Bronstein: Das Kandidatenturnier Zürich 1953

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Produktnummer: 10405

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Produktinformationen "Bronstein: Das Kandidatenturnier Zürich 1953"

Um die seinerzeitige Bedeutung des Kandidatenturniers Zürich 1953 heutzutage annähernd nachvollziehen zu können, empfiehlt sich ein kleines Gedankenspiel. Die 15 teilnehmenden Großmeister machten damals ziemlich genau die Hälfte aller Großmeister überhaupt aus. Um dieses Zahlenverhältnis in unserer Zeit zu erreichen, müssten etwa 750 GM (!) an den Start gehen.  

Darüber hinaus war ein Drittel der Teilnehmer sogar von einem ganz besonderen Kaliber: ein ehemaliger und zwei angehende Weltmeister – sowie zwei Spieler aus der Liste der so genannten 'ewigen Zweiten'. Einer von diesen, der denkbar knappe Verlierer des WM-Kampfs von 1951, David Bronstein, kam auch in Zürich auf den zweiten Platz.  

Anschließend schrieb er mit dem Turnierbuch sein erstes Schachbuch überhaupt. Und so ist es umso bemerkenswerter, dass es 1982 bei einer Umfrage des 'British Chess Magazine' nach dem 'besten Schachbuch' auf den – ja genau! – auf den zweiten Platz kam.

Neben lebendigen Schilderungen der Turnierereignisse aus der Sicht eines Teilnehmers, enthält es alle 210 Partien, knapp die Hälfte ausführlich kommentiert, wobei des Autors Hauptaugenmerk auf Analyse und Erläuterung der Mittelspiele gerichtet war.

230 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag

 

Rezension von Gerd Schowalter im Februar 2018

Der Beyer Verlag schaffte es wieder einmal, ein klassisches Werk der neueren Schachgeschichte zum Leben zu erwecken. Die Erstausgabe aus dem Berliner Sportverlag von 1991 war lange vergriffen, was von vielen Schachfreunden bedauert wurde. Denn das Hauptwerk des großen russischen Schachmeisters Bronstein galt in Insiderkreisen als schönstes Schachbuch aller Zeiten. Mein weitläufig Verwandter Wolfgang Unzicker, der deutsche Vorkämpfer der Nachkriegszeit, empfahl es mir vor Jahren nicht nur als schönstes, sondern wichtigstes Schachbuch, und mit dieser Meinung stand er unter den führenden Meistern nicht allein.

Der Sportverlag hatte in der ersten Ausgabe noch ein eigenes Vorwort dem des Autors vorangestellt. Darin begründet er, warum die Leserschaft so lange auf eine deutsche Fassung warten musste (nur dem riesigen Umfang und der Stofffülle des Werkes geschuldet). Der Beyer Verlag verzichtet auf eine derartige Einleitung und übernimmt das Vorwort des erfahrenen Verfassers des zeitlosen Werkes, mit nur kleinen Veränderungen. Er bevorzugt auch eine zweispaltige Textgestaltung, die gegenüber der drei Spalten des Vorgängers übersichtlicher und somit besser lesbar erscheint. Dazu dient auch die Gesamtgestaltung mit blütenweißem Papier und gern gesehenem Lesebändchen.

David Bronstein, ein ausgewiesener Weltklassespieler, der 1951 im Finale um die Weltmeisterschaft gegen Botwinnik mit viel Pech in den beiden letzten Partien und 12:12 Endstand nur knapp scheiterte, ist ein hervorragender Schachschriftsteller. Das beweist er auch in einer Reihe weiterer exzellenter Bücher. Er beweist stets sein großes Schachwissen, seine gewaltige Spielstärke und die Kraft seiner Analyse. Außerdem gelingt es ihm immer wieder, sich in den Leser hineinzuversetzen und sich kritisch zu hinterfragen. Sein „Kandidatenturnier Zürich 1953“ lebt davon, dass er nicht nur Augenzeuge, sondern auch Teilnehmer des bedeutenden Turniers ist. Was war das noch für ein Großereignis! Gibt es heute Hunderte von Großmeistern (Wer zählt die Völker nennt die Namen!), so machten die 15 Starter etwa die Hälfte aller damaligen Großmeister aus. Es spielten auch ein ehemaliger Weltmeister (Euwe) und zwei „ewige Zweite“ mit (Keres und er selber).

Bronstein, der im Turnier den zweiten Platz belegen konnte, berichtet umfassend über alle 30 Spielrunden. Er zeigt die Ergebnisse, gibt den Turnierstand an und stellt wichtige Partien vor. Seine Glossierung ist gut nachvollziehbar und lehrreich. Auffällig ist dabei auch, mit welcher Bescheidenheit er über seine eigenen Partien spricht. Über den Turniersieger Smyslow ist er voll des Lobes. Bei den Vorberichten auf die einzelnen Spielrunden geht er mitunter sogar auf schachtheoretische Themen ein. So erörtert er beispielsweise die Frage des Anzugsvorteils in einer Schachpartie oder die Blockade als Element strategischen Planes.

Fazit: Wie bereits ausgeführt, ist dieses Schmuckstück eines Schachbuches auch eines der besten aller Zeiten. Weltklassespieler David Bronstein (1924-2006) denkt darin in erster Linie an den interessierten Leser. Das Buch, von ihm selbst in der Entstehung immer wieder selbstkritisch korrigiert und verbessert, spricht für sich selbst. So musste der Verlag keine großen Veränderungen vornehmen. Dieses Schachbuch erfreut nicht nur den Büchersammler, sondern auch den Schachspieler und -praktiker. Bronstein doziert nicht nur ausführlich über das Mittelspiel, sondern lässt auch sein Wissen um das Endspiel einfließen. Das geschieht z. B. in der Partie Nr. 150 Gligoric – Euwe („Das beste Endspiel des Turnier“, hier fehlt das „s“, das in der Erstausgabe vorhanden ist). Der Nachspielende kann durch die 207 (von 210) ausgewählten und hervorragend kommentierten Glanzpartien der damaligen Weltklasse durchaus profitieren. Hilfreich ist auch der Anhang mit Eröffnungsregister. Hier wird auf die Nummerierung der Partien hingewiesen. Vielleicht hätte dieser Hinweis schon am Anfang des Anhangs erscheinen sollen, um dem Leser nicht erst beim zweiten Blick klar zu machen, dass mit den Nummern nicht die Seiten, sondern die Partien gemeint sind. Ansonsten ist die Zusammenstellung geglückt, wobei die kommentierten Partien fett gedruckt aufgeführt sind. Alles in allem: Großes Lob für diese schöne Neuauflage eines klassischen Schachbuches.

 

Rezension von Ottmar Walther im Februar 2017

Vom 30. August bis 23. Oktober 1953 spielten die 15 besten Spieler der Welt in einem doppelrundigen Turnier (!) aus, wer der Herausforderer des amtierenden Weltmeisters Botwinnik sein würde. Also 30 Runden zu spielen – wenn man bedenkt, dass heute das WM-Match nur noch über 12 Runden geht ...! Um es vorwegzunehmen: Am Ende gewann Smyslow souverän mit 18:12 und 2 Punkten Vorsprung vor den punktgleichen 2.-4. Keres (der ewige Zweite!), Bronstein und Reshevsky (16 Punkte) und 5. Petrosian (15). Smyslow konnte im folgenden Jahr gegen Botwinnik nur ein 12:12 erreichen, gewann aber im nächsten Zyklus den WM-Titel. Bronstein spielte später auch 12:12 gegen Botwinnik und Petrosian konnte dessen lang dauernde Herrschaft auf dem WM-Thron schließlich 1963 beenden. Es waren also die Spieler am Start, die für eine ganze Generation das Weltschach prägten.

David Bronstein gehörte nicht nur zur Weltspitze im Schach, sondern auch zu der der Schach-Autoren. Sein flüssiger, auch für den Laien verständlicher Stil ist etwas ganz besonders und wurde bis auf den heutigen Tag nur von wenigen Autoren erreicht. Daher ist es kein Wunder, dass sein Turnierbuch Zürich 1953 zu den Klassikern der Schachliteratur gehört. Es wurde und wird bis auf den heutigen Tag wieder und wieder von starken Großmeistern empfohlen oder als ein Buch bezeichnet, das ihnen auf dem Weg nach oben geholfen hat. Nun wird vielleicht mancher Schachfreund stutzig werden und fragen, was denn ein mehr als sechzig Jahre altes Buch ihm heute noch geben kann? Nun, sicher hat sich die Theorie seitdem erheblich weiterentwickelt und man wird vergeblich nach Eröffnungsanregungen suchen. Aber Eröffnung ist nicht alles, das Mittelspiel ist mindestens genauso wichtig und wird nur zu oft vernachlässigt. Und für dieses gibt Bronstein wertvolle Erklärungen, Anregungen und Analysen, die das Buch alleine schon lesenswert machen. Beim Erklären der wichtigen Bereiche wird der Leser nicht wie so oft einfach nur mit Referenzpartien abgespeist, sondern erklärt ausführliche und verständliche Erläuterungen, die ihm auch für sein eigenes Spiel helfen. Er muss sich auch nicht durch einen Wust an Varianten quälen, sondern erhält stets ausgezeichnete verbale Kommentare.

Ich bin immer sehr skeptisch wenn es heißt, ein Buch habe für (fast) jeden etwas zu bieten. Aber dieses Buch ist eine Ausnahme. Leser – auch Hobbyspieler – die gerne Meisterpartien nachspielen, werden gewiss auf ihre Kosten kommen und die Kommentare genießen. Aber auch Spieler von hoher Klubstärke finden in Bronsteins Kommentaren eine Menge von Informationen zu positionellen Aspekten, die manches einschlägige Lehrbuch in den Schatten stellen.

Fazit: Ein "stressfreies", aber anregendes Buch, das jeder interessierte Schachfreund lesen kann und sollte!

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