeme/Partien Einzug in die Partienauswahl gefunden haben, was wiederum für das Niveau der Kapitel spricht ...Im Aufsatz zur Formierung des Eröffnungsrepertoires hätte ich mir speziellere Methoden und Herangehensweisen, z.B. zur Erkennung der eigenen Stärken/Schwächen gewünscht ~ hier fehlt mir etwas "Detailtiefe". Dadurch, dass das Buch nicht im Zeitalter der Computer seine erste Auflage erfahren hat, wirkt der Hinweis eine Eröffnungskartei zu führen etwas altbacken. Nicht jeder Spieler ist heutzutage ein perfekter Computeranwender und weiß die Arbeit mittels Datenbanken etc. gewinnbringend einzusetzen. In diesem Punkt muss das Buch entsprechend passen.Fazit: Insgesamt hat mir das Buch einige Einsichten fernab vom spezifischen Wissen diverser Eröffnungsmonographien vermittelt und versucht eine Lücke zwischen den herkömmlichen Prinzipien der Eröffnung und der Spezialisierung und Arbeit mit dem Beginn der Schachpartie zu schließen, was in vielen Teilen gelingt. Mit dem Werk ist die Thematik aber meiner Meinung nach noch längst nicht erschöpft! Der Leser hat nach der Lektüre aber die analytische Arbeit noch vor sich - die Beiträge haben aber zur Verbesserung des Schachverständnisses beigetragen. Als positiv habe ich auch die "Info-Zeile" am unteren Seitenrand empfunden, welche die aktuell besprochene Partie als Information bereithält. Für Bücher, welche primär die Analyse von Partien zum Inhalt haben eine nachahmenswerte Gestaltungsmethode. Sehr vermisst habe ich Namens-, Partien- und Eröffnungsregister!
Rezension von Heinz Däubler im Dezember 2015
Eine Erfolgsgeschichte geht weiter: In 6. Auflage ist in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag Arthur Jussupow/Mark Dworetski „Effektives Eröffnungstraining für Fortgeschrittene“ erschienen. Die Autoren des Werkes garantieren hohe Qualität. Das Gespann bilden der ehemalige WM-Kandidat und Leiter einer bekannten Schachschule Jussupow, noch heute für die SG Solingen in der 1. Bundesliga am Brett, und sein früherer Trainer, IM Dworetski.
Wie der Titel des Buches andeutet, liegt das Schwergewicht auf dem Eröffnungstraining. Grundlage sind Vorlesungen, die die Autoren und auch andere hochkarätige Mitarbeiter in den Seminaren der Schachschule gehalten haben. Wohltuend und nützlich für den Lernenden ist, dass nicht Eröffnungen technisch abgehandelt werden. Credo der Autoren: Der Erfolg am Schachbrett liegt nicht im mechanischen Auswendiglernen bestimmter Eröffnungen. Diese Intention ist am Aufbau des Werkes deutlich sichtbar. In vier Teilabschnitten werden „Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung“, Aufbau eines Eröffnungsrepertoires“, „Neue Züge“ und „Anfangszüge als Teil des Ganzen“ angeboten. Ein letzter Abschnitt handelt von der Kreativität ihrer Schachschüler. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Werk, dass die Eröffnung einer Partie nicht isoliert von Mittel- und Endspiel zu betrachten ist. So werden fast durchgängig die besprochen Eröffnungsfragen anhand von Partien aus der Großmeisterpraxis, zumeist solcher aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterlegt. Hervorzuheben ist die klare Gliederung des Werkes durch Balkenüber- und -unterschriften.
Fazit: Ein Werk, das dem fortgeschrittenen Lernenden bei seinem Eröffnungstraining von großem Nutzen sein wird. Sehr empfehlenswert!
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